Medienstudentinnen reisen für Filmprojekt nach Jerusalem

von 14. Januar 2015

“Irene Eber ist eine eindrucksvolle Frau mit einer bewegenden Biographie”, sagt Evi Lemberger, die gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Maria Göckeritz am 22. Januar für zwei Wochen nach Jerusalem reisen wird, um dort die emeritierte Professorin für Chinesische Literatur und Ostasiatische Studien an der Hebrew University of Jerusalem zu treffen. Eber wurde 1930 als Irene Geminder in Halle (Saale) geboren. “1938 mussten sie und ihre Familie im Rahmen der so genannten Polenaktion Halle verlassen und wurden ins polnische Grenzgebiet deportiert”, so Lemberger weiter. In Polen trennte sich die Familie zwangsweise: Allein versteckte sich Irene Eber als zwölfjähriges Mädchen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs bei einem polnisch-katholischen Ehepaar. Auch ihre Mutter und ihre Schwester überlebten den Holocaust, weil sie durch einen Platz auf Oskar Schindlers Liste der Deportation nach Auschwitz entkommen konnten. Der Familienvater Yedidia Geminder wurde in einem Arbeitslager erschossen, als er versuchte, sich dort zu verstecken. 2007 hat Eber ihre Autobiographie “Ich bin allein und bang” veröffentlicht, in der sie über ihr Leben und das ihrer Familie berichtet.

Auf die Geschichte der Familie Geminder sind die beiden Studentinnen während eines Filmseminars im Masterstudiengang Multimedia [&] Autorschaft aufmerksam geworden, in dem die Geschichten der Stolpersteine medial aufgearbeitet werden, die in Halle und in Sachsen-Anhalt verlegt wurden. Bei den Stolpersteinen handelt es sich um ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das an die Menschen erinnern soll, die während der NS-Zeit verfolgt, deportiert, vertrieben oder ermordet wurden. Dafür werden Messingplatten vor den letzten frei gewählten Wohnungen der NS-Opfer in den Boden eingelassen. Im Mühlweg 36 in Halle befindet sich der Stolperstein Yedidia Geminders.