Spielzeit der Oper Halle 2019/20

Spielzeit der Oper Halle 2019/20
von 24. Mai 2019

Mit zwei Uraufführungen führt das im Mai 2019 mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnete Opernhaus seinen Schwerpunkt auf Neue Musik konsequent fort. OPERA! OPERA! OPERA! REVENANTS AND REVOLUTIONS ist eine Koproduktion mit der Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater, dem wichtigsten Uraufführungs-Festivals für zeitgenössisches Musiktheater. Mit dem Komponisten Ole Hübner und dem Dramatiker Thomas Köck konnten zwei spannende Künstler jüngerer Generation gewonnen werden, die Regie verantwortet Chefdramaturg Michael v. zur Mühlen. Die Musiktheaterproduktion wird sowohl im Münchener Cuvilliés-Theater als auch an der Oper Halle gezeigt.

Die Oper Halle ist ab dieser Spielzeit Teil von NOperas! – einer Initiative des Fonds experimentelles Musiktheater (feXm) in gemeinsamer Trägerschaft des NRW KULTURsekretariates und der Kulturstiftung Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit der Oper Wuppertal und dem Theater Bremen. Dabei erhalten Teams von Theatermacher*innen erstmals die Möglichkeit, innerhalb einer Spielzeit ein Musiktheaterprojekt bundesweit in Zusammenarbeit gleich mehrerer deutschsprachiger Stadttheater zu realisieren. Den Auftakt in Wuppertal und Halle machen Marc Sinan, Tobias Rausch und Konrad Kästner mit der Uraufführung der Logistik-Oper CHAOSMOS.

Darüber hinaus finden sich fünf große Opernwerke im Spielplan. Die Braunschweiger Operndirektorin Isabel Ostermann inszeniert zum Saisonauftakt Verdis UN BALLO IN MASCHERA (EIN MASKENBALL) als Theater der Politik. Gleichzeitig gibt der neue erste Kapellmeister der Staatskapelle José Miguel Esandi seinen Einstand. Veit Güssow widmet sich Dvo?áks lyrischer Märchenoper RUSALKA und Intendant Florian Lutz bringt Mozarts lustvoll-abgründigen Opernhit DON GIOVANNI auf die Bühne. Der gefeierte Jungregisseur Martin G. Berger debütiert im Rahmen der Händelfestspiele 2020 mit der Zauberoper TESEO an der Oper Halle. Die musikalische Leitung übernimmt der renommierte Alte-Musik-Experte Attilio Cremonesi. Darüber hinaus darf sich das Publikum auf eine konzertante Aufführung von Tschaikowskis EUGEN ONEGIN unter der musikalischen Leitung von Michael Wendeberg freuen.

Mit CABARET findet sich nicht nur ein international gefeiertes Broadwaymusical im Spielplan, es wird auch die erfolgreiche Kooperation zwischen der Oper Halle und dem neuen theater Halle fortgesetzt. Nach der Dreigroschenoper inszeniert Henriette Hörnigk, stellvertretende nt-Intendantin
und Chefdramaturgin, nun die temporeiche Geschichte von Cliff und Sally Bowles im Weimarer Berlin kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten.

Seit der vergangenen Spielzeit ist Michal Sedlá?ek künstlerischer und organisatorischer Leiter des Ballett Rossa (kommissarisch). Als abendfüllendes Märchenballett für die ganze Familie eröffnet er die Ballett-Spielzeit mit ALICE IM WUNDERLAND. Am Pult der Staatskapelle stellt sich die neue Generalmusikdirektorin Ariane Matiakh dem Publikum im Opernhaus vor. Als Gastchoreograf konnte der Tscheche Václav Kuneš gewonnen werden. Er wird mit der Compagnie den Tanzabend EVOLUTION entwickeln und den menschlichen Körper als technisches Meisterwerk in den Mittelpunkt stellen.

Als Musiktheater für junge Menschen feiert im Dezember die DIE KINDER DES MONSIEUR MATHIEU auf der Vorbühne der Oper Premiere. Protagonist ist hier der Kinder- und Jugendchor der Oper Halle. Das von Tobias Kratzer in der Spielzeit 2018/2019 inszenierte Singspiel BASTIEN UND BASTIENNE von W. A. Mozart zeigen wir in einer Spielfassung für junge Menschen ab 13 Jahre. In dieser Spielzeit als Wiederaufnahmen zu sehen ist die Strauss-Oper ARIADNE AUF NAXOS, die Händelfestspiel-Premiere 2019 JULIUS CÄSAR IN ÄGYPTEN sowie die Publikumshits DIE DREIGROSCHENOPER und ANNIE. Das Ballett Rossa geht mit dem opulenten Tanzabend HIERONYMUS B. und mit der CHOREOGRAFISCHEN WERKSTATT in die Verlängerung. Pünktlich zur Weihnachtszeit sind HÄNSEL UND GRETEL sowie DER NUSSKNACKER – EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE wieder im Spielplan zu finden.

PREMIERENÜBERSICHT 2019/20

UN BALLO IN MASCHERA

(Ein Maskenball)

Oper von Giuseppe Verdi

ML: José Miguel Esandi

R: Isabel Ostermann

Ab 28. September 2019

CHAOSMOS (UA)

Musiktheater

von Marc Sinan, Tobias Rausch und

Konrad Kästner

ML: José Miguel Esandi

Ab 3. April 2020

CABARET

Musical von John Kander

ML: Peter Schedding

R: Henriette Hörnigk

Ab 26. Oktober 2019

EUGEN ONEGIN

Oper im Konzert

von Pjotr Iljitsch Tschaikowski

ML: Michael Wendeberg

Ab 17. April 2020

ALICE IM WUNDERLAND (UA)

Märchenballett von Michal Sedlá?ek

mit dem Ballett Rossa

ML: Ariane Matiakh

Ab 22. November 2019

TESEO

Oper von Georg Friedrich Händel

ML: Attilio Cremonesi

R: Martin G. Berger

Ab 29. Mai 2020

RUSALKA

Oper von Antonín Dvo?ák

ML: José Miguel Esandi

R: Veit Güssow

Ab 25. Januar 2020

OPERA, OPERA, OPERA!

REVENANTS AND REVOLUTIONS (UA)

Musiktheater

von Ole Hübner und Thomas Köck

ML: Michael Wendeberg

R: Michael v. zur Mühlen

Ab 5. Juni 2020

DON GIOVANNI

Oper von Wolfgang Amadeus Mozart

ML: Michael Wendeberg

R: Florian Lutz

Ab 29. Februar 2020

JUNGE OPER

BASTIEN UND BASTIENNE

von W.A. Mozart

in einer Fassung für junge Zuschauer

Ab 28. August 2019

EVOLUTION (UA)

Tanzabend von Václav Kuneš

mit dem Ballett Rossa

Ab 20. März 2020

DIE KINDER DES MONSIEUR MATHIEU

Musik von Bruno Coulais

Ab 4. Dezember 2019

KÜNSTLERISCHES PROFIL DER OPER HALLE

Die Oper Halle steht unter dem Leitungsteam Florian Lutz, Dr. Veit Güssow und Michael v. zur Mühlen für ein Musiktheater am Puls der Zeit. Dabei setzt das Opernhaus auf ästhetische Zeitgenossenschaft, künstlerische Auseinandersetzung mit der (Stadt)Gesellschaft und gedankliche Interventionen. Im Spielplan zeigt sich dies in neuen Lesarten bekannter Repertoirestücke, aber auch in der Händelpflege im Rahmen der Händel-Festspiele sowie populären und anspruchsvollen Unterhaltungstiteln. In jeder Saison gibt es eine Uraufführung zeitgenössischer Musik; bisher haben Sarah Nemtsov und Johannes Kreidler Auftragswerke für die Oper Halle komponiert. In der Spielzeit 2019/20 erarbeiten Ole Hübner (Komposition) und Thomas Köck (Libretto) ein Musiktheaterwerk für die Oper Halle in Kooperation mit der Münchener Biennale.

Neben Regiearbeiten des Leitungsteams wird das künstlerische Profil durch starke und international gefragten Regiehandschriften geprägt; u.a. haben Peter Konwitschny, Paul-Georg Dittrich und Tobias Kratzer erfolgreiche Inszenierungen erarbeitet. In der Spielzeit 2019/20 konnten Isabel Ostermann und Martin G. Berger gewonnen werden.

Zahlreiche Projekte konnten durch Drittmittel und Kooperationen realisiert werden. Die Oper Halle wird regelmäßig von der Ernst von Siemens Musikstiftung gefördert sowie von der Kulturstiftung des Bundes. Die inhaltliche Neuausrichtung hat dem halleschen Opernhaus zahlreiche Würdigungen und nationale Aufmerksamkeit gebracht. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ nannte die Oper Halle im September 2017 „eines der aufregendsten Musiktheaterhäuser Deutschlands“. In der jährlichen Umfragen der Fachzeitschrift Die Deutsche Bühne unter 60 Fachjournalist*innen wurde die Oper Halle in der Kategorie „Überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren“ ausgezeichnet und steht damit neben der Oper Frankfurt auf dem Siegerpodest. Sebastian Hannak erhielt für seine Raumbühne HETEROTOPIA darüber hinaus den deutschen Theaterpreis DER FAUST 2017.

AUSGEZEICHNET MIT DEM THEATERPREIS DES BUNDES 2019

Im Mai 2019 wurde die Oper Halle mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichnet, der von einer Fachjury vergeben und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Prof. Monika Grütters, zusammen mit dem Deutschen Zentrum des Internationalen Theaterinstituts (ITI) ausgelobt wird. Der Preis würdigt herausragende künstlerische Leistungen insbesondere auch von Theatern jenseits der Metropolen, die Mut zum künstlerischen Experiment zeigen, die ihre jeweilige Stadtgesellschaft aktiv mitgestalten und bundesweite Aufmerksamkeit und Wertschätzung verdienen. In der Begründung des Jury heißt es: „Die Oper Halle hat unter der Intendanz von Florian Lutz mit ihrem neuen ästhetischen Programm überregionale Strahlkraft gewonnen. Sein experimentelles Musiktheater hat dem jungen Leitungsteam schnell die Aufmerksamkeit des Fachpublikums und etliche Auszeichnungen beschert. […] Die Jury sieht in diesem Opern-Konzept höchst bemerkenswerte Innovation, die nicht von den Reibungen ausgespielt werden kann, die sie auch erzeugt hat, sowohl in der Belegschaft der Oper als auch in der Stadtgesellschaft.“

PERSPEKTIVEN FÜR EIN NEUES MUSIKTHEATER
LOKAL PRODUZIEREN, DEUTSCHLANDWEIT KOOPERIEREN

In unserer vierten Spielzeit ist es gelungen, zahlreiche Sonder- und Kooperationsprojekte über die Stadtgrenzen hinaus zu initiieren. In dieser lokalen wie bundesweiten Vernetzung liegt für das Stadttheater der Zukunft ein wichtiger inhaltlicher Mehrwert: Kollaborationen mit anderen kulturellen Akteuren sowie Förderinstitutionen schaffen künstlerische wie organisatorische Synergien, ohne die ambitionierte Projekte ästhetischer Neuerung nur schwer durchführbar wären. In der Spielzeit 2019/20 wird die Oper Halle mit drei wichtigen überregionalen Partnern zusammenarbeiten: Der renommierten Münchener Biennale für neues Musiktheater, der neu gegründeten Förderinitiative NOperas! des Fonds Experimentelles Musiktheater im Verbund mit den Wuppertaler Bühnen, der Oper Halle und dem Theater Bremen sowie mit dem Theater Lübeck im Rahmen des zweijährigen, von der Kulturstiftung des Bundes im Fonds Doppelpass geförderten Projektes I like Africa and Africa likes me. I like Europe and Europe likes me. Hierbei geht es vor allem darum, das Engagement der Oper Halle im Bereich der zeitgenössischen Musik und neuer Formate für das Musiktheater sowie zukunftsweisender Projekte zu vertiefen, wie auch die Arbeit der Künstler*innen an der Oper Halle einem überregionalen Publikum zeigen zu können. Im Folgenden möchten wir Ihnen die Partner*innen ausführlicher vorstellen. MÜNCHENER BIENNALE – FESTIVAL FÜR NEUES MUSIKTHEATER

Die Münchener Biennale für neues Musiktheater hat sich seit ihrer Gründung 1988 durch den Komponisten Hans Werner Henze zu dem wichtigsten Uraufführungs-Festival für zeitgenössisches Musiktheater entwickelt. Nachdem ab 1996 der Komponist Peter Ruzicka die Leitung übernommen hatte, wird das Festival seit 2016 von einer Doppelspitze aus den Komponisten Daniel Ott und Manos Tsangaris, die verstärkt auf kollaborative künstlerische Arbeit im Team und die Förderung der jungen Generation von Komponist*innen setzen, geleitet. Die kommende Münchener Biennale macht sich Perspektiven des zukünftigen Zusammenlebens angesichts scheinbar schwindender gesellschaftlicher Handlungsräume zum Thema. Die Uraufführung opera, opera, opera! revenants and revolutions des Komponisten Ole Hübner und des Dramatikers Thomas Köck wird an der Oper Halle koproduziert und im Cuvilliés-Theater der Münchner Residenz, dem bedeutendsten Rokoko-Theater Deutschlands, am Eröffnungswochenende der Biennale präsentiert. Anschließend wird die Produktion ab Juni 2020 auch an der Oper Halle zu sehen sein.

NOPERAS! – EINE INITIATIVE DES FONDS EXPERIMENTELLES MUSIKTHEATER (FEXM)

Die Initiative NOperas! stellt ein Novum der Zusammenarbeit zwischen Opernhäusern und Freier Szene im Bereich neuer Formen des Musiktheaters dar und schließt eine überfällige Lücke: Ermöglicht werden Projekte, die sich mit der Neugestaltung des Verhältnisses von musikalischem Klang zu den Ebenen von Raum, Theateraktion und Sprache auseinandersetzen. Resultierend aus den Erfahrungen des feXm mit veränderten Arbeitsmethoden im Bereich aktueller Theaterformen sollen insbesondere Wege zu Stückentwicklung und prozessualem Arbeiten geöffnet werden, die im Stadttheaterbetrieb vor allem im Feld des Musiktheaters noch immer an institutionelle Grenzen stoßen. NOperas! schafft hier einen überregionalen Verbund von Opernhäusern aus drei Bundesländern, die jeweils ein neues Werk zur Uraufführung bringen, das dann an den anderen beiden Häusern gezeigt wird. Den Auftakt machen mit Chaosmos von Marc Sinan, Tobias Rausch und Konrad Kästner die Bühnen Wuppertal; in der kommenden Spielzeit wird das Stück auch an der Oper Halle gespielt und weiterentwickelt. In Halle gibt es über diese Produktion hinaus 2020 die Gelegenheit, den Komponisten und Gitarristen Marc Sinan in noch einer weiteren Produktion am Puppentheater Halle zu erleben.

FONDS DOPPELPASS DER KULTURSTIFTUNG DES BUNDES

Ebenfalls fortgeführt wird in der Spielzeit 2019/20 das afrikanisch-europäische Kooperationsprojekt I like Africa and Africa likes me. I like Europe and Europe likes me. mit dem Theater Lübeck. Der vierte Teil und vorläufige Höhepunkt der Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe der Oper L’Africaine – NISALB LIÈFO (Verwandlung) wird an der Oper Lübeck im April 2020 gezeigt. Hierzu wird das Solist*innen Ensemble aus Halle nach Norden reisen und mit dem dortigen Chor und Orchester in einer beispielhaften Begegnung zweier Ensembles gemeinsam auf der Bühne stehen. Ebenfalls in Lübeck entsteht im Rahmen des Projektes in der kommenden Saison eine Uraufführung des Komponisten Richard van Schoor mit dem Titel L’Européenne, die die Geschichte einer europäischen Entwicklungshelferin in Afrika erzählt. In kaleidoskopartig aneinandergereihten Bildern zeigt die Oper nach dem Kurzfilm Die falsche Seite von Lionel Poutiaire Somé die Geschichte der Beziehung eines afrikanischen Migranten und einer Europäerin. Als Kino-Oper kombiniert L’Européenne filmische Mittel in unterschiedlicher Weise mit dem Spiel der Darsteller*innen auf der Bühne. Die Musik des südafrikanischen Komponisten Richard van Schoor folgt dem Prinzip der Collage und verwendet Elemente aus klassischer Musik, afrikanischer Dodo-Oper, Neukompositionen, die Geräuschkulisse eines afrikanischen Townships und einer europäischen Großstadt. Diese Produktion wird im Rahmen des Doppelpass Programms der Kulturstiftung des Bundes in der Spielzeit 2020/21 auch in Halle zu sehen sein.

Das zunehmende Interesse aus dem ganzen Bundesgebiet an einer Zusammenarbeit mit der Oper Halle ist eine wunderbare Bestätigung und Würdigung der künstlerischen Arbeit hier vor Ort, über die wir uns im Namen aller Künstler*innen des Hauses sehr freuen.