Stadtsingechor eröffnet Kinderchorfestival in Halle

von 10. April 2011

Der traditionsreiche Stadtsingechor wird am 5. Mai das 32. Internationale Kinderchorfestival Halle (Saale) eröffnen. Das hat die Jugendwerkstatt Frohe Zukunft nun entschieden, nachdem es zu keiner Einigung mit den Eltern des Kinderchors kam. Außerdem wird der Huttenchor bei zwei Konzerten auf der Bühne stehen, so beim Abschlusskonzert, das in diesem Jahr in der Oper stattfindet. Damit nehmen nun zwei andere hallesche Chöre die Position des Kinderchors bei dem Festival ein. Mit dabei sind außerdem der Boys-Choir aus Sofia in Bulgarien, Chor der jungen Sänger aus Plock in Polen, Kinderchor aus Kaposvar in Ungarn, Tutti aus Minsk in Weißrussland sowie der Chor der Musik- und Singschule aus dem österreichischen Wien und der Christophorus-Chor aus Altensteig. Gesucht werden nach Angaben der Jugendwerkstatt weiterhin Gasteltern. Wer noch Unterkünfte anzubieten hat, meldet sich unter 03 45 / 47 07 61 0.

Seit Monaten liegen Jugendwerkstatt und der Kinderchor-Förderverein im Clinch. Dabei geht es um die Besetzung der Chorleiterstelle. So zeigte sich der Förderverein mit Personalvorschlägen nicht zufrieden, dort sähe man lieber wieder Manfred Wipler auf dem Posten. Den hatte die Jugendwerkstatt aber in Rente geschickt. Wipler hatte zu DDR-Zeiten mit Sabine Bauer den Kinderchor gegründet. Bauer ist zwar noch bei der Jugendwerkstatt als Chorleiterin für die Singschule, zu der der Kinderchor gehört, angestellt, aber seit Jahresanfang krank.

In einem letzten Versuch hatte die Jugendwerkstatt probiert, eine Teilnahme des Kinderchors doch noch zu ermöglichen. So wurden Proben mit dem renommierten MDR-Kinderchorchef Gunter Bergner angekündigt. Doch nur elf Kinder hatten daran teilgenommen. Eine Vertreterin des Fördervereins erklärte im Kulturausschuss, die ungünstigen Chorzeiten seien dafür der Grund gewesen. Bisher hätte der Kinderchor immer Dienstags geübt, Prof. Berger habe aber nur an Donnerstagen Zeit gehabt. Zudem war ein Chorlager über ein Wochenende geplant, bei dem in einem Intensivprogramm ein Auftragswerk für das Kinderchorfestival einstudiert werden sollte. “Da kann ich mein Kind nicht ruhigen Gewissens hinschicken”, sagte die Elternvertreterin. Sie wisse ja gar nicht, wer da ihr Kind überhaupt betreut.

Doch die Verweigerungshaltung durch den Förderverein sorgte diesmal bei einigen Stadträten für Unverständnis. “Besondere Situationen erfordern besonderen Einsatz”, sagte Grünen-Stadträtin Inés Brock. Zumal es sich nur um vier Donnerstage gehandelt hätte. Ähnlich sah es Annegret Bergner (CDU). “Wenn man möchte, findet man einen Weg.”

Für eine Diskussion sorgten auch die beiden für das Festival komponierten Auftragswerke. Diese habe man im Januar an die Chorleitung übergeben, sagte Marc Beyer von der Jugendwerkstatt. Doch durch die dem Förderverein nahe stehende Chorleiterin Sabine Bauer und deren monatelanger Erkrankung konnten die Werke bislang nicht einstudiert werden. Im “Kirchenasyl” probt der Förderverein nun mit den Kindern ein alternatives Programm. “Was die da einstudieren, weiß ich nicht”, sagte JW-Chef Klaus Roth gegenüber HalleForum.de. Silke Ilausky aus dem Fördervereins-Vorstand wurde im Kulturausschuss deutlicher. Man habe der Jugendwerkstatt angeboten, ein eigenes Programm zum Kinderchorfestival aufzuführen. Denn das Einstudieren der Auftragswerke sei nicht mehr zu schaffen. “Dazu bräuchte man vier Monate”, so Silke Ilausky. Deshalb sei auch die Annahme der Notenblätter für die Auftragswerke verweigert worden.

Außerdem wurde der Förderverein aus dem Gebäude der Singschule rausgeworfen. JW-Chef Roth hatte zuvor erklärt, man wolle mit dem Freundeskreis nicht mehr zusammenarbeiten. Bislang waren dem Förderverein die Räumlichkeiten kostenlos bereitgestellt worden. Dorothea Ilse, Vorstandsvorsitzende der Jugendwerkstatt,erklärte, im Haus müsse nun Ruhe einkehren. Deshalb seien die Räume dem Förderverein entzogen worden und man habe sich vom Förderverein getrennt. “Ein Freundeskreis sollte eigentlich ein Freundeskreis sein, und kein alternatives Konzept”, erklärte auch Kulturdezernent Tobias Kogge.

Der brachte auch den Jugendchor in die Diskussion. Denn ein Jugendchor ist es offenbar schon lange nicht mehr. Bei 30,2 Jahren liegt das Durchschnittsalter. Über all die Jahre hatte sich das eingebürgert. Und so wurde deutlich, dass viele Eltern im Jugendchor singen. “Und die Stadt zahlt den Chorleiter. Das ist nicht unsere Aufgabe”, mahnte Kogge an. Hier ist also neuer Streit mit dem Förderverein vorprogrammiert. Zuvor hatte Kogge angeregt, doch den Jugendchor beim Kinderchorfestival singen zu lassen, war aber über das hohe Alter der Sänger gestolpert.

Zum Schluss übte die Ausschussvorsitzende Annegret Bergner noch Kritik am Förderverein. Hintergrund war ein Schreiben von Eltern an die Stadtratsfraktionen, in denen gefordert wurde, die Stadträte mögen sich doch bitte mal mit dem Thema beschäftigen. “Wir diskutieren seit einem halben Jahr jede Sitzung über den Kinderchor und die Singschule”, so Bergner. “Es wäre schön, wenn der Förderverein dies auch an seine Eltern weiter trägt.”