„Sechs Jahre Dauerlauf“

von 24. März 2017

„Gefühlt sind es sechs Jahre Dauerlauf“, sagt Dr. Stephan Fuchs, Allgemeinmediziner, Wissenschaftler am Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Koordinator des internationalen DFG-Netzwerks „GeduMed.net“. In diesem erforschen deutsche und österreichische Hausärzte, Soziologen und Ärzte aus der Psychosomatik, wie Studierende „Gesund durchs Medizinstudium“, kommen können. „Ein solches Netzwerk ist was Besonderes und es gibt derzeit kein weiteres an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg“, sagt er.

Fakt ist, so die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus internationalen Studien, denn das Phänomen gebe es weltweit: Etwa ein Drittel aller Medizinstudierenden zeigt Anzeichen für Depressionen, Burnout oder Angsterkrankungen. Zum Vergleich: In der Normalbevölkerung liegt die Prävalenz für Depressionen laut Fuchs bei etwa acht Prozent.

Aber die ersten Zwischenergebnisse, die die Wissenschaftler im DFG-Netzwerk zusammengetragen haben, zeigen, dass etwas dran ist: „Es hat uns überrascht, dass bisher nur wenige positiv beeinflussende Faktoren für das Gesunderhalten ermittelt wurden. Einen Einfluss hat ebenfalls das Curriculum des Medizinstudiums. Wie sich dieses im Detail auswirkt, wird gerade intensiv analysiert“, sagt Fuchs. Aktuell werte man die Erkenntnisse aus.

Man brauche aber definitiv mehr Prävention, wobei auch die Lehrenden eine Vorbildfunktion hätten. „Helfen würde zum Beispiel, körperliche Aktivitäten in Seminare einzubinden und nicht alle Prüfungen am Semesterende zu konzentrieren“ regen Fuchs und seine DFG-Netzwerk-Kollegen an. „Ein gesundes Schlafverhalten senkt beispielsweise die Depressionsrate und kann die Leistungsfähigkeit steigern“, begründet Fuchs. Das gelte natürlich nicht nur für das Medizinstudium, sondern auch für andere Studiengänge.

Es gebe bereits Projekte zur Verbesserung der Studierendengesundheit, allerdings ohne eine längerfristige Beobachtung des Nutzens. „Wir wissen also nicht, wie lange die Effekte anhalten. Deshalb sollen Folgeprojekte initiiert werden, in denen das an zehn Standorten in Deutschland, so auch in Halle, untersucht werden soll“, erklärt Fuchs.