Rundgang durchs Händelhaus in Halle

von 10. April 2009

(ens) Am kommenden Dienstag soll alles fertig sein: am 14. April, dem 250. Todestag des Komponisten Georg Friedrich Händel, wird sein Geburtshaus in der Großen Nikoleistraße in Halle (Saale) feierlich wiedereröffnet. Einen engen Zeitplan haben sich die Bauherren da gesteckt, denn am Donnerstagmittag glich das Händehaus mehr einer Baustelle als einem Museum. Hinter Plastiktüten und Abdeckungen ließ sich stellenweise zwar schon erahnen, welchen Glanz und Charme das jahrhunderte alte Haus einmal versprühen wird. Doch bis sich am Dienstag die Pforten für die Prominenz und einen Tag später für die Allgemeinheit öffnen, müssen Handwerker noch die letzten Schrauben reindrehen, Lampen anbringen und den Eingangsbereich herrichten.

“Wir werden über Ostern durcharbeiten”, erklärte Philipp Adlung, Direktor des Händelhauses, am Donnerstag, als er Medienvertreter – nicht ohne stolz – über die Baustelle führte. Startpunkt: der alte Eingang (Zitat Adlung: „zum letzten Mal“). Denn künftig kommt der Besucher über den ursprünglichen Eingang an der Großen Nikoleistraße / Ecke Kleine Ulrichstraße in das Gebäude. Hier wird ein neuer Eingangsbereich mit Garderobe, Schließfächern und Museumsshop die Gäste begrüßen.

Direkt darunter: einer der Lieblingsorte von Händelhaus-Direktor Adlung: das Romanische Gewölbe. Jahrzehntelang dämmerte es eher vor sich hin und wurde nun umfassend saniert. Einst befand sich hier der Weinkeller von Komponistenvater Georg, Archäologen stießen tatsächlich auf alte Weinflaschen. Nun wird der Wein hier wieder seinen Platz finden, das Händelweinarchiv des Stadtarchivs wird in einem kleinen Nebenraum untergebracht. Das Romanische Gewölbe selbst ist vor allem für kleine Konzerte und Vorträge vorbehalten. Die Säulen erlauben einen Blick in die Tiefe, auf den eigentlichen Boden des Gewölbes. Der wurde überbaut, „um nichts historisches zu zerstören“, so Adlung.

Was sofort auffällt: alles ist hell, in weiß getüncht. Bilderrahmen, Podeste und Schilder sind aus „Corian“, einer Art „Marmormehl“. Man habe bewusst auf „Schlichtheit“ gesetzt, um die Exponate in den Mittelpunkt zu rücken, so Adlung. In allem Räumen sind Zitate von und über Händel angebracht, aufgedruckt in „Caslon“, einer Schriftart aus dem Jahr 1730, die in England – Händels Wahlheimat – entwickelt wurde. Sie bilden den Kontrast. Neu ist, dass die Ausstellung nicht mehr chronologisch gegliedert ist, sondern sich an Themenschwerpunkten orientiert und dabei jedem der 17 Räume ein besonderes Motto zuweist: Händels Familie, die Schulbildung und Universitätszeit, die Zeit in London … “Wir wollten weg von einer lehrbuchartigen Ausstellung”, so Adlung. Den Auftakt macht deshalb ein unterhaltsamer Fünf-Minuten-Film über den “Meister des englischen Oratoriums”.

Sogar ein kleines Theater wird es geben. Nachgebaut wurde dafür ein Miniatur-Barock-Theater, in dem sich am Dienstagabend der erste Vorhang öffnen soll und ein Papierschnitt-Händel am Cembalo den Besuchern seine Musik näher bringt. Wer die Stufen hinauf in das Dachgeschoss klettert, kommt zu einem der wohl aufwendigsten Einbauten: die Pergola, unter der Besucher entlang schlendern können und durch Gucklöcher Interessantes über Händel erfahren. Vor allem Dokumente aus “il caro Sassone Hendels” Zeit in Italien sind hier zu sehen. Auch an die Kinder ist dabei gedacht, für die spezielle Elemente in ihrer Greifhöhe eingebaut worden. Zu sehen außerdem: eine Orgel von Leopold Spiegel aus dem Jahr 1726. Und in einer Galerie werden verschiedene Porträts des Komponisten über die verschiedenen Jahre hinweg gezeigt. An einem Bildschirm werden die Werke „gemorpht“ und erlauben einen Blick in die Entwicklung Händels vom kleinen Buben zum gestandenen Musiker mit seinem markanten Doppelkinn.

Doch besonders stolz ist man im Händelhaus auf die Schatzkammer. Originale Handschriften von Händel sind hier zu sehen – aus konservatorischen Gründen in einem abgedunkelten Raum. Gezeigt wird dabei unter anderem die “Coronation Anthems”, die auch heute noch bei Fußballspielen der Champions League erklingt. Adlung und seine Museumsmitarbeiter wollen aber auch zeigen, dass Händel “ein kunstsinniger Mensch” war. “Händel sammelte Kunst und hatte früher selbst zwei Rembrandts”, so Adlung.

Insgesamt hat der Umbau des Händelhauses rund 2 Millionen Euro gekostet. Neben der Erneuerung der Ausstellung, die nun den Namen “Händel der Europäer” trägt, wurden unter anderem das Dach saniert und der Fassade ein neuer Anstrich verpasst.

Besucher müssen sich aber auch auf eine andere wichtige Änderung einstellen. Künftig ist für einen Besuch im Museums Eintritt von 4 Euro zu zahlen, ermäßigt 2,50 Euro. Geöffnet ist Bis zum 31. Oktober Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, in den Wintermonaten wird bereits eine Stunde früher geschlossen.

Auf Seite 2 finden Sie eine Galerie mit zahlreichen Bildern der Museumsbaustelle!

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