Musica Sacra in der Moritzkirche

von 8. April 2009

In der Reihe MUSICA SACRA der STAATSKAPELLE HALLE mit der Robert-Franz Singakademie erklingt am Karfreitag um 18.00 Uhr in der Moritzkirche in Halle (Saale) unter der musikalischen Leitung von Gothart Stier LA PASSIONE DI GESÙ CRISTO (Die Passion Jesu Christi) von Johann Friedrich Reichardt. Das Werk galt lange Zeit als verschollen und wurde von Ursula Jürgens und Gothart Stier mit aufwendiger Recherche in der Pariser Nationalbibliothek wieder gefunden. Als LA PASSIONE DI GESÙ CRISTO 1998 im Rahmen der Händel-Festspiele Halle mit großem Erfolg aufgeführt wurde, war in der MITTELDEUTSCHEN ZEITUNG von einem „Seltenen Glücksfall einer Schatzsuche“ zu lesen.

Johann Friedrich Reichardt, ein Zeitgenosse Mozarts, war als Hofkapellmeister dreier Preußenkönige eine der vielseitigsten Künstlerfiguren des späten 18. Jahrhunderts. Er war Dirigent, Komponist, Verfasser zahlreicher Schriften und Reiseberichte und einer der bedeutendsten Musikkritiker des 18. Jahrhunderts. Seine letzen Lebensjahre verbrachte er als Salinendirektor auf dem Gut Giebichingen bei Halle. Sein Haus war ein beliebter Treffpunkt junger Künstler, aber auch berühmte Zeitgenossen wie der alternde Goethe zählten zu seinen Gästen. 1814 starb der Komponist in Halle an der Saale. Viele von Reichardts Opern, Singspielen und Oratorien, die sein internationales Ansehen begründeten, gelten heute als verschollen oder ruhen in Archiven.

Reinhardts Oratorium basiert auf dem Text von Pietro Metastasio. Es handelt sich um ein abendfüllendes teilweise hochvirtuoses Werk. Drei Akteure bestimmen die Handlung: Pietro (Petrus), Giovanni (Johannes) und Giuseppe (Joseph). Eindrucksvoll erklingen die Chöre und können händelschen Einfluss nicht verleugnen. Die ersten Teile des Werkes wurden in den Concerts spirituelles zu Berlin am 15. August 1783 aufgeführt, eine vollständige Aufführung fand am 8. April 1784 daselbst statt. Über diese Aufführungen sind keine Berichte bekannt, wohl aber über die Aufführungen in England. 1785 reiste Reichardt, der das wenig anregende Musikleben am preußischen Königshof leid war, mit der Passion im Gepäck nach London, wo ihm vom englischen Königshof, wie auch vom Publikum große Beachtung geschenkt wurde. Von London ging Reichardt nach Paris, wo er seine Passion ebenfalls mit großem Erfolg aufführte. Solistisch treten in der Aufführung am Karfreitag Katherina Müller, Sopran (Petrus), Jaroslav Brezina, Tenor (Johannes), Stephan Heinemann, Bariton (Joseph) hervor.