Kriminalstatistik der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd

Kriminalstatistik der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd
von 21. März 2018

Anzahl der Fälle, Aufklärung , Tatverdächtige

Im Jahr 2017 wurden 65.945 Fälle in der Polizeilichen Kriminalstatistik registriert, das sind 1.417 Fälle (-2,1%) weniger als 2016. Damit ist die Anzahl der erfassten Fälle das dritte Jahr hintereinander rückläufig. Die Aufklärungsquote liegt bei 53,3% und somit um 2,2 % höher als 2016. Insgesamt wurden 35.119 Straftaten aufgeklärt.

Mit den 35.119 geklärten Straftaten im Jahr 2017 wurden insgesamt 21.939 Tatverdächtige ermittelt. Unter den Tatverdächtigen waren 3.642 Nichtdeutsche. Dieser Gruppe sind alle Personen zuzuordnen, die nicht im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sind. Hierzu gehören neben Asylbewerbern, Kriegsflüchtlingen, Duldungsinhabern oder sich hier illegal aufhaltenden Ausländern auch Angehörige aus EU-Mitgliedstaaten, Touristen, Ausländer mit dauerhaftem Bleiberecht (z. B. Angehörige von Spätaussiedlern, Besitzer von Niederlassungserlaubnissen), Arbeitskräfte, Studenten oder Schüler.

Die Anzahl der Jungtatverdächtigen beträgt 3.634.

Anteil ausgewählter Delikte an der Gesamtkriminalität, Aufklärung

Straftaten unter Beteiligung von Asylbegehrenden, Duldungsinhabern, Flüchtlingen und sich illegal Aufhaltenden (Zuwanderer) betrugen im Jahr 2017 = 2431 Fälle. Das ist ein Rückgang um 1066 Fälle, was sich insbesondere bei den ausländerrechtlichen Verstößen (-1215 Fälle) niederschlägt. Rückläufig sind Diebstahlsdelikte insgesamt um 14,9% (-72 Fälle) sowie die Vermögens- und Fälschungsdelikte um 4,4% (-17 Fälle).

Der Anteil aller durch diese Personen begangenen Straftaten an der Gesamtkriminalität betrug 2017 = 3,7 %.

Straftaten gegen das Leben nehmen einen geringen Anteil an der Gesamtkriminalität (0,05%) ein. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 31 Fälle erfasst, das sind 12 Fälle mehr als 2016. 87,1% davon wurden aufgeklärt. 2016 lag die Aufklärungsquote bei 84,2 %.

Am 28.12.2017 gegen 17:15 Uhr kam es im Einkaufszentrum „An der Eselsmühle“ in Halle-Neustadt zu einem Tötungsdelikt. Einer 40-jährigen Frau wurden mehrere Stichverletzungen zugefügt, welche zum Tode führten. Die Polizei nahm einen 49-jährigen Mann fest, welcher der Lebensgefährte der Frau war. Dieser befindet sich in Untersuchungshaft.

Am 21.12.2018 gegen 20:50 ging bei der Polizei ein Anruf ein, in dem jemand mitteilte, dass in einer Wohnung in der Julius-Kühn-Straße ein toter Mann liegen würde. Als die Polizei vor Ort eintraf, bestätigte sich der mitgeteilte Sachstand. Bei dem Toten handelt es sich um einen 22-jährigen Mann syrischer Herkunft, welcher dort wohnhaft war. Die Polizei nahm Ermittlungen wegen dem Verdacht des Totschlags auf und konnte einen 18-jährigen Landsmann als Tatverdächtigen ermitteln. Der junge Mann wurde am 14.02.2018 in Günthersdorf von der Polizei festgenommen und befindet sich in Untersuchungshaft.

Mit 536 erfassten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung insgesamt im Jahr 2017 wurden im Vergleich zum Vorjahr 55 Fälle mehr registriert (+11,4%). Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt 0,81%. Es konnten 423 Fälle aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote liegt somit bei78,9%.

Vergewaltigungen/sexuelle Nötigungen wurden 97 Fälle erfasst, wovon 72,2% aufgeklärt wurden. Das bedeutet, dass 22 Fälle mehr angezeigt worden sind als 2016. Diese Straftaten haben einen Anteil an der Gesamtkriminalität von 0,1%.

Bei der Gewaltkriminalität ist im Vergleich zu 2016 eine Zunahme um 3,1% zu verzeichnen. 2017 wurden insgesamt 2.104 Fälle registriert und somit 63 mehr als im Jahr 2016. Die Aufklärungsquote beträgt 73,9%. Die Gewaltkriminalität umfasst u. a. gefährliche und schwere Körperverletzungen, Raubstraftaten oder Vergewaltigungen.

In der Straftatengruppe Rohheitsdelikte/Straftaten gegen die persönliche Freiheit ist im Vergleich zu 2016 eine Zunahme zu konstatieren. Mit insgesamt 9.422 erfassten Fällen im Jahr 2017 wurden 290 mehr als im Jahr 2016 (+3,2%) registriert. Wie bereits im Vorjahr konnte mit einer Aufklärungsquote von 87,0 % in diesem Deliktsfeld eine hohe Aufklärung erzielt werden.

Rückgänge sind bei Raubstraftaten um 5 Fälle (2016= 459 Fälle und 2017= 454) zu verzeichnen.

Bei den Fällen des Handtaschenraubs ist eine Abnahme von 2 erfassten Fällen im Jahr 2017 auf 15 feststellbar.

Ein Anstieg ist bei den Körperverletzungsdelikten zu verzeichnen. 2017 wurden 6.422 Fälle erfasst und somit 202 mehr als im Jahr 2016 (+3,2%).

Ebenso angestiegen sind die Fälle der Nötigungen. Hier ist ein Anstieg von 693 Fällen im Jahr 2016 auf 727 Fälle im Jahr 2017 zu verzeichnen (+4,9%).

Im Februar 2017 kam es im Stadtgebiet von Halle (Saale) zu einer Häufung von Raubüberfällen auf Pizzaboten. Zur Klärung dieser Raubstraftaten richtete die hiesige Polizei eine Ermittlungsgruppe ein. Im Zuge deren Ermittlungen konnte die Polizei sieben Personen als Tatverdächtige ermitteln und festnehmen. Außer den Überfällen auf Pizzaboten konnten diesem Personenkreis weitere Raubstraftaten zugeordnet werden. Die Festgenommenen wurden inhaftiert und mittlerweile zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Mit 41,8% nehmen die Diebstahlsdelikte insgesamt einen Großteil der Gesamtkriminalität ein. Im Jahr 2017 ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang der Fallzahlen des Diebstahls um 2.722 Fälle auf 27.562 (-9%) festzustellen. Aufgeklärt wurden 27,4 % (= 7557 Fälle).

Analog hierzu verläuft die Entwicklung bei den Diebstahlsdelikten im besonders schweren Fall. Bei diesen zeichnete sich im Jahr 2017 ein Rückgang auf 16.750 Fälle ab. Dies bedeutet -11,5%. Die Aufklärung betrug 15,4 % (= 2582 Fälle).

Ausgewählte Fallzahlen aus dem Bereich des besonders schweren Diebstahls:

  • Einbruchsdiebstählen in/aus Kraftfahrzeugen (-835 Fälle; -34,1%),

  • Einbruchsdiebstählen in/aus Dienst-/Büro-/Lagerräumen (-554 Fälle; -25,1%),

  • Einbruchsdiebstahl in/aus Boden- und Kellerräumen (-987 Fälle, -20,5%).

  • Diebstahl im besonders schweren Fall von Kraftwagen (+32 Fälle, 8,6%),

  • Wohnungseinbruchsdiebstahl (+20 Fälle, +2,1%),

  • Fahrraddiebstahl (+11 Fälle; +2,6%).

Im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls stellt sich die Entwicklung wie folgt dar: Insgesamt erfasste die Polizei 2017 973 Fälle, das sind 20 mehr als im Jahr 2016. Allerdings bleiben beim Wohnungseinbruchdiebstahl immer mehr Tathandlungen im Versuchsstadium stecken. Von den 973 Fällen waren 445 Fälle Einbruchsversuche (=44,3%).

Zur Bekämpfung der Eigentumskriminalität wurde im Polizeirevier Halle (Saale) eine Ermittlungsgruppe „Intensivtäter“ eingerichtet. Diese Ermittlungsgruppe machte mehrere Tatverdächtige namentlich bekannt, häufig handelt es sich um Konsumenten von Betäubungsmitteln. Es wurde umfangreiches Diebesgut sichergestellt. Gegen mehrere Personen sind mittlerweile Gerichtsverfahren anhängig.

Die Vermögens- und Fälschungsdelikte haben mit 11151 Fällen einen Anteil von 16,9% an der Gesamtkriminalität. Im Vergleich zu 2016 stiegen sie um 21,3% an (= +1957 Fälle). Insbesondere die Fälle des Betruges zum Nachteil von Versicherungen schlagen hier zu Buche. Hier ist ein Anstieg der Fallzahlen um 1900 auf 1956 Fälle im Jahr 2017 (+ 3912%) zu verzeichnen. Die Aufklärung lag bei 99,9 % (1955 Fälle).

Bei den Sonstigen Straftatbeständen (u. a. Brandstiftungen, Sachbeschädigungen, Widerstand gegen die Staatsgewalt oder Hausfriedensbruch) ist 2017 ein Rückgang um 145 Fälle auf 13.180 Fälle zu verzeichnen. Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität beträgt 20%.

Diese Abnahme ist insbesondere auf die Fallzahlen bei den Beleidigungen zurückzuführen, welche von 2641 Fällen in 2016 auf 2.482 Fälle im Jahr 2017 (-6%) zurückgingen.

Bei den Widerstandshandlungen gegen Vollstreckungsbeamte stehen 217 Fälle im Jahr 2016 insgesamt 259 Fälle (+ 19,4%) im letzten Jahr gegenüber.

Bei den Sachbeschädigungen gibt es einen leichten Anstieg um 17 Fälle auf 6706 insgesamt.

Im Bereich der Rauschgiftkriminalität liegt die Zahl der erfassten Fälle bei 3.041 im Jahr 2017. Dies bedeutet einen Anstieg um 14,1%. Die Aufklärungsquote beträgt 94,2 % (2016= 92%).

Die allgemeinen Verstöße gegen das BtMG, die sog. „Konsumentendelikte“, bilden mit 2.401 erfassten Fällen im Jahr 2017 in diesem Deliktsbereich den größten Anteil. 449 Fälle des unerlaubten Handels mit Betäubungsmittel wurden im Jahr 2017 registriert.

Bei der am häufigsten konsumierten Droge handelt es sich um Cannabis und Zubereitungen. Im Jahr 2017 wurden 1.195 allgemeine Verstöße mit Cannabisprodukten erfasst und damit 154 Fälle mehr als 2016. Cannabis und Zubereitungen haben weiter an Bedeutung gewonnen.

Die allgemeinen Verstöße mit Crystal sind im Vergleich zum Vorjahr um 32,5% angestiegen. Im Jahr 2016 wurden 643 und im Jahr 2017 insgesamt 852 derartige Verstöße registriert. Beim illegalen Handel/Schmuggel mit Crystal ist ebenfalls eine Anstieg zu verzeichnen. Hier wurden im Jahr 2017 mit 149 Verstößen 38 mehr (+34,2%) als im Jahr 2016 (111 Verstöße) erfasst.

Im letzten Jahr stellte die hiesige Polizei u.a. 150 Kilogramm Marihuana, 2,4 Kilogramm Crystal und über 1000 Cannabispflanzen sicher.

Die mit Tschechien begonnene Zusammenarbeit zur Bekämpfung der Drogenkriminalität wurde auch im letzten Jahr erfolgreich fortgesetzt. So konnten in dem Zuge ein Tscheche (24 Jahre) sowie zwei Deutsche (26 und 37 Jahre) als Tatverdächtige ermittelt und festgenommen werden. Die Festnahme erfolgte im Januar als der Tscheche dem jüngeren Deutschen mehr als 1,2 Kilogramm Crystal übergeben wollte. Bei folgenden Wohnungsdurchsuchungen wurden nochmals über 1,5 Kilogramm Betäubungsmittel sowie Bargeld im fünfstelligen Bereich aufgefunden.

Das Tatmittel „Internet“ wurde im Jahr 2017 bei der Begehung von 3.871 Straftaten genutzt und liegt damit mit 26,7% über den im Jahr 2016 (3.055 Fälle) hierzu erfassten Fallzahlen. Bei der Computerkriminalität an sich wurden 2017 insgesamt 1219 Fälle erfasst, was 437 Fälle mehr (+55,9%) als im Jahr 2016 waren.

Opfer

Insgesamt wurden 11017 Opfer einer Straftat registriert. Davon waren 6677 männlich und 4340 weiblich. 8360 Opfer sind Erwachsene, 790 Heranwachsende, 953 Jugendliche und 914 Kinder.

Polizeibeamte als Opfer von Straftaten/Gewalt gegen Polizeibeamte

Im Jahr 2017 wurden 530 Polizeibeamte Opfer einer Straftat und somit 57 Polizeibeamte mehr als 2016. 95 Polizeibeamte wurden leicht und vier Polizeibeamte schwer verletzt.