Same Procedure as every Year …

von 15. Juni 2009

Einer Schirmherrschaft von Queen und Bundespräsident hatte es nicht bedurft, denn das Publikum war vorbereitet. Wenige Tropfen vom Himmel genügten, da breitete das Publikum in der Galgenbergschlucht die Regenschirme aus.
Traditionsgemäß begann das Händel-Festspielorchester Ausschnitte aus der Feuerwerksmusik zu spielen, und diesmal störte kein einziger verblasener Hornton den vollkommen perfekten Musikgenuss. Lag es an dem Gastdirigenten Martin Haselböck oder der trotz Stellenstreichung immer noch hervorragenden Besetzung des Orchesters – dieses mal fiel die zarte, leise, gefühlvolle Intonierung der Händelwerke auf. Die geradezu romantische Spielweise ließ selbst Klassiker wie die Feuerwerksmusik plötzlich in einem ungewohnt fein ausdifferenziertem Licht erscheinen.

Neben dem aus vielen Einzelchören zusammengesetzten Chor brillierte dieses mal die als Stargast eingeflogene Mezzosopranistin Jennifer Lamore. Berechtigterweise erhielt sie viel Beifall – insbesondere für die Arie „Va tacito e nascosto“ aus der Händel-Oper „Julius Cäsar in Ägyten“. Und hier begeisterte nicht nur die Sängerin, sondern auch die dieses mal ganz hervorragend und sicher spielende Hornistin Katja Borggrefe.

Das Programm war natürlich wie jedes Jahr ein Mix aus den bekanntesten Werken von Händel, da durfte natürlich weder das Hallelujah aus dem Messias-Oratorium fehlen noch das Welcome, mighty King“ aus dem Oratorium „Saul“.

Eine nette Überraschung war jedoch auch eingebaut: das einzige Werk, das nicht aus Händels Feder stammt, Percy Graingers „Handel in the Strand“ von 1911. Eine erheiternde, augenzwinkernde Orchestermusik, die mit ihren Xylophonakkorden durchaus an Unterhaltungsmusik der Jahrhundertwende erinnert, wie sie in Kurhäusern und Volksfesten gespielt wurde. Dem Festspielorchester schien dieses Werk sichtlich Spaß bereiten.

Durch das Programm führte Sven Stephan, dessen seicht-galanter Talkmasterton unnötigerweise einen Hauch von Oberflächlichkeit in die ansonsten sehr stimmige Aufführung brachte. Und wenn er platitüdiert, dass „Musik die Völker verbinde“, stellt sich durchaus die Assoziation von Seniorengala ein. Vielleicht war das auch ein Zugeständnis an die Bedürfnisse der regionalen Fernsehzuschauer, denn der Provinzsender Halle-TV sollte die gesamte Veranstaltung in die Wohnstuben von Halle und den Saalkreis bringen.

Als „Überraschung“ kündigte Stephan den Auftritt von OB Szabados an. Sie wollte der langjährigen Leiterin der Händelfestspielen danken, Frau Dr. Hanna John, die sich dieses Jahr in den Ruhestand verabschiedet. Die Musikerin John leitet die Festspiele offiziell seit 1994, ist in ihrer Arbeit mit ihnen jedoch schon seit über 40 Jahren verbunden.

Kaum hatte die OB die Bühne verlassen, konnte endlich losgehen, was die einen sehnsüchtig erwarteten, die anderen befürchteten. Das Feuerwerk zur Feuerwerksmusik. Das war wie Weihnachten: alle Jahre wieder. Abgesehen von wenigen gelungenen Figuren, so die durchaus raffinierten Fächer aus Leuchtkugeln, sei schlichtweg auf die HALLEFORUM-Rezension des vergangenen Jahres verwiesen, der nichts hinzuzufügen ist (Hier klicken)

Die Festspielleitung hat zwar keinen erheblichen Einfluss auf die Dramaturgie des Feuerwerks, doch auf Rückfragen des Halleforums war man von der Leistung der Feuerwerksfirma Ingmanns & Schmiedeknecht durchaus angetan. Schade. Das Abschlusskonzert steht so sinnbildlich für die gesamten Händelfestspiele: ein höchstprofessionelles Musikfestival mit internationalem Niveau und Anspruch und nahezu durchweg erstklassigen künstlerischen Leistungen. Doch leider wird es immer wieder von unübersehbar viel Provinz und Kitsch umhäkelt, sei es „Daggis Lustgarten“, die unsäglich mundgebissenen Dekos und Straßenmöblierungen, die bordellrote Bauzaunverkleidung oder die Werbeaktionen des heimischen Kuchenpulverherstellers. Sie geraten immer wieder an prominenter Stelle ins Bild und teilen dem Festspielbesucher mit, in welchem Umfeld Halle kulturell verortet ist