Tintenrezept des Halleschen Waisenhauses wiederentdeckt

von 3. August 2009

In der Kabinettausstellung "Schnörkel, Rüssel, Gänsekiel. Schrift und Schreibunterricht am Halleschen Waisenhaus im 18. Jahrhundert" in der Historischen Kulissenbibliothek der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale) wird das Tintenrezept des Halleschen Waisenhauses aus dem Jahr 1760 gezeigt, welches im Zuge der Ausstellungsvorbereitung erstmals nachgekocht werden konnte. Die aus verschiedenen einheimischen und exotischen Zutaten bestehende Flüssigkeit musste seinerzeit in der Waisenhaus-Apotheke hergestellt werden. Eine Kanne kostete 3 Groschen und drei Pfennige, so viel etwa wie zwei Tauben oder ein halbes Kilo Reis.

An allen Schulen der Franckeschen Stiftungen war der Schreibunterricht eine der wichtigsten Unterrichtsstunden. Francke hatte die Bedeutung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache und deren Beherrschung nicht nur für die Verbreitung der pietistischen Reformideen, auch für Wirtschaft und Handel erkannt. In Halle (Saale) wurde die "Waisenhäuser Hand" gelehrt, die "Unterweisung in Kalligraphie", wie der Unterricht genannt wurde, führten speziell ausgebildete Studenten, die Schreib-Präzeptoren durch.