Händels Borrowing-Praxis: Ein gigantischer Plagiatsfall?

von 18. September 2017

Schon aufmerksamen Zeitgenossen Händels wie Johann Mattheson oder Charles Jennens, die eng mit ihm zusammenarbeiteten, war nicht entgangen, daß der Komponist in zum Teil erheblichem Umfang musikalisches Material aus den Partituren fremder Autoren in sein eigenes Werk einbaute. Diese An-leihen bei anderen Komponisten werden als Borrowings (Entlehnungen) be-zeichnet und reichen von winzigen Übernahmen etwa einzelner Motive bis hin zur Wiederverwendung vollständiger Chorsätze. Die im Zeitalter des Internets modisch gewordene Suche nach Plagiaten kann als Anlaß dienen, die mit dem Borrowing-Verfahren zusammenhängende Frage nach der Eigenständigkeit von Kunstwerken erneut zu stellen. Im Vortrag wird es sowohl um zeitgenös-sische Bewertungen der Entlehnungspraxis gehen, als auch um Perspektiven, die unsere heutige Zeit auf dieses Phänomen ermöglicht.

Bernhard Jahn ist Professor für Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit an der Universität Hamburg. Einer seiner Forschungsschwerpunkte bildet das (Musik-)Theater in der Frühen Neuzeit. Weitere Forschungsprojekte zu Johann Mattheson und zum Hamburger Stadttheater.
Der Eintritt zum Vortrag ist frei.

Die Vorträge der Reihe „Musik hinterfragt“ werden vom Freundes- und För-derkreis des Händel-Hauses zu Halle e. V. freundlicherweise unterstützt.

Mittwoch, 20. September 2017, 19.30 Uhr, Renaissance-Raum I Händel-Haus
Vortragsreihe Musik hinterfragt
Händels Borrowing-Praxis: Ein gigantischer Plagiatsfall?
Referent: Prof. Dr. Bernhard Jahn (Hamburg)