Thalia Theater: Ausschuss nicht zuständig

von 12. Januar 2011

Das Thalia Theater in Halle (Saale) steht weiterhin vor der Schließung. Der Kulturausschuss lehnte es am Mittwoch mit großer Mehrheit ab, über zwei Anträge zur Rettung des Theaters zu beraten und erklärte sich für nicht zuständig. „Der Ausschuss hat erklärt, nicht für Kultur zuständig zu sein“, erklärte Inés Brock (Grüne) das Ergebnis.

Die Grünen wollten mit ihrem Antrag Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados auffordern, dass diese Kultur GmbH-Geschäftsführer Rolf Stiska anweisen soll, die vorgesehene Auflösung des Ensemble des Thalia Theaters und die Schließung der Spielstätte nicht durchzuführen. Der Antrag von Mitbürger/Neues Forum sah vor, dass die Stadtverwaltung prüft, wie das Thalia Theater dauerhaft gesichert werden kann und ob die Einrichtung möglicherweise aus der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle ausgelagert wird.

CDU-Stadträtin Ulrike Wünscher hatte den Geschäftsordnungsantrag auf Nichtbehandlung beider Anträge gestellt. Es gebe einen Gesellschaftervertrag. Und dieser mache deutlich, dass die Einrichtungsstruktur „ureigenste Aufgabe des Aufsichtsrates“ ist. Auch Kulturreferentin Ursula Wohlfeld und Linken-Stadtrat Rudenz Schramm argumentierten für eine Nichtbehandlung. „In Teilen überlegenswert“ fand Detlef Wend (SPD) den Antrag der Mitbürger. „Der Grünen-Antrag hat hier aber nichts zu suchen.“ Wend sprach sich dafür aus, dass der Kulturausschuss zumindest über die aktuelle Situation bei den halleschen Bühnen informiert werde.

Geschäftsführer Rolf Stiska erläuterte, dass es bei der Aushandlung der Tarifverträge noch drei Schwierigkeitspunkte gebe. So solle sich die Staatskapelle mit an dem neuen Haustarifvertrag beteiligen, was dort auf Ablehnung stößt. Die Staatskapelle hat seit zwei Jahren schon einen eigenen Haustarifvertrag. Laut Stiska tue sich zudem die Gewerkschaft Verdi extrem schwer mit der geplanten Laufzeit bis ins Jahr 2016. Ein Verdi-Gutachter habe am Dienstag Unterlagen geprüft, ob ein Haustarifvertrag tatsächlich wirtschaftlich notwendig ist. Und der größte Problempunkt sei die Zuschussentwicklung. „Die Zuschüsse sind ein gravierendes Problem“, gestand Stiska. Denn das Land Sachsen-Anhalt will keine Garantie abgeben, die Zuschüsse bis 2016 stabil zu halten. Mehr als 11 Millionen Euro trägt das Land derzeit, die Stadt 24 Millionen Euro. Nun müsse der Stadtrat entscheiden, ob der die Garantie für die Landeszuschüsse übernimmt, so Stiska. Er mahnte an, dass bis zum 25. Januar eine Entscheidung fallen müsse. Ansonsten bleibe der Schließungsbeschluss zum Ende der Spielzeit aufrecht erhalten.

CDU-Rat und Stadtratsvorsitzender Harald Bartl merkte an, man solle doch prüfen, ob der Stadtrat überhaupt eine solch lange Garantieerklärung über Wahlperioden hinweg bis 2016 beschließen dürfe. Den Grünen-Antrag nannte er demagogisch. Schließlich solle nur die Einrichtung, nicht aber die Sparte Kinder- und Jugendtheater geschlossen werden. Darauf wies auch Stiska hin. Derzeit stelle man den Spielplan für die kommende Spielzeit auf. „Da fahren wir zweigleisig“, so Stiska. „Wir überlegen, wie wir die Angebote in den anderen Sparten und Häusern verstärken können.“

Ulrike Wünscher beklagte sich indes über einen Artikel im Radio-Corax-Magazin. Hier habe sich eine Thalia-Mitarbeiterin in „unflätiger Weise“ geäußert. Laut Stiska sei dies eine Personalangelegenheit, um die sich der Geschäftsführer kümmere.