Wir sind es Händel schuldig zu gestalten

von 14. April 2009

Bis heute gab es zwei markante Punkte in der Geschichte des Händel-Hauses in Halle (Saale). Den ersten 1948, als in dem 1937 von der Stadt erworbenen Haus ein Musikmuseum eröffnet wurde. Den zweiten 1985, als man anlässlich des 300. Geburtstages des Komponisten das Nebengebäude in der Nikoleistraße kaufte und in das Konzept integrierte. In diesem Jahr soll nun ein dritter Punkt hinzukommen, wie Phillip Adlung, Direktor der Stiftung Händel-Haus am Dienstagabend mit Stolz verkündete. Innerhalb von 2 Jahren habe man einen lang gehegten Traum verwirklicht, ehrt Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz die rasante Entstehung des neu gestalteten Hauses, dessen Renovierung jedoch nicht ohne Probleme ablief. So berichtet Adlung von maroder Bausubstanz, die besonders im neu gemachten Kellergewölbe die Arbeiten erschwerte und kleinen Räumen im Geburtshaus von Georg-Friedrich Händel, die für eine Ausstellung nur schwer nutzbar sind. Auch war die Beschaffung von Ausstellungsstücken nur über großzügige Leihgaben möglich, da das Händel-Haus selber über keine Primärquellen des Komponisten und nur wenige andere Exponate verfügt. Die wohl beeindruckensten Leihgaben dabei sind wohl mehrere handschriftliche Notenblätter, die aus der British Libary und Hamburg in das Händel-Haus kamen. Sie lösen die Mitte der 80er Jahre eingerichtete Dauerausstellung vom 15. April an ab und sind von da an unter dem Titel: „Händel – der Europäer“ zu sehen.

Eröffnet wurde die neue Dauerausstellung jedoch bereits am Dienstagabend mit einem Festakt, wobei das Datum mit Bedacht gewählt wurde. Am 14. April 1759, also genau vor 250 Jahren, verstarb der berühmte hallesche Komponist in London, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbrachte. Nichtsdestotrotz soll die neue Ausstellung besonders auch die Jahre in der Saalestadt betrachten, die, wie Stiftungsdirektor Adlung in seiner Ansprache betont, bisher wenig untersucht wurden. Dies sei aber gerade wichtig, weil Händel in den 18 Jahren in Halle das Handwerkszeug erlernt habe, das ihm die große Karriere in Europa ermöglichte. „Die Ausstellung“, so Adlung, „soll Händel als Europäer, aber auch Händel in Halle zeigen, allein schon weil Halle in der Mitte Deutschlands und damit auch Europas liegt.“ Zumindest also in der Händel-Pflege soll die Saalestadt ein Zentrum in Europa werden, was der Stiftungsdirekor nicht zuletzt mit der Verantwortung gegenüber dem Erbe von Händel begründet. „Wir sind es Händel schuldig zu gestalten und nicht bloß zu verwalten.“

Phillip Adlung betonte jedoch auch, dass, um dieser Forderung nachzukommen, beträchtliche finanzielle Mittel benötigt wurden und werden, wobei er sich sehr ausführlich bei den Spendern und Förderern des neu gestalteten Hauses bedankte. Einer von diesen war Professor Carsten Schmidt, der aus Hamburg angereist, die dort ansässige Zeit-Stiftung vertrat, die die höchste Zuwendung, die das Händel-Haus jemals bekommen hatte, spendete. In seiner Ansprache machte er „mindestens“ drei Gründe für die Auswahl des Händel-Hauses verantwortlich. Zum einen den Umstand, dass Sachsen-Anhalt ein so kulturell reiches Land sei und dieses Museum verdiene. Des Weiteren die sehr überzeugenden Worte von Phillip Adlung, der das eigene Projekt in Hamburg vorstellte. Und letztendlich den Schwerpunkt der Stiftung, der besonders die Existenz vieler Museen mit musikalischer Ausrichtung am Herzen liegt und die aktiv zur Händel-Pflege beitragen will.

Das die Ehrung des Komponisten in Halle in Form des neu gestalteten Gebäudes überhaupt möglich ist, liegt, wie Kultusminister Olbertz in seiner Ansprache deutlich machte, nicht zuletzt auch an der Anfang 2008 gegründeten Stiftung Händel-Haus. Diese sorgt nämlich erst dafür, dass Spenden wie die der Zeit-Stiftung auch projektorientiert eingesetzt werden können. Daran, dass das neue Museum ein Erfolg werden wird, hat der Kultusminister indes keinen Zweifel: „Immer dann, wenn wir auf die Wirkkraft von Kunst und Kultur setzen, können wir Erfolge erzielen.“ Für Olbertz besonders wichtig ist dabei die gelungene Konzeption der Ausstellung, die mit ihren hellen Räumen auch die Zeit der Aufklärung repräsentiert, in der Händel wirkte und diesen auch jungen Menschen beispielsweise mit multimedialen Elementen in der Ausstellung zugänglich macht. Fest steht für den Kultusminister, dass „die Förderung von Kunst und Kultur das Nachhaltigste ist.“

So erntete die Wiedereröffnung des Händel-Hauses, wie für einen Festakt üblich, viel Lob und Anerkennung, die auch Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados vor allem an Stiftungsdirektor Phillip Adlung richtete. Dabei verkündete sie auch, dass dessen Zeit in Halle mit diesem Projekt beendet sei. In Zukunft wird er sich einem anderen großen deutschen Komponisten widmen. In Bonn wird Adlung am Beethovenhaus arbeiten.