Nackte in der DDR

von 31. März 2012

 Aber nicht nur große Teile der Ostseeküste waren fest in der Hand der „Nackten“ – auch im Binnenland des Arbeiter- und Bauernstaates wurde jede Gelegenheit zum hüllenlosen Badespaß genutzt. In Halle und Umgebung war vor allem der Kanal das Badeparadies der nackten Sonnenanbeter. Aber auch die Saale und der Heidesee wurden teilweise als FKK-Refugium genutzt. Der Fotograf Eberhard Garbe (geb. 1932), bekannt durch seine Naturaktfotos in der „Fun-zel“, hat zwischen 1975 und 1989 das FKK-Strandleben am Kanal und am Heidesee in zahlreichen Fotografien festgehalten. Der Mitteldeutsche Verlag hat nun eine Auswahl aus diesem fotografischen „Nacktfundus“ zusammengestellt. Der schmale Bildband zeigt in Schwarz-Weiß- und Farbfotos, wie unbekümmert der Umgang mit der eigenen Nacktheit war. Dabei bedeutete FKK nicht nur nacktes Nebeneinander auf dem Nachbarhandtuch sondern auch aktive Gemeinschaft bei Sport, Spiel und Strandleben. Neben den hallischen Nackedei-Impressionen bringen die knapp hundert Seiten auch zahlreiche Aufnahmen, die Garbe an verschiedenen Stränden der Ostsee gemacht hat. Ergänzt wird der Bildband schließlich durch einige künstlerische Schwarz-Weiß-Frauenakte, in denen die jungen Frauen neben unbeschwerter Natürlichkeit auch Selbst-bewusstsein ausstrahlen. Abgerundet wird diese ostalgische Erinnerung durch einige Betrachtungen von Danae Simmermacher über die Nacktheit in Ost und West, historisch und gegenwärtig. In der heutigen Gesellschaft ist Nacktheit kein Tabu mehr und so gibt es neben der FKK-Bewegung auch Nacktwandern, Nacktreiten, Nacktradeln u.v.m. Fazit: „Natürlich nackt“ ist ein kleines fotografisches Erinnerungsbuch – vergnüglich, un-terhaltsam und natürlich textilfrei. [i]Eberhard Garbe: „Natürlich nackt – FKK und Akt in der DDR“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2012, 12,95 €, 96 S., ISBN 978-3-89812-849-0[/i]