Neuartiges Kopplungselement – Europaweite Studie gestartet

von 27. Februar 2015

„Wir gehen davon aus, dass sich dadurch die Weiterleitung des Schalls bzw. die Energieübertragung auf die Gehörschnecke verbessert und damit auch das Hörvermögen der betroffenen Patientinnen und Patienten.“ Das CE-zertifizierte Kopplungselement wird aus Titan gefertigt und ist nur vier Millimeter groß. Es wurde von Medizinern aus Würzburg und Rostock und Naturwissenschaftlern aus Tübingen in Zusammenarbeit mit einer österreichischen Hörimplantate-Firma entwickelt.

Im Rahmen einer europaweiten Anwendungsbeobachtung soll nun die langfristige Wirksamkeit des Kopplungselementes überprüft werden. Die Studie wird wissenschaftlich von PD Dr. Torsten Rahne (Physiker und Audiologe an der halleschen Uni-HNO-Klinik) geleitet. „An der Studie wirken 18 Zentren aus dem gesamten Europagebiet mit“. Aus Deutschland werden z.B. Experten aus Rostock, Dresden, Berlin, Frankfurt/Main und Halle an der Studie teilnehmen und das neuartige Kopplungselement einsetzen. PD Rahne ist wissenschaftlicher Audiologe und kümmert sich um die anspruchsvolle und langwierige Feinabstimmung und Einstellung von implantierten Hörgeräten sowie von Cochleaimplantaten (CI). Diese sind Sinnesprothesen, die gehörlosen und hochgradig schwerhörigen Menschen wieder zum Hören verhelfen.

Für Patienten mit mittlerer oder hochgradiger Innenohrschwerhörigkeit und zusätzlich bei allen Ausprägungen der Mittelohrschwerhörigkeit eignet sich ein implantierbares Hörgerät, welches im Rahmen eines operativen Eingriffes in Vollnarkose durch einen Zugang hinter dem Ohr eingesetzt wird. Der Schall wird durch den extern am Kopf sitzenden Audioprozessor aufgenommen und verarbeitet. Dieser sendet das Signal drahtlos durch die Kopfhaut an das Implantat. Daran befestigt ist ein winzig kleiner und leichter Stimulator (25 mg), der das verstärkte Schallsignal an die Gehörknöchelchen oder direkt an das Innenohr abgibt.

Die erste Patientin mit dem neuartigen Kopplungselement und einem weiterentwickelten, teilimplantierten Hörgerät wurde vor wenigen Wochen durch Prof. Plontke, Direktor der Halleschen Universitäts-HNO-Klinik operiert. Sie ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. In Halle erfolgt nun auch die zweite Implantation, dieses Mal durch den Hauptentwickler des Kopplungselementes, Prof. Robert Mlynski aus Rostock, im Rahmen des 7. Halleschen Workshops für Cochlea-Implantation, implantierbare Hörgeräte und hörverbessernde Mikrochirurgie des Ohres, welcher vom 2. bis 4. März 2015 stattfindet und von der Uni-HNO-Klinik organisiert und durchgeführt wird. Dazu werden Experten aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet. Auf dem Programm stehen neben wissenschaftlichen Vorträgen und systematische Präparationsübungen auch kommentierte Live-Operationen. Die Veranstaltung findet im Weiterbildungszentrum für klinische Anatomie (Leiterin: Prof. Heike Kielstein) im Institut für Anatomie und Zellbiologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg statt.