Münzsammler treffen sich am Wochenende in Halle

von 13. Oktober 2011

Am kommenden Wochenende findet vom 14. bis 16. Oktober das 8. Deutsche und 19. Mitteldeutsche Münzsammlertreffen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) statt. Über 100 Münzsammler aus ganz Deutschland werden erwartet. Diese wissenschaftliche Tagung veranstaltet der Numismatische Verein Halle e. V. anlässlich der 100- bzw. 50-jährigen Vereinsjubiläen seiner beiden Vorgängervereine in enger Zusammenarbeit mit der Universität und dem Münzkabinett der Stiftung Moritzburg Halle, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt. So erfolgte die Gründung der ersten Numismatischen Gesellschaft 1911, die Gründung des Numismatischen Vereins Halle 1961, die Neubegründung des Numismatischen Vereins 1991. Motto des Treffens ist "Impulse – Halle und die Numismatik".

Ein solch umfangreiches Treffen der Numismatiker findet in Halle erstmals wieder seit dem 4. Deutschen Münzforschertag 1925 statt. Anlässlich des Münzsammlertreffens wurden insgesamt fünf verschiedene Medaillen ediert, die noch erworben werden können. Die wissenschaftliche Tagung umfasst ein reiches Vortragsprogramm. Die begleitenden Ausstellungen in der Moritzburg (Geld für Magdeburg), in der Zentralen Kustodie der Universität (Impulse für die Numismatik aus Halle) (enthält über 100 Leihgaben aus der Sammlung des Landesmünzkabinetts der Stiftung Moritzburg) und in der Galerie im Graseweg 2, wo neun junge Bildhauer ihre neuen Medaillen unter dem Thema „Wechselseitig“ vorstellen, sind für Interessenten am 15. und 16. Oktober geöffnet.

Die deutsche Numismatik hat aus Halle seit über 300 Jahren immer wieder wichtige Impulse erhalten. Die Friedrichsuniversität gilt im 18. Jahrhundert als eine regelrechte Hochburg der wissenschaftlichen Numismatik. Hier begründete der Polyhistor und Mediziner Johann Heinrich Schulze die akademische Numismatik. Bereits 1709 hatte sich der Staatsrechtler Johann Peter von Ludewig mit mittelalterlichen Brakteaten auseinandergesetzt und erkannte den besonderen historischen Wert von Münzfunden. Der Historiker Friedrich Joachim verfasste nicht nur ein mehrbändiges Groschenkabinett, sondern 1754 auch eines der ersten umfassenden Lehrbücher der Münzgeschichte vom Altertum bis in die damalige Gegenwart. Das über 7.000 Münzen umfassende “Vollständige Thalerkabinett” des in den Franckeschen Stiftungen wirkenden Pharmazeuten und Arztes David Samuel von Madai ist bis heute ein angesehenes Zitierwerk. Der letzte hallesche Salzgraf Karl Friedrich von Zepernick publizierte 1822 ein Werk über die “Capitels und Sedisvakanzmünzen”, das bis in die jüngste Gegenwart immer wieder aufgelegt wurde. Ab 1922 wirkte der Infantriegeneral Max von Bahrfeld als Professor an der Universität und war zugleich der bedeutenden Münzhandlung von Albert Riechmann und Richard Gaettens verbunden, die neben bedeutenden Auktionen den in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts führenden deutschsprachigen numismatischen Verlag aufbaute. Eberherd Mertens konnte den Anstoß zur Schaffung des “Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt” in der Stiftung Moritzburg geben, der einzigen Neubegründung eines universal angelegten Münzkabinetts im 20. Jahrhundert in Deutschland. Die spezifisch hallesche Medaillenkultur der Moderne, seit 1916 kontinuierlich an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein gelehrt, stellt ein besonderes Phänomen in der europäischen Medaillenkunst dar.

In Halle wurde bereits im späten 10. Jahrhundert Geld produziert, zunächst auf der Burg Giebichenstein, dann in der Nähe des Händelhauses im alten Viertel des „Schlamms“ und von 1582 bis 1680 in der Münzstätte auf der Moritzburg.