10 Medaillen – Die Sieger kommen

von 11. März 2020

Zu diesen nationalen Sportkämpfen für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen reisten über 900 Sportler aus ganz Deutschland an, darunter 25 aus Sachsen-Anhalt.

Die halleschen Starter trainieren beim hiesigen Universitätssportverein USV Halle. Einmal wöchentlich stehen hier Übungsstunden auf dem Plan, um sowohl bei Sommer-Wettkämpfen, als auch bei den Winter-Games um Medaillen kämpfen zu können. „Sportlichen Angebote für Menschen mit Beeinträchtigungen gibt es nur wenige in Halle“, weiß Übungsleiterin Marie Barczewski vom USV. Entsprechend hoch sei die Nachfrage. Der Schneeschuhlauf ist dabei die Spezialdisziplin der Sportler. In ihren jeweiligen Altersklassen landeten Paul Rürup im 100-Meter-Lauf und Felix Franke (siehe Foto) im 200-Meter-Lauf ganz vorn. Der 51jährige Michael Schade brachte es zu einem zweiten Platz beim 100-Meter-Finale. Gemeinsam mit Toni Waldhoff erreichte dann ihre 4×100-Meter-Staffel als dritte das Ziel und sorgte so für weitere Bronzemedaillen. Nur Alexander Kunze hatte Pech, verletzte sich und konnte dann doch nicht starten.

Die fünf Männer zwischen 26 und 51 Jahren kennen sich gut, sie sind nicht nur auf dem Sportplatz eine Mannschaft. Unter dem Dach des Vereins Lebenstraum haben sie sich auch zu einer Wohngemeinschaft zusammengeschlossen. Dieses weitgehend selbstbestimmte Zusammenleben ist in Halle noch Neuland. Aber dadurch können erwachsene Menschen mit Beeinträchtigung ihr eigenes, weitgehend von den Eltern unabhängiges Leben führen. Der Lebenstraum e.V. betreut diese Wohngruppe und wird in den nächsten Monaten eine weitere Wohngemeinschaft eröffnen.

Das sportliche Engagement dieser Wohngemeinschaft spiegelt sich auch in der aktuellen Sonderausstellung im Stadtmuseum wieder: Geschichten, die fehlen hat Menschen mit körperlichen oder geistigen oder seelischen Besonderheiten im Blick und lässt sie selbst über ihre Erfahrungen, Ängste und Wünsche berichten. Denn von ihnen wird bislang nur selten erzählt. Die Geschichte unserer sportlichen WG belegt ein Schneeschuh. Der kehrt nun nach seinem medaillenreichen Einsatz in Berchtesgaden wieder zurück in die Ausstellung des Stadtmuseums.

Diese Sonderausstellung vereint dabei die historische Spurensuche mit dem aktuellen Erleben. Eine Herausforderung für Museumsmacher, zumal sich die gut 50 Geschichten den Besucherinnen und Besuchern ohne Barrieren erschließen sollen. Dabei ist nicht allein ein rollstuhlgerechter Zugang gemeint, hebt Museums-Chefin Jane Unger hervor. „Der gehört längst in unserem Haus zum Inventar. Wir haben aber diesmal auch die inhaltliche und gestalterische Aufbereitung der Museumsobjekte konsequent in den Dienst beeinträchtigter Menschen gestellt. Das macht diese Ausstellung auch so einzigartig in Deutschland.“