Stefan Scholz – Vision Stadt

von 11. Oktober 2012

Horizontlinien kippen und neue, seltsam verunsichernde Welten entstehen aus Gegebenheiten unserer Wahrnehmung. Ein Sog geht von der dargestellten Architektur aus, dem man sich kaum im Stande ist, zu entziehen. Beinahe wirken die Kompositionen zeitlos, wären da nicht die verborgenen Zeichen einer erlebten Vergangenheit. Es sind die kleinen Risse, Spalten, Strukturen und ausgebesserten Stellen, welche davon zeugen – wobei wir bei den Hintergründen der Geschichte wären: Der in Halle lebende Künstler Stefan Scholz begab sich im Herbst 2011 nach Dessau, um dort die Bauhausgebäude zu fotografieren. Im Sommer darauf reiste er nach Tel Aviv und widmete sich der Weißen Stadt.

Auf diesem Weg entstand das Konzept der vorliegenden Werkreihe. Im Hinblick darauf ging es dem Künstler um die Herausbildung einer einfühlsamen Betrachtung von sichtbaren Zusammenhängen und kulturell sowie geschichtlich bedingten Gegensätzlichkeiten auf einer bildnerisch abstrahierten Ebene. Losgelöst von gewohnten und angewöhnten Sichtweisen bewegen sich die Fotografien von Stefan Scholz frei, ausdrucksstark und zugleich behutsam auf dünnen Linien zwischen Realität und Fiktion. Harmonie und Kontrast beschreiben Räume von eindringlicher Schönheit und Klarheit, welche hin und wieder von einem mulmigen Schwanken begleitet werden und mit der Kombination von Halt und Verunsicherung ein surrealistisches Szenario schaffen. Stefan Scholz portraitiert sein Gefühl für die Komplexität der Gebäude sowie der Idee Bauhaus und macht sie durch seine Schwarz-Weiß-Fotografien visionär erlebbar.

Stefan Scholz, 1983 in Leipzig geboren, entdeckte seine Leidenschaft für die Fotografie durch seine erste Kamera, eine EXA 1a, ein Erbstück seines Großvaters. Vor seinem Studienbeginn 2005 arbeitete er als Grafiker im Bereich Werbe- und Verlagswesen. 2008 bis 2011 war er privater Meisterschüler bei Prof. Gottfried Michael Boehm (Glasdesigner, Bildender Künstler) in Berlin und setzte sich in dieser Zeit intensiv mit Harmonik auseinander. Im Juli 2012 beendete er sein Studium im Fachbereich Design an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle mit einer Abschlussarbeit zur Theorie der Fotografie der 1930er Jahre. Seit August 2012 ist er freischaffend in Halle, Leipzig, Berlin sowie international tätig. Die Ausstellung wird organisiert und kuratiert von stuArt.07, einem ehrenamtlichen Zusammenschluss auf Eigeninitiative, zur Zeit bestehend aus Studierenden und Absolventen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle aus den Bereichen Kunstgeschichte, Design- und Medienwissenschaften, Kunst sowie Philosophie. stuArt.07 legt den Fokus auf die Präsentation junger, vielversprechender Positionen aus der Bildenden Kunst.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Abbildungen der Werkreihe ‚Vision Stadt’ von Stefan Scholz und Textbeiträgen von Janine Fränzel, Nils Fischer, Marija Falina, Stefan Scholz, Kathleen Schwabe und Claudia Zachow. Der Katalog erscheint zur Vernissage, zu der herzlich eingeladen wird.

Vernissage am
Samstag, 10.11.2012, 19 Uhr
in der Kunststiftung des
Landes Sachsen – Anhalt
Neuwerk 11, 06108 Halle