Nicht zum Fressen, nicht zum Saufen, sondern Weisheit einzukaufen

von 15. April 2011

“Wo Studenten sind, da ist Geselligkeit”, sagte Prof. Dr. Birgit Dräger, Prorektorin der Uni Halle, anlässlich einer Ausstellungseröffnung im Löwengebäude. Denn dort steht die studentische Geselligkeit im Halle des 18. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Der passende Titel: "Nicht zum Fressen, nicht zum Saufen, sondern Weisheit einzukaufen – Studentische Geselligkeit im 18. Jahrhundert an der halleschen Universität".

"Gezeigt werden Zeugnisse der studentischen Geselligkeit im Spiegel von über 100 Studentenstammbüchern aus dem Jahrhundert der Aufklärung", sagt Ralf-Torsten Speler von der Uni-Kustodie. Zu sehen sind außerdem literarische Zeugnisse und archivalische Quellen, die dem Besucher neben Wissenswertem auch Freude und Erstaunen über das vergangene Studentenleben vermitteln. Dazu zählen Illustrationen studentischer Trinkgelage und Trinksprüche, aber auch Schnupftabakdosen, Schnapsflaschen und Weinkannen. "Der größte Teil der vorgestellten Exponate ist erstmalig zu sehen", so Speler.

Auch von so manch seltsamen Verbot liest man in der Schau, so von der des Schlittenfahrens. Ein studentischer Brauch. Mit Pauken, Trompeten, Waldhörnern sowie Klatschen und Pfeifen wurde durch die Studenten Lärm erzeugt. Geldstrafen und Karzerhaft wurden angedroht, konnten die Studenten aber von ihrem Brauch nicht abhalten.

In einem ansprechenden und reich bebilderten Katalog, der zur Ausstellung erscheint, werden darüber hinaus Studentenlieder und Dichtungen aus und über "Saalathen" vorgestellt. Nicht zuletzt enthält die Publikation Berichte über studentische Trinkgelage und geistreiche, aber "dem Branntwein" verfallene Professoren. Auch Informationen über den Karzer gehören dazu, der als universitäres Gefängnis zur letzten Instanz übertriebener studentischer Geselligkeit diente.

Die Ausstellung ist ein Beitrag der Universität zum diesjährigen Jahresprogramm der Museen des Landes "Sachsen-Anhalt und das 18. Jahrhundert – Geselligkeiten". Zu danken ist in diesem Zusammenhang dem MLU-Alumnus Dr. Hans Stula, der über 50 Stammbücher aus seiner liebevoll zusammengetragenen Privatsammlung für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Weitere wichtige Leihgeber sind die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB), das Stadtarchiv Halle und die Stiftung Moritzburg.

Zu sehen ist die Schau noch bis 17. Juli 2011, immer Dienstag bis Freitag 11 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr sowie Sonntag 14 bis 18 Uhr.