Pompeji auf 383 Seiten

von 25. Februar 2012

 Noch bis zum 8. Juni 2012 (bereits seit dem 9. Dezember 2011) präsentiert das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle die bisher viel beachtete Ausstellung „Pompeji – Nola – Herculaneum. Katastrophen am Vesuv“. Dabei werden auf einer Fläche von ca. 1.300 qm etwa. 500 Exponate bzw. Exponatkomplexe gezeigt. Auf den ersten Blick hat die Katastrophe aus dem Jahre 79 n. Chr. am Golf von Neapel wenig mit Sachsen-Anhalt zu tun. Aber dieser Eindruck trügt, denn zwischen Sachsen-Anhalt, Pompeji und der Klassischen Antike gibt es viele Berührungspunkte. Außerdem hat sich das Museum in der Saalestadt bereits in der Vergangenheit durch repräsentative Ausstellungen hervorgetan. Im Münchner Hirmer Verlag ist der umfangreiche und reich illustrierte Begleitkatalog zu dieser Ausstellung erschienen. Wie die Ausstellung macht der Katalog anhand zahlreicher Essays renommierter Historiker und Kunstwissenschaftler deutlich, dass die fruchtbaren Hänge und Ebenen am Golf von Neapel schon seit Jahrtausenden von Menschen besiedelt wurden. Zahlreiche ausgestellte Lebensspuren zeigen, wie das Leben vor 2000 Jahren und davor am Fuße des Vulkans von den stets drohenden Naturkatastrophen geprägt war. In Bild und Text macht der Katalog mit der Chronologie der Tragödien am Fuße des Vesuvs bekannt und gibt einen Überblick über das Leben bis zum Moment des Untergangs. Die näheren Erläuterungen zu den außergewöhnlichen Exponaten geben einen Einblick in den Alltag und die Geschäfte der einstigen Bewohner. So sind in der Ausstellung prächtige Wandmalereien oder komplette Hausinventare zu sehen. Dazwischen gibt es Rüstungen aus einer Gladiatorenkaserne, Bronzefiguren (u.a. der berühmte Bronzeläufer aus Herculaneum), Geschirr, Schmuck und viele andere Gegenstände und Bildnisse zu bewundern. Außerdem verdeutlichen ausgewählte Biografien von Pompejanern das römische Leben am Golf von Neapel. Ausführlich wird auch der Aufenthalt einer Dessauer Studiengruppe unter Fürst Leopold Friedrich Franz von Anhalt Dessau in den Jahren 1765/66 dokumentiert. Dieser ließ später in seinem Wörlitzer Gartenreich einen künstlichen Vulkan als Erinnerung an seine Italienreise errichten. Vieles ist in Halle zum ersten Mal außerhalb Italiens zu sehen, z. B. einige Gegenstände aus dem bereits um 1700 v. Chr. verschütteten Nola oder von der Insel Poggiomarino, die immer wieder überschwemmt wurde. Neben den antiken Stücken aus Italien wird auch römischer Goldschmuck aus dem germanischen Brandgrab von Profen im südlichen Sachsen-Anhalt gezeigt – was wiederum den Bezug von Pompeji zu Sachsen-Anhalt verdeutlicht. Ein umfangreicher Anhang mit einem Glossar und einem Verzeichnis historischer Personen runden diesen außergewöhnlichen Bild-Text-Band, der mehr ist als nur ein begleitender Katalog zur Pompeji-Ausstellung. Er ist ein Nachschlagewerk zu den Katastrophen am Vesuv, denn man erfährt hier vieles, was man vorher nicht gewusst hat und die Bilder tun ein Übriges. Also in die Ausstellung gehen und den Katalog lesen.[i]“Pompeji – Nola – Herculaneum – Katastrophen am Vesuv“, Hirmer Verlag München 2011, 39,90 €, 383 S., ISBN 978-3-7774-3801-6[/i]