Weiber sind nicht in der Welt, bloß um Männer zu amüsieren

von 13. März 2009

Die Lebensspuren der Frauen des 18. Jahrhunderts zu verfolgen ist nicht leicht. Es sind besonders die hallischen Frauen aus den unteren gesellschaftlichen Schichten, die Soldaten- frau, die Kutscherin, die Gärtnerin, die Köchin, die Amme oder die Dienstmagd, über deren Schicksal oft nichts bekannt ist. Wenn Frauen, wie die Kindsmörderin Anna Margaretha Böserin oder Catharina Margaretha Linck, die „Frau in Männerkleidern“, mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, geben Prozessakten und damit in Verbindung stehende schriftliche Überlieferungen nur bedingt Auskunft über ihre Lebensumstände. Wie es einer unverhei- rateten Frau erging, die ein uneheliches Kind bekommen hatte, ist im Studentenstammbuch von Paul Serres festhalten.

Die Sonderausstellung des Stadtmuseums Halle (Saale) „Weiber sind nicht in der Welt, bloß um Männer zu amüsieren…“ über „Frauenbilder – Frauenleben des 18. Jahrhunderts in Halle“ unternimmt den Versuch, ein möglichst umfassendes Bild weiblicher Lebenswelten im Zeitalter der Aufklärung vorzustellen. Innerhalb der stadtgeschichtlichen Präsentation im Christian-Wolff-Haus in der Großen Märkerstraße 10 finden sich darum bekannte, aber auch neu entdeckte hallische Frauenporträts, welche die Hausmutter, die Kaufmannsfrau, die Professorengattin, die Schriftstellerin, die Musikerin, die Schauspielerin, die Stiftsdame, bürgerliche und adlige Frauen zeigen. Die Bildnisse geben viel von Charakter, Persönlichkeit und Eigenart der Frauen preis und rücken ihre Verdienste wieder in das kulturelle Gedächtnis der Stadt. Ob Soldatenfrau, Stiftsdame oder „Frau in Männerkleidern“, sie alle wirkten in der städtischen Öffentlichkeit. Ihre Lebensgeschichten vermitteln, wie variantenreich weibliche Lebensentwürfe im 18. Jahrhundert, dem „Jahrhundert der Frauen“, verliefen.

Ein Projektteam unter Leitung der Kuratorin Cornelia Zimmermann arbeitete an der Präsentation der weiblichen Lebenswelten im Rahmen des Landesprojekts „Sachsen-Anhalt und das 18. Jahrhundert“, die von der Grafikdesignerin Barbara Dimanski gestalterisch umgesetzt wurde. Über 300 Objekte, die Mehrzahl wurde bisher noch nicht öffentlich präsentiert, werden bis zum 30. April im Christian-Wolff-Haus gezeigt. Die versammelten Originalzeugnisse und Porträts geben Einblicke in ein kulturgeschichtlich reiches Jahrhundert und spiegeln Bildung und Gelehrsamkeit der Frauen sowie Haushaltung, Interieur und Mode der Zeit wider. Zu den Hauptleihgebern zählen neben dem Landeskunstmuseum Moritzburg, die Franckeschen Stiftungen, das Stadtarchiv, das Händel-Haus, die Universitäts- und Landesbibliothek, das Universitätsarchiv, die Domgemeinde mit Objekten zum Freiweltlichen Fräuleinstift und die Kulturstiftung DessauWörlitz.

     
PP