“Sie will doch nur spielen”

von 26. Februar 2011

Lulu – das ist eine Männermörderin, ein Vamp, eine Emanze. Eine Frau, die sich nimmt, was sie will. Ohne Rücksicht auf irgendwas. Sie ist drei Mal verheiratet, drei Mal liiert, hat zig Affären und Gönner. Da verliert man schnell die Übersicht. Eins aber haben alle Männer in ihrer Umgebung gemein: Völlig selbstlos geben sie sich auf, um Lulu zu gewinnen. Ist sie dann in ihrem „Besitz“, interessiert sie kaum noch. Mann wähnt sich sicher – dabei sucht Lulu schon längst nach einem neuen Opfer. Sie scheint nie zufrieden oder gar glücklich zu sein. Sie ist gefangen in der Rolle der Begehrten. Sie kann und kennt nichts anderes.
Im Bühnenbild von Hella Prokoph wird das innere Gefängnis der Lulu deutlich. Ein großer Metallkäfig bestimmt die Bühne in allen Szenen. Sie kann hier nicht entkommen, auch nicht als eine Krankheit sie körperlich ausgemergelt hat und nur noch die Gedanken an vergangene Zeiten Lulu hübsch erscheinen lassen.
Die Musik ist so modern und ernst, dass sie möglicherweise mehr fesselt und emotionalisiert als eine klassische Oper á la Mozart. Die Sänger und Sängerinnen und das Orchester unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens und Michael Luig vollbringen eine großartige Leistung. Die arhythmischen und disharmonischen Klänge sind an Schwierigkeit im Zusammenspiel wohl kaum zu überbieten.
Die MusikerInnen spielen mit einer Überzeugung und Kraft, dass beim Publikum Gänsehaut zurückbleibt. Besonders hervor stechen gesanglich Anke Berndt in der Rolle der Lulu und Ralph Ertel in der Rolle des Alwa Schön. Auch die schauspielerische Leistung ist außergewöhnlich stark. Berndt gelingt es die Entwicklungen und Facetten der Lulu perfekt dazustellen.
Alban Berg ließ sich durch Frank Wedekinds Tragödien „Die Büchse der Pandora“ und „Erdgeist“ inspirieren. In beiden damals verbotenen Theaterwerken ist Lulu die Hauptfigur.
Leider ist Bergs Oper ein Fragment geblieben. Er unterbrach zu Gunsten seines berühmten Violinkonzerts „Dem Andenken eines Engels“ die Arbeit an Lulu. Wegen einer tödlichen Blutvergiftung konnte die Komposition von Lulu nicht beendet werden. Die Oper Halle fügte an den dritten Akt rein instrumentale und schauspielerische Minuten aus Alban Bergs Lulu-Sinfonie an.
Auf den ersten Blick erscheint Jasmina Hadziahmetovics Inszenierung von Alban Bergs Oper wagemutig zu sein, auf den zweiten Blick ist es ein großartiger Einfall gewesen diese Komposition der besonderen Art auf die Bühne zu bringen. Große Emotionen einmal anders.
Die nächste Aufführung ist am Samstag, den 26. Februar um 19.30 Uhr.