Bettina Riebesel freut sich darüber sehr: Es ist für mich als Tochter eine große Freude und ein Glücksumstand, dass die Arbeiten meiner Mutter (außer einem Gobelin, der an das Kunstgewerbemuseum Berlin geht) durch die Übernahme der beiden Museen, das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) sowie das Stadtmuseum Halle, fast geschlossen in Halle bleiben können. Ich hoffe, dass dies für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger eine Bereicherung darstellt und sie es schätzen, die Kunstwerke in Halle zu wissen.
Das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) erwarb 43 Objekte als Dauerleihgabe: drei Bildteppiche, darunter die beiden letzten 2013/14 entstandenen Arbeiten, den Bildteppich Menschen aus dem Jahr 2003, eine großformatige Tuschezeichnung auf Vlies von 1985 und eine großformatige Applikation von 1974 sowie Studien, Entwürfe und Vorarbeiten für diese Werke. Thomas Bauer-Friedrich, Direktor des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale), freut sich über die geglückte Sammlungserweiterung, kommt das Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt damit doch seiner Verpflichtung nach, wichtige Positionen der in unserem Bundesland entstandenen und entstehenden Kunst zu dokumentieren, zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Weitere Werke aus dem Nachlass hat das Stadtmuseum Halle für die stadtgeschichtliche Sammlung als Schenkung übernommen. Das Konvolut besteht aus ca. 300 Objekten und dokumentiert die Breite des Schaffens von Marielies Riebesel, ihre Interessen und die von ihr angewandten Techniken. Die Schenkung umfasst neben dem Gobelin Aus meinem Leben (2007) und dem Quilt BegegnungII eine Rauminstallation, verschiedene Arbeiten aus Textil, Malerei auf Papier, Gobelinentwürfe und -kartons bis hin zu Grafik und Studienzeichnungen. Die Serie Hommage a Cesaria Evora dokumentiert Marielies Riebesels Faszination für die afrikanische Jazzsängerin.
Die in der Schenkung enthaltene Gobelinentwürfe und -kartons belegen darüber hinaus den Schaffensprozess der Künstlerin und dokumentieren u.a. Arbeiten, die heute nicht mehr existieren, wie die Entwürfe und Fotografien vom Bühnenvorhang im ehemaligen Klubhaus der Gewerkschaften. Mir war es wichtig, dass wir den Nachlass in Gänze für eine weitere Erschließung und Aufarbeitung sichern und sich die ganze Persönlichkeit von Marielies Riebesel in der Sammlung wiederfindet, so Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums Halle.
Ausstellung für 2016 in Planung
Im Rahmen eines derzeit in der Planung befindlichen Ausstellungsvorhabens zum Schaffen Marielies Riebesels an verschiedenen Orten in Halle (Saale) sollen einzelne Arbeiten aus beiden Sammlungen im Jahr 2016 öffentlich präsentiert werden.
Biographisches:
Marielies Riebesel, geboren 1934 in Bombeck bei Salzwedel in der Altmark, studierte von 1953 bis 1959 an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und war von 1961 bis 1965 als Gestalterin in der Textil- und Gobelinmanufaktur Halle (Saale) tätig. Seit 1965 arbeitete sie freischaffend in Halle (Saale). Studienreisen führten sie u. a. nach Mittelasien, Polen, Italien, Paris und in die Schweiz. In ihrem Werk setzte sie sich intensiv mit der halleschen Tradition der Gobelinweberei auseinander und entwickelte diese in einer ihr eigenen Bildsprache weiter. 2006 gestaltete sie im Auftrag der Stadt Halle (Saale) einen Gobelin zur 1200-Jahr-Feier der Saalestadt, der sich heute im Stadthaus befindet. Arbeiten von ihr befinden sich u. a. im Besitz des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin sowie im Grassimuseum Leipzig.