Die Dschinn wurden in der islamischen Mythologie aus rauchlosem Feuer erschaffen. Sie können dämonisch, aber auch Schutzgeist oder genius loci sein, körperlos oder anthropomorph. In der Volksmythologie können sie Wünsche erfüllen oder in den Wahnsinn treiben. Trotzdem sie übersinnliche Wesen sind, sind sie den Menschen nicht unähnlich und unter islamischen Theologen aufgrund des sie umgebenden Aberglaubens umstritten. So wollen einige reformistische Ansätze in der Erwähnung der Dschinn im Koran eine Personifizierung von Bakterien sehen, welche unter Hitzeeinfluss Krankheiten verursachen und entsprechend im Volksglauben von einem Menschen „Besitz ergreifen“ können.
Zu den bevorzugten Aufenthaltsorten der Dschinn gehört denn unter anderem auch das Hamam, also das orientalische Bad. Die Installation selbst ist in Anlehnung an ein Hamam, bzw. Badezimmer konzipiert, welches als ein Ort, der Intimität und Alltagsritual vereint, zur Introspektion oder in diesem Fall zur Einsichtnahme einlädt, gleichzeitig aber auch ein Verwirrspiel der Lokalitäten postuliert.
Auch der Kiosk selbst entstammt ursprünglich dem islamischen Kulturraum (Etymologie über französisch kiosque, von osmanisch Kök Gartenpavillon, aus dem Persischen K?k) und wurde von Nabila Attar als perfekter Ort für eine ihrer Brunneninstallationen gefunden.
Die Künstlerin ist zur Vernissage und Finnissage sowie in der Aufbauphase (27.10. bis 06.11.2020) der Installation anwesend.
Das Stipendium wird aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen des hr.fleischer e.V. finanziert.
Die Ausstellung im Kiosk am Reileck wird gefördert durch Lotto-Toto Sachsen-Anhalt sowie die Saalesparkasse.
Über die Künstlerin
Nabila Malalai Attar (*1986, Hamburg) hat von 2011 bis 2015 Bildende Kunst an der Grays School of Art (Robert Gordon University), Aberdeen (UK) und der Academy of Fine Arts, Prag (CZ) studiert. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in Hamburg, Glasgow, Edinburgh, Prag und Mariupol ausgestellt. Im Jahr 2019 war sie Artist in Residence in Mariupol/Bakhmut (Ukraine), im Jahr zuvor Artist in Residence bei der Gesellschaft für Sozialgestaltung, Marthashofen. Nabila Attar lebt und arbeitet in Hamburg.
Über das Projektstipendium
Das Projektstipendium des hr.fleischer e.V. wurde in diesem Jahr zum vierten Mal ausgeschrieben und ist mit 1.000 Euro dotiert. Dabei wird für den ehemaligen Zeitungskiosk an einem zentralen Knotenpunkt der Stadt Halle (Saale) ein Kunstprojekt realisiert, das auf diesen Ort zugeschnitten ist. Aus über 50 Bewerbungen wurden von der Jury Nabila Attar ausgewählt. Die fünfköpfige Jury bestand aus den Vereinsmitgliedern Prof. Nike Bätzner (Professorin für Kunstgeschichte, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Kuratorin), Elisabeth Rändel (Kunstvermittlerin, Radiomacherin), Tim Rosenbaum (Lehrer, DJ) und Ralf Wendt (Künstler) sowie Claire Laude (Projektstipendiatin Mach den Kiosk 2018).
abila Malalai Attar
Projektstipendiatin „Mach den Kiosk!“ 2020
Ausstellung „Djinn“
Öffentliche Aufbauphase 27.10. bis 6.11.2020
Vernissage: 06.11.2020, 19 Uhr
Finissage: 28.11.2020, 17-22 Uhr (im Rahmen der Langen Nacht der Galerien Halle (Saale))
Kurzfristige Änderungen aufgrund der Corona-Situation sind möglich.
Ort:
hr.fleischer e.V.
Kunst- und Projektraum Kiosk am Reileck
Händelstraße 1a / Ecke Bernburger Straße
06114 Halle (Saale)