Phillip Boa im Interview

von 27. Juli 2011

Jahr für Jahr sehen Leipziger den Grandseigneur des Independent Rock in der Moritzbastei. Doch Phillip Boa zieht es in diesem Jahr nach Halle (Saale). Hier bei uns spielt er am 10. September kein cooles Clubkonzert. Mit dem Voodooclub zieht es ihn ins Steintor-Varieté, wo er neben The Invincible Spirit, AC Vibes, einem DJ-Set und zwei wirklich interessante Filme vorstellen will. Etwas ganz anderes als was man sonst von Boa kennt. Natürlich hat er auch was ins Mikro gesagt.

Hallo Phillip, Du kannst dich sicher noch an das lange schriftliche Interview erinnern, das wir vor zwei Jahren geführt hatten. Du hattest dann gemeint, es wäre zu lange, trotz der guten Fragen. Damals hattest Du dein jüngstes Album "Diamonds Falls" vorgestellt. Gibt es bald was Neues von Dir?

(Seufzt) Ich arbeite dran. Die Schatten, die die letzten beiden Alben werfen sind so lang. Die Messlatte so hoch. Ich will ein gutes Album machen. Aber es ist noch nicht fertig.

Zuerst ist ein Konzert am 10. September in Halle/Saale angesagt. Es verspricht anders zu sein als ein gewöhnliches Klubkonzert. Warum dieser Entschluss in Halle zu spielen und warum so ein Konzert?

Ich kenne Kay Schöttner vom Steintor Varieté schon sehr lange. Ich will etwas anderes machen, ein bisschen mehr als ein normales Konzert. Ich habe zwei Vorbands, die ich beide persönlich kenne. Zwei Filme werden gezeigt, hinterher legt ein DJ im Foyer auf. Es ist ein kleines, liebevoll gestaltetes "Event", ohne den üblichen Bullshit. Die Filme sind schon sehr für Insider gedacht, aber die sind gut. Einer von ihnen ist wohl seit zwanzig Jahren nicht mehr gezeigt worden, ich glaube nicht einmal mehr im Fernsehen. "Breaking Glass" ist ein toller Musikfilm. Ich bin gespannt, ob das ankommt.

Welche Beziehungen hast Du zu den genannten Filmen "Breaking Glass" und "The future is unwritten"?

Das sind Filme, die ich einfach liebe und die kaum jemand außer mir kennt. In Deutschland jedenfalls. Wir haben schon einmal so ein "Event" gemacht, … "Event!" – scheiß Wort. Das war in Lüneburg zusammen mit der Original-Coverband von Joy Division aus Manchester. Dazu wurde exklusiv vor seiner Veröffentlichung der Anton Corbjin-Film "Control" gezeigt. Das war damals total super, weil das ganze mehr oder wenig auf dem Land stattfand. Aber es war voll dort! Die Leute fanden es ziemlich gut. Ich bin gespannt, wie es hier läuft. Es kann ja auch – wie wir es im Ruhrgebiet sagen – in die Hose gehen. (Lächelt)

Warum gerade diese beiden Vorbands The Invincible Spirit und AC Vibes bei deiner Show in Steintor-Varieté?

AC Vibes sind aus Halle. Das ist ein schottischer Gitarrist, der ziemlich gut ist. Seine Partnerin ist aus dieser Gegend. Die Band war ein paar Mal Vorgruppe von uns. Sie sind sehr nett und ziemlich cool. Sie haben den White-Stripes-Sounds drauf, schon bevor diese Band erschien. The Invincible Spirit ist auch aus dem Ruhrgebiet. Den Thomas Lüdke (Keyboarder und Sänger seit 1984, Anm. d. Red.) kenne ich schon vorm Beginn meiner so genannten "Karriere". Er hat den Elektrosound in Deutschland mit erfunden, diesen Techno-Elektro-Beat mit Samples und Gesängen. Seine Musik ist immer in Discos und Klubs, auch in Rockklubs gelaufen. Thomas war mit seinem Sound seiner Zeit weit voraus, wie ich finde. Besonders sein Song "Push" wurde wirklich so oft von anderen Bands gecovert. Trotzdem ist er fast unbekannt, weil ihm seine Popularität völlig egal ist.

(Daniel Thalheim)