Runder Tisch zur Thalia-Rettung

von 21. Oktober 2010

Sachsen-Anhalts Kultusministerin Birgitta Wolff (CDU) hat die Einrichtung eines Runden Tisches vorgeschlagen, um über die drohende Schließung des Thalia Theaters in Halle (Saale) zu reden und das Aus des Kinder- und Jugendtheaters doch noch abzuwenden. Das sagte Wolff in einem Interview mit dem Deutschlandradio Kultur. Sie sei zudem bereit, die Veranstaltung selbst zu moderieren. Auch eine eigenständige Weiterführung, so hatte es Thalia-Intendantin Annegret Hahn vorgeschlagen, kann sich Wolff durchaus vorstellt. Die Stadt sieht sich wegen steigender Personalkosten genötigt, eine Bühne zu schließen.

Unterdessen treffen in der Stadtverwaltung und bei der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle immer neue Protestbriefe ein. “Mit Bestürzung haben wir von der aktuellen Situation der Theater, Oper und Orchester GmbH erfahre”, schreibt beispielsweise der Vorstand der ASSITEJ Bundesrepublik Deutschland e.V., Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche. Der Verband fordert, das Thalia als eigenständiges Kinder- und Jugendtheater zu erhalten. “Das Thalia Theater ist ein Haus mit einer langen Tradition, dessen Arbeit das Recht der Kinder und Jugendlichen in unserer Gesellschaft auf die Teilhabe an Kunst und Kultur in die Praxis umsetzt. Ein solches eigenständiges Angebot für Kinder und Jugendliche kann nicht durch unterschiedliche Angebote verschiedener Sparten des Hauses ersetzt werden. Ein Kinderstück zur Weihnachtszeit im großen Haus, eine Tanzproduktion für Jugendliche und die theaterpädagogische Arbeit reichen nicht aus, um den komplexen Anforderungen ästhetischer Bildung durch Theater gerecht zu werden”, schreibt der Verband weiter und fordert ein Konzept für die Fortführung der Arbeit. Dazu biete man Unterstützung an.

Auch vom Schauspiel Leipzig kommt Unterstützung. Das Thalia Theater Halle gehöre zu den renommierten deutschen Kinder- und Jugendtheatern schreiben Intendant Sebastian Hartmann, Chefdramaturg Uwe Bautz und Leiterin Katrin Richter. “Angesichts der grassierenden Kulturspardebatten, die gegenwärtig vor allem Hamburg, auch Leipzig erreicht haben, droht die Schließung des Thalia zu einer Art Kollateralschaden degradiert zu werden, der über seine lokale Bedeutung für die städtische Kultur hinaus keine öffentliche Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen kann. Unser Befremden, unsere Bestürzung und unsere Wut über den Beschluss des Aufsichtsrats der Theater, Oper und Orchester GmbH kennt solche (Stadt-)Grenzen nicht. Sie werden noch durch den Umstand verstärkt, in welcher Art und Weise der
Aufsichtsrat das Thalia zur Verfügungsmasse erklärt, die es zwischen ausstehenden Tarifvertragsgesprächen und Umverteilungen der Theaterangebote für Kinder und Jugendliche auf andere Sparten der GmbH abzuwickeln gilt”, schreiben die drei Theaterleute in ihrem Brief. “Die Botschaft, die mit diesem Beschluss von Halle aus in Richtung junger Menschen ausgesandt wird, die sich in unterschiedlicher Funktion noch von der Leidenschaft Theater anstecken lassen, ist verheerend. Die Botschaft, die von Halle aus in Richtung junger Menschen ausgesandt wird, deren Leidenschaft Theater erst noch wecken will, ist weitaus verheerender, weil in ihren Folgen nicht absehbar.”

Auch der mehrfach ausgezeichnete Autor Dirk Laucke setzt sich für das Thalia ein. Auf Nachtkritik.de schreibt er: "Über die drohende Schließung des Thalia bin ich erbost und enttäuscht, aber keine Sekunde lang überrascht."