SV Lions: Der „X-Factor“ bleibt

von 21. Juli 2014

„TPT“, kurz vor Saisonbeginn im September 2013 als Ersatz für die damals verletzte Amanda Rego (Mittelhandbruch) nachverpflichtet, bewies in der zweiten Saisonhälfte, dass sie ihre schwere Knieverletzung (Kreuzbandriss), die sie im Herbst 2011 stoppte, wieder vollständig überwunden hat. 15 Punkte, 8 Rebounds, 2 Assists und 2 Steals markierte die US-Amerikanerin im Schnitt für den SV Halle in den letzten zehn Spielen der abgelaufenen Saison. Vor ihrer Verletzung wurde sie 2011 bekanntlich als MVP der 1. Bundesliga, also als wertvollste Spielerin der Liga, ausgezeichnet. Jetzt hat sie wieder zu alter Form zurückgefunden.

Doch der wahre Wert, den Porter-Talbert einer Mannschaft gibt, lässt sich nicht allein an den Zahlen ablesen. Im Körper der zierlichen Frau schlägt ein riesengroßes Basketballherz. Mit bedingungslosem Einsatz zelebriert sie den Sport, reibt sich in der Verteidigung auf und scheut keinen Kontakt, selbst wenn die Gegenspielerin einen ganzen Kopf größer ist. Zudem sorgt sie mit ihrer Spielweise für magische Momente auf dem Parkett. Unvergessen in Halle dürfte ihr sensationeller „No-Look-Pass“ nach hinten über den Kopf zu Ebony Ellis, im Stile des legendären Earvin „Magic“ Johnson sein, der die Burgstraße beim Heimspiel gegen Osnabrück zum Beben brachte. Nun also darf sich in der Saalestadt auf eine Fortsetzung derartiger Kabinettstückchen gefreut werden.

Von den „Big Plays“, also den außergewöhnlichen und entscheidenden Spielszenen, die Porter-Talbert auf dem Feld zeigt, schwärmt auch ihre neue Trainerin und Landsfrau Jennifer Kerns. „Tiff ist eine ganz besondere Spielerin, offensiv wie defensiv. Sie lebt Basketball und ist nicht nur unglaublich talentiert, sondern mit einem natürlichen Spielverständnis gesegnet“, sagt sie über ihre Erfahrenste im Kader. Porter-Talbert wird im Oktober ihren 30. Geburtstag feiern und blickt bereits auf Profistationen in Polen, Finnland und Rumänien zurück. Doch besonders hervor hebt Kerns, wie sich Porter-Talbert in die Mannschaft einbringt. „Bei ihr genießt der mannschaftliche Erfolg absolute Priorität. Das sieht man nicht nur in ihrem Spiel, sondern haben auch die vielen, vielen Gespräche gezeigt, die ich in den letzten Wochen mit ihren Teamkameradinnen, Dr. Dornhoff als ihren letzten Trainer, dem Management, den Sponsoren und Fans geführt habe. Wirklich jeder, ganz besonders ihre Mitspielerinnen, was mir sehr wichtig war, haben nur großartige Dinge über sie berichtet.“

Das kommt nicht von ungefähr. Porter-Talbert ist nicht nur eine Herzblutspielerin, sondern eben auch ein echter Familienmensch. Der Kontakt zu ihren Mitmenschen um sie herum liegt ihr ganz besonders am Herzen, insbesondere weil die eigene Familie in den USA während einer Saison so weit entfernt ist. Dies gab letztlich auch den Ausschlag für sie, nach Halle zurückzukehren, wie sie ohne Umschweife zu erkennen gibt. „Jedes Jahr im Sommer stehen viele Spieler vor der Entscheidung, zu welchem Team sie wechseln. Ich habe das Glück, nach Halle zurückkehren zu können“, sagt sie. „Gerade weil wir in einer Sportmannschaft so viel Zeit miteinander verbringen, sind die einzelnen Persönlichkeiten um mich herum ganz besonders wichtig. Deshalb habe ich mich entschieden, nach Halle zurückzukehren, wegen der Mitmenschen, von denen ich hier umgeben sein werde. Jetzt bin ich einfach glücklich, den Sport weiterbetreiben zu können, den ich so liebe.“

Ein ganz besonderes Wiedersehen wird es für „TPT“ in Halle mit Neuverpflichtung Jessica Höötmann geben. Mit der deutschen Centerspielerin trug sie von 2010 bis 2011 schon einmal das gleiche Trikot. In Diensten des TSV Wasserburg gewannen beide damals das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg. Nun sind die ehemaligen Weggefährtinnen wieder vereint und Porter-Talbert zwischenmenschlich mittlerweile in Halle in ihrer „Comfort Zone“, wie es im amerikanischen Fachjargon so schön heißt. Eine Spielerin, die sich wohlfühlt, dürfte ein Garant für eine gute Leistung auf dem Parkett sein. Ihre Trainerin Jennifer Kerns hofft zudem auch auf den sportlichen Zugewinn einer wieder vollständig ausgeheilten Porter-Talbert. „Es wird interessant sein, zu sehen, was Tiff in dieser Saison zeigen wird, wenn sie die Möglichkeit hat, komplett wiedergenesen und mit voller Stärke in die Saison zu starten.“

Die Vorfreude auf die neue Saison in neuer Heimspielstätte dürfte in Halle (Saale) mit dieser Personalie noch weiter steigen. Der einzigartige Spielstil von Porter-Talbert wird also auch in der neuen ERDGAS Sportarena weiter für Verzückung sorgen. Welcome back, Tiff!

Mit der Weiterverpflichtung von Porter-Talbert steht der Kader der SV Halle LIONS nahezu vollständig. Einzig eine physische Centerspielerin wird momentan noch gesucht. Hier läuft die Sichtung aber auf Hochtouren. Aller Voraussicht nach wird auch diese offene Stelle mit einer weiteren US-Amerikanerin besetzt werden. Danach kann die Saison kommen.