Tanz des irren Genies

von 20. April 2010

Vaslav Nijinsky ist als Ausnahmetalent im Balletttanz und dessen Choreographie in die Annalen der Geschichte eingegangen. Er war Mitglied der berühmten Ballettkompanie Ballets Russes und tourte mit ihr Anfang des letzten Jahrhunderts durch die ganze Welt. Später choreographierte er auch auf eigene Faust, zum Beispiel Igor Strawinskis „Le Sacre de Printemps“. Privat war Nijinskys Leben geprägt von seinen Liebesbeziehungen zu dem Gönner des Balletts Russe Serge Diaghilew und zu seiner späteren Frau Romola de Pulszky. Im Alter von 30 Jahren diagnostiziert man bei ihm Schizophrenie, die ihn in der zweiten Hälfte seines Lebens arbeitsunfähig machte.

Vaslav Nijinskys Leben wurde bereits in mehreren Bühnenwerken und Filmen verarbeitet. Nun wagte sich der hallesche Choreograph Ralf Rossa an die Umsetzung der Künstlerbiographie. Herausgekommen ist eine Mischung aus modernem Tanztheater und klassischem Ballett.

Dabei wird die Bühne durch bewegbare Holzpaneele in einen vorderen und einen hinteren Teil geteilt. Während sich im vorderen Teil der Bühne der schizophrene Tänzer seiner emotionalen Zerrissenheit hingibt, erscheinen im Hintergrund seine multiplen Persönlichkeiten. Yann Revazov in der Rolle des Nijinskys überzeugt dabei sowohl als dandyhafter Verführer als auch als Irrer im Schlafanzug.

Musikalisch stellt Rossa ein Mixtape aus Musik zusammen, die Nijinskys Leben begleitete. Vor allem Balettmusik, aber auch Stücke aus Wagners Parsifal oder Walzer von Chopin fügen sich perfekt in das Geschehen ein.

An manchen Stellen wird die Inszenierung allerdings ziemlich zäh. Immer wieder wird der psychisch kranke Nijinsky gezeigt, der an Bildern aus einst getanzten Rollen klebt. In endlosen Minuten interpretiert er in wirrem Zustand seine Persönlichkeiten. Auch die Liebesszenen mit Romola bringen nach der zweiten Wiederholung nichts neues. Außerdem ist der Titel des Balletts unglücklich gewählt. Die „Star“-Aspekte des Nijinskys werden fast gar nicht beleuchtet.

Die nächste Vorstellung ist am kommenden Freitag um 19.30 Uhr in der Oper.