Wahlkampf ums Thalia Theater

von 22. Oktober 2010

In fünf Monaten wählt Sachsen-Anhalt einen neuen Landtag. Die Wahlkampfmaschine läuft an – mit der Diskussion um drohende die Schließung des Thalia Theaters in Halle (Saale). Nachdem die beiden CDU-Minister Birgitta Wolff (Kultus) und Reiner Haseloff (Wirtschaft) eine Petition zum Erhalt des Kindertheaters unterschrieben haben, kontert nur Finanzminister und SPD-Spitzenkandidat Jens Bullerjahn. „Politisch ungeschickt“ sei das Vorgehen von Wolff und Haseloff, außerdem unkollegial. Das Land könne nicht mehr Geld bereitstellen.

Unterdessen hat Bullerjahns Sohn Toni auf einem Treffen einer Initiativgruppe von Rettern des Thalia-Theaters angeboten, eine Gesprächsrunde mit dem Finanzminister anleinen zu wollen.

Wird das Thalia Theater in der Theater, Oper und Orchester GmbH bewusst ausgespielt? Diesen Vorwurf machen nun Mitarbeiter des Theaters. So dürften Plakate für die Ballhaus-Inszenierung nicht aufgehängt werden, diese würden im Keller der Kulturinsel lagern. Das Laufband der Kulturinsel zeigte zum Teil falsche Uhrzeiten an, bei der Theaterkasse würden Interessenten für Karten zum Teil verprellt oder ihnen mitgeteilt, Vorbestellungen seien nicht nötig weil eh kaum jemand zu den Vorstellung gehe. Selbst ausverkaufte Vorstellungen an Schulen hätten ausfallen müssen, weil dem Ensemble die Fahrt zur Schule untersagt worden sei. Kein Wunder, dass seit der Integrierung des Thalia in die TOO GmbH die Auslastung von 96 auf 86 Prozent zurückgegangen sei, war zu hören.

Im Vorfeld der Mehrspartenhaus-Gründung habe es Gespräche mit Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados und GmbH-Geschäftsführer Rolf Stiska gegeben. Beide hätten damals auf Sorgen der Thalia-Mitarbeiter reagiert, diese müssten sich keine Sorgen machen. Das Thalia habe seie Hausaufgaben, berichtet Schauspieler Axel Gärtner von der damaligen Sitzung. In den letzten fünf Jahren habe es bereits am Thalia Theater einen sozialverträglichen Mitarbeiterabbau gegeben, meint Gärtner. „Wir haben genug gespart. Das Geld wird woanders verbrannt.“ Er kritisiert vor allem den zentralistischen Aufbau der GmbH. „Der verordnete Zentralismus erinnert mich an einen Konzern zu DDR-Zeiten“, so der seit 29 Jahren am Thalia tätige Schauspieler. Jede einzelne Schraube müsse beantragt werden. Früher habe es am Theater kurze Wege gegeben, die Intendanten-Tür habe jederzeit offen gestanden.