Ziel: Gesamtrettung bis 2017

von 24. März 2012

Das große Ziel steht: die Gesamtrettung der Franckeschen Stiftungen bis zur Lutherdekade im Jahr 2017. Das machte Stiftungs-Direktor Thomas Müller-Bahlke am Samstag im Rahmen der Francke-Feier deutlich. Dann gelinge vielleicht auch die Aufnahme in die Unesco-Weltkulturerbeliste.Einiges ist bis dahin noch zu tun, so muss das weltweit erste Kinderkrankenhaus noch saniert werden. Doch die Stiftungen sind ein gutes Stück vorangekommen. Anfang der 90er, nach dem Ende der DDR, völlig heruntergekommen, erstrahlt der Großteil heute in neuem Glanz. „Innerhalb von 20 Jahren haben sich die Stiftungen von einem Ruinenfeld zu einer blühenden Bildungslandschaft entwickelt“, freut sich Müller-Bahlke. Am Samstag konnten nun drei weitere Bauprojekte abgeschlossenen werden.5,25 Millionen Euro flossen in das historische Brau- und Backhaus. Die ehemaligen Pächterhäuser der Meierei beherbergen künftig das Staatliche Seminar für Lehrerbildung sowie die Staatlichen Lehrerprüfungsämter des Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA). 3,2 Millionen Euro haben die Arbeiten hier gekostet. Und die historische Häuserzeile am Franckeplatz wurde ebenfalls für 4,1 Millionen Euro saniert. Die Waisenhausbuchhandlung hat wieder geöffnet, daneben findet sich jetzt hier das Café und Bistro “Tranquebar”. Eingerichtet werden soll auch ein Nachwuchsforum Geschichte. Damit, so Müller-Bahlke, wolle man bei den Jugendlichen Interesse und Begeisterung für Lokalgeschichte wecken. Auch das sei ein Beitrag zur Demokratie-Erziehung.Wir sind dem Ziel einer vollständigen Rettung näher gekommen“, freute sich Ministerialdirektorin Ingeborg Berggreen-Merkel. Die Stiftungen seien eine der herausragenden Wiederaufbauleistungen in den neuen Bundesländern. Die Franckeschen Stiftungen und ihre Mitarbeiter könnten stolz darauf sein, was sie geschaffen haben. Sie sprach, angesichts der nun wieder beginnenden Backtraditionen, auch das immaterielle Kulturerbe an. Die deutsche Brotvielfalt sei einer der Punkte, die auf eine solche Liste gehören. „Francke hat es geschafft, die etwas zu sagen haben und Geld haben, auf seine Seite zu ziehen“, sagte Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados. Das scheine auch heute so zu sein. Denn immerhin sind mehr als 100 Millionen Euro in den Wiederaufbau geflossen. Doch es gebe in Ostdeutschland noch viel zu tun. Szabados äußerte sich deshalb deutlich gegen eine Aufkündigung des Solidaritätszuschlags. „Der Osten würde dadurch im Aufholprozess gestoppt“, sagte sie. Sie könne zwar einige westdeutsche Bürgermeister verstehen, die die vielen Neubauten im Osten anmerken. „Aber wenn gebaut wird, ist es erstmal neu.“ Angesprochen hat Szabados auch den Punkt Parkplätze. „Wir werden vernünftige Parkmöglichkeiten schaffen. So werde die Fläche zwischen Hochstraße und Waisenhaus nun auch offiziell als Parkplatz gewidmet, die Stiftungen werden das Gelände von der Stadt pachten.Den Festvortrag hielt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff. „Die Franckeschen Stiftungen sind eine Einrichtung von Weltgeltung“, sagte er. Sie würden einen herausragenden Platz in der kulturellen und pädagogischen Landschaft Sachsen-Anhalts und der Bundesrepublik Deutschland einnehmen. Die sukzessive Wiederherstellung des Gesamtensembles „ist eine der herausragenden Wiederaufbauleistungen in den neuen Bundesländern“. Der Ministerpräsident verwies zudem auf die internationale Ausstrahlung, die die Stiftungen in ihrer langen Geschichte immer gehabt hätten. Ein Beispiel dafür sei Heinrich Melchior Mühlenberg (1711-1787), der als Begründer des lutherischen Gemeindewesens in Nordamerika gelte. In seinem Vortrag „Bauen als kulturelle Identität“ hob Haseloff die „gesellschaftliche Verantwortung der Architektur“ hervor. Von allen Künsten habe sie die „größte sichtbare Wirkung. Häuser, Fabriken, Parlamentsgebäude und Museen sind Teil unseres kulturellen Erbes. Ihre fortwirkenden Prägungen kann niemand ignorieren.“ Allerdings würden „nationale Baustile im Zeitalter der Globalisierung mehr und mehr in den Hintergrund treten“. Heute stellten sich angesichts des demografischen Wandels andere Fragen. Haseloff: „Es geht um generationengerechtes Bauen und um moderne Infrastrukturen in unseren Städten. Die moderne Architektur muss vor allem den großen demografischen Herausforderungen gerecht werden.“  [Artikelbox-Groß][Linkbox-Groß]