Stiftung Moritzburg feiert Gustav Klimt

von 30. Juli 2012

Das Porträt der Marie Henneberg ist von seiner Tournee zum 150. Geburtstag Gustav Klimts mit Ausstellungen in Wien und Venedig an seinen angestammten Platz in der Stiftung Moritzburg zurückgekehrt. Mit der glücklichen Heimkehr verbindet sich eine kleine Sensation: Das Museum erhält zwei seltene Zeichnungen von Gustav Klimt aus dem Umkreis des Gemäldes Porträt Marie Henneberg (1901/02). Das eine Blatt ist eine Erwerbung für die Sammlung, das andere verbleibt für einen längeren Zeitraum als Leihgabe in der Moritzburg. Beide Blätter werden ab dem 31. August im Westflügel der Moritzburg zu sehen sein.Das umfangreiche zeichnerische Werk Gustav Klimts kann als wichtiger Schlüssel zum Verständnis des Malers gelten. So geht auch seinen Porträts zumeist eine umfangreiche Vorarbeit in Form von Skizzen voraus. Anders allerdings im Fall des Bildnisses der Marie Henneberg. Hier kennt die Forschung nur neun Zeichnungen. Von diesen befinden sich noch zwei in der Familie des Künstlers. Johanna Klimt (1873 -1950), die jüngste Schwester des Malers, hatte eine exzellente Sammlung von Zeichnungen ihres Bruder in ausgewählter Qualität  zusammengetragen. Diese sind bis heute im Besitz ihres Enkels Peter Zimpel verblieben. Dass die Zeichnungen nun in der Moritzburg ihren Platz finden, in der das  Gemälde der Marie Henneberg seit Jahrzehnten zu den Besuchermagneten zählt, macht diese Neuerwerbung für das Museum – in einem Jahr in dem ganz Europa Klimt feiert – zu einem sehr  besonderen Ereignis.Dies umso mehr als der Großneffe Klimts, als Vertreter der Familie des Künstlers, die Blätter persönlich nach Halle in die Moritzburg bringen wird. Peter Zimpel freut sich über den neuen Ort des Verbleibs und äußerte im Vorfeld: „… dass die Zeichnungen nun dort zu sehen sein werden, wo es Sinn macht und wo sie hingehören.“  Das 1902 vollendete Porträt Marie Henneberg hat im Oeuvre des Malers einen zentralen Platz, ist eines von nur zwei Gemälden des Künstlers  in deutschem Museumsbesitz und nimmt einen herausragenden Platz  in der Sammlung der Stiftung Moritzburg ein.Die Porträts der Wiener Gesellschaft um 1900 zählen unbestritten zum Bedeutendsten, was Gustav Klimt der Nachwelt hinterlassen hat. Distanziert und verführerisch zugleich begegnen seine Frauengestalten in zeitloser Schönheit dem Betrachter. Gerade das Porträt der Marie Henneberg offenbart überzeugend die Meisterschaft des Malers im differenzierten und äußerst souveränen Umgang mit Pinsel und Farbe. Gustav Klimt steht dabei wie kaum ein anderer Künstler in jener Zeit auf dem Grat zwischen Tradition und Moderne: er setzt  den glanzvollen Höhepunkt der Bildnismalerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts, zugleich steht er als Leitfigur der Wiener Sezession für die künstlerische Erneuerung am Beginn der Moderne im 20. Jahrhundert.