Szabados verteidigt Thalia-Schließung

von 25. Oktober 2010

Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) hat am Montag den Beschluss zur Schließung des Thalia Theaters erneut verteidigt. Halle habe so hohe Kulturausgaben pro Kopf wie sonst kaum eine andere Stadt. Angesichts von 35 Millionen Euro Kosten im Jahr und einem zurückgehenden Landeszuschuss von mittlerweile nur noch 11 Millionen sei eine Konzentration der richtige Schritt. Zwar halte Halle Kultureinrichtungen für das gesamte südliche Sachsen-Anhalt vor. Doch wenn sich das Land aus der finanziellen Verantwortung stehle, sei dieser Schritt der Strukturreform notwendig. “Wir müssen die sinkenden finanziellen Mittel ausgleichen, sonst droht ein Konkurs” (der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle – d.R.).

“Unerträglich” nannte Szabados die von Kultusministerin Birgitta Wolff und Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (beide CDU) geleisteten Unterschriften unter eine Petition. Im Frühsommer sei man auf das Land zugegangenen und habe um mehr finanzielle Mittel gebeten. Damals sei man abgewiesen worden. Und nun würde genau jenes Ministerium gegen die Schließung einer Einrichtung intervenieren. “Das ärgert mich.”

Kritik übte das Stadtoberhaupt auch an Angeboten der Kultusministerin, eine Gesprächsrunde zum Erhalt des Thalia Theaters zu moderieren. “Moderieren? Das kann ich auch. Geld muss her”, so Szabados. Und zu Aussagen Haseloffs, die Kultur sei ein Standortfaktor, konnte Szabados nur zustimmen. Doch wenn man es nicht mehr finanzieren könne, müsse man sich eben trennen. In Richtung Land sagte die Oberbürgermeisterin zudem, Sachsen-Anhalt schmücke sich mit den Kulturangeboten. “Dann seht zu, dass ihr die Theater mitfinanziert”, sagte sie an Wolff und Haseloff gerichtet. Und an die Gegner eine Schließung erklärte Szabados, allen sei klar das gespart werden müssen. Aber alle würden sagen "nur nicht bei mir".

Unterdessen nutzten Mitarbeiter der Theater, Oper und Orchester GmbH die öffentliche Personalversammlung der Stadt, um gegen das drohende Streichkonzert zu protestieren. Es sei schon massiv gespart worden in den einzelnen Einrichtungen, erklärten Vertreter des Ensembles. Jede weitere Einsparung gehe an die Substanz und treffe direkt die Qualität.

Kritik an der Thalia-Schließung kommt auch aus Szabdos' eigener Partei, der SPD. Nach den Jusos meldet sich nun der Landtagskandidat Mario Kremling zu Wort. Er bedauere die Entscheidung des Aufsichtsrates, in dem auch die Sozialdemokraten vertreten sind. "In Halle muss es auch weiterhin kreatives Kinder- und Jugendtheater geben, denn dort wird kulturelle Bildung vermittelt. Ich fordere die Verantwortlichen auf, in diesem Sinne klare kulturpolitische Prioritäten zu setzen. Dabei kommt es nicht in erster Linie darauf an, wo, sondern was für Theater gespielt wird", so Kremling. Er appelliere zudem die Solidarität der Mitarbeiter der anderen Sparten mit den Schauspielern und Angestellten des Thalia-Theaters, doch noch einen Haustarifvertrag anzustreben. Der Protest derHallenser sei nachvollziehbar. "Darin zeigt sich, dass kreatives Kinder- und Jugendtheater ein wichtiges Element der halleschen Kulturszene ist." Andererseits sei den Mitgliedern des Aufsichtsrats die Entscheidung, das Thalia-Theater zu schließen, sicher nicht leicht gefallen. "Alternativen erscheinen fraglich, die kulturpolitische Diskussion in Halle ist nicht ernsthaft abgeschlossen. Aber angesichts des zunehmenden Protests ist ein kulturpolitisches Signal der Verantwortlichen dringend geboten. Dass es so weit gekommen ist, ist jedoch in erster Linie Ausdruck der schwierigen Finanzsituation der Stadt Halle und nicht des ´bösen Willens` der Verantwortungsträger."

Am Mittwoch wollen kulturinteressierte Hallenser sowie Julis, Jusos und Grüne Jugend auf dem Marktplatz gegen die Schließung das Thalia Theaters protestieren. Um 14.30 Uhr ist eine “Jubelkundgebung” geplant.