Musikalisch-literarische Ehrenpforte im Händel-Haus

von 23. April 2010

Besucher im Händelhaus in Halle können ab sofort eine Ehrenpforte durchschreiten. Eine Sonderausstellung widmet sich den „Menschenbildern bei Johann Mattheson“. Im Geburtshaus des Komponisten Georg Friedrich Händel erhalten Besucher in zwei Ausstellungsräumen bis zum 30. Dezember 2010 interessante Informationen über eines der ältesten Musiklexika: der „Ehren-Pforte“ von 1740 aus der Feder des Hamburger Musikers, Komponisten und Musikschriftstellers Johann Mattheson (1681-1764). Händels Zeitgenosse, Kollege und selbsternannter Freund setzte in seinem Buch „Grundlage einer Ehren-Pforte“ fast 150 wichtigen Persönlichkeiten seiner Zeit ein literarisches Denkmal. Dieses wurde in der neuen Sonderausstellung sogar als reales Miniaturbauwerk errichtet und dient als Verbindung zwischen den beiden Ausstellungsräumen. „Besucher können so erstmals Johann Matthesons ‚Ehren-Pforte’ tatsächlich durchschreiten“, sagt Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händel-Haus. Darüber erklingen an zwei Hörstationen Stücke von in der „Ehren-Pforte“ porträtierten Komponisten. Die Ausstellungskuratorin konnte sich damit mit ihrer kuriosen Idee durchsetzen, die ihr nach eigenen Angaben im Traum erschien.

Für die Nachwelt sind Johann Matthesons Schriften von großem Wert, da sie interessante Informationen über Händel und die Musikpraxis seiner Zeit, sowie über zahlreiche andere Zeitgenossen und ältere Musiker und Musikgelehrte enthalten. Anhand sieben ausgewählter Persönlichkeiten (Orlando de Lassus 1532-1594, Jan Pieterszoon Sweelinck 1562-1621, Johann Herrmann Schein 1586-1630, Jean-Baptiste Lully 1632-1687, Johann Behr 1655-1700, Georg Philipp Telemann 1681-1767, Georg Friedrich Händel 1685-1759), die in der Ehren-Pforte vorgestellt wurden, lässt sich in der Ausstellung auch Erstaunliches feststellen: Die Maßstäbe, die Johann Mattheson für die Auswahl der Porträtierten anlegte, sind heute in manchen Fällen nicht mehr nachvollziehbar. Und: Wenn die Länge der Artikel etwas über die Wichtigkeit der Personen aussagen würde, wäre hier vor allem eine Person die wichtigste: Mattheson selbst, der für sich ganze 31 von 428 Buchseiten beansprucht. Andere bekommen nur eine Handvoll Zeilen, einige bedeutende Komponisten, wie Bach, Scheidt, Buxtehude oder Vivaldi, fehlen ganz. Warum haben sie keine Aufnahme gefunden, dafür aber etliche heute ganz unbekannte Musiker? All diesen Fragen wird sich die Ausstellung widmen und dabei versuchen, das Menschenbild Johann Matthesons zu ergründen.

„Menschenbilder bei Johann Mattheson“ ist eine Sonderausstellung zum Themenjahr der Landesinitiative „Sachsen-Anhalt und das 18. Jahrhundert“ und wird unterstützt durch den Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e. V.

PROGRAMM zur Museumsnacht am 24.4.2010 im Händel-Haus Halle
18:00, Kammermusiksaal
„Viva la Musica“
Kammerchorkonzert mit Musik Diagonal.

18:00 – 24:00, Foyer
Flohmarkt: Schallplatten und Bücher
Zugunsten der Bibliothek des Händel-Hauses.

18:00 – 19:30; Kinder-KLANGSTATT
Ich mach mir ein (Bilder)-Buch
Kinder und Erwachsene gestalten ein kleines Buch.

19:00, Musikinstrumentenausstellung
Historische Tasteninstrumente
Sonderführung durch die Musikinstrumenten-Ausstellung.

20:00, Sonderausstellung
Eröffnung: Menschenbilder bei Johann Mattheson
Lebensbeschreibungen von Komponisten der Händelzeit und älterer Musiker
und Musikgelehrter in Matthesons musikalischer „Ehrenpforte“.

21:00, Schatzkammer
Sonderführung Hallesche Händel-Dokumente.

21:30 – 22:30, Großer Hof
Odessa Irish music und Klezmer.