Neue Sonderausstellung blickt auf Hahnemanns Jahre in Köthen

von 8. Juni 2021

Die Schau widmet sich Samuel Hahnemanns Wirken in der Stadt, beleuchtet Aspekte seiner Arbeit als Arzt – aber auch den Privatmann und Anekdoten, die sich um den Mediziner ranken.

Mit dieser neuen Sonderausstellung im Schloss Köthen präsentieren sich die drei Räume im Ludwigsbau in einer neuen Optik, die den drei Ausstellungsschwerpunkten – Stadt, Praxis und Privatmann – Rechnung trägt. Die Gestaltung lag in den Händen des Studios Neue Museen Berlin/Halle, das mit seinem Farbkonzept in den Tönen Quarzrose, Barock Bleu und Anthrazitrot die Ausstellungsräume ebenso überraschend verwandelt hat wie mit dem Ausstellungsmobiliar, das die Beschäftigung und Arbeitsförderung in Köthen (KöBeG) umsetzte und damit die Museen unterstützte.

Zur neuen Sonderausstellung erscheint eine 80-seitige, kostenlose Begleitbroschüre, die die gesamten Ausstellungstexte beinhaltet. Zudem können die Besucher im Museumsraum, der sich dem Privatmann Hahnemann widmet, verweilen und einen rund viertelstündigen Animationsfilm anschauen. Auf unterhaltsame Weise erfahren die Gäste darin mehr über Hahnemanns Leben. Ermöglicht wurde diese Produktion durch die finanzielle Unterstützung mehrerer Sponsoren. Nxdrf.de setzte den Film um, der auch unter www.schlosskoethen.de und auf dem YouTube-Kanal Schloss Köthen eingestellt wird,.

Die ursprünglich geplante große Ausstellungseröffnung mit dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte und dessen Homöopathie-Stiftung muss am 13. Juni jedoch wegen der noch geltenden Einschränkungen für derartige Veranstaltungen entfallen. Ein Video zur Ausstellung, gedreht vom Team der Museen im Schloss, und mit Interviews der Akteure ist mit dem Eröffnungstag ebenfalls auf der Webseite der Museen und auf YouTube zu sehen. Schloss Köthen und die Partner des Museums planen nun Mitte November eine Finissage der Schau.

Bis dahin wird es über den Sommer eine Reihe von begleitenden Veranstaltungen geben. So ergänzen Stadtführungen auf den Spuren Samuel Hahnemanns die Sonderausstellung. Auf dem ca. zweistündigen Rundgang (erster Termin am 20. Juni) tauchen die Teilnehmer ein in die wechselvolle Geschichte Hahnemanns und lernen seine Lebensumstände kennen. Weitere Führungen sind am 11. Juli und 15. August, jeweils 14.30 Uhr, geplant. Ein Abend in der Reihe „Schlosssalon“ widmet sich im Herbst der Homöopathie. Der Schauspieler Andreas Jung gastiert am 24. September mit seinem Ein-Mann-Stück „Hahnemann und Klockenbring“ im Veranstaltungszentrum und schlüpft in die Rolle des Polizeipräsidenten von Hannover, Friedrich Arnold Klockenbring, der an einer Psychose litt und beim Homöopathen Hahnemann Hilfe suchte. 1792 wendete der Arzt sein Ähnlichkeitsprinzip erstmalig bei einem psychisch Kranken an.

Nicht zuletzt finden sich Anklänge an die Homöopathie auch im diesjährigen Schlosstraum, der am 31. Juli im Köthener Schlosspark wieder zahlreiche Künstler und Artisten vereint. Ein Teil der Mitwirkenden nimmt in seinen Beiträgen während des sommerlichen Spektakels Bezug auf die neue Sonderausstellung.

Hahnemann in Köthen

„Welthauptstadt der Homöopathie“ – so wird Köthen gern von Besuchern genannt. Es gibt einige überzeugende Gründe für diese Behauptung. Als Begründer der Homöopathie als moderne Wissenschaft wird Dr. Samuel Hahnemann (1755–1843) weltweit anerkannt und geehrt. Auf Einladung von Herzog Friedrich Ferdinand von Anhalt-Köthen ließ sich Hahnemann mit seiner Familie 1821 in Köthen nieder, wo er bis 1835 lebte und u.a. die Schrift „Die chronischen Krankheiten“ veröffentlichte. Mit der Ernennung zum Hofrat sorgte der Herzog für Hahnemanns Schutz und räumte ihm alle Freiheiten ein, die dieser brauchte, um forschen und arbeiten zu können. Dreh- und Angelpunkt dafür war das bis heute erhaltene Haus in der Wallstraße. Gäste aus der ganzen Welt pilgern dorthin. Nach dem Tod seiner ersten Frau (1830) heiratete Hahnemann zu Jahresbeginn 1835 Melanie d’Hervilly, mit der er sich in Paris niederließ. Wer sich heute auf die Spuren Hahnemanns in Köthen begibt, stößt auch auf Dr. Arthur Lutze, der als Quereinsteiger in die Homöopathie in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Köthen kam und eine florierende Klinik eröffnete, welche als Gebäude bis heute steht.

Samuel Hahnemann

Der sächsische Mediziner, Schriftsteller und Übersetzer Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755-1843) gilt als Begründer der klassischen Naturheilkunde, ab 1807 „Homöopathie“. Hierbei verstand er eine Krankheit als eine durch negative Reize hervorgerufene Körperreaktion; daraus entwickelte Samuel Hahnemann 1790 die Ähnlichkeitsregel: „Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt“, wonach natürlich wirkende Arzneimittel in geringer Konzentration gegen die Krankheiten eingesetzt werden, die sie in hoher Dosierung hervorrufen würden. Ab 1798 wandte er sich gegen die „Allopathie“ und damit gegen Therapien mit Substanzen, welche lediglich gegen die Symptome gerichtet waren. Trotz großer Kritik durch die Ärzteschaft konnte er von 1811 bis 1821 als Dozent für Pharmakologie an der Universität Leipzig wirken. In zahlreichen Experimenten und als praktizierender Arzt entwickelte er seine Entdeckungen zu einer natürlichen Heillehre weiter, die er in seinem Hauptwerk „Organon“ zusammenfasste. Von 1841 bis 1843 schrieb er in Paris die sechste und letzte Auflage des „Organon“, das mit den LM-Potenzen heute als ein Standardwerk der frühen Homöopathie gilt.

Sonderausstellung „1821 – Hahnemann in Köthen“, Schloss Köthen Ludwigsbau, 13. Juni bis 29. November 2021, geöffnet freitags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, Eintritt sechs Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahr frei.