Nachdem sie zehn Jahre lang für Leipzig an den Start ging, vertritt sie seit Anfang 2017 den SV Halle. Und prompt heimste die 28-jährige Berufspolizistin den Titel der Halleneuropameisterin über 60 MeterHürden ein. Doch dann der Schlag: Wegen einer Entzündung des Ischiasnervs musste sie ihre Wettkampfsaison vorzeitig beenden und ihre Teilnahme an der letztjährigen Weltmeisterschaft in London absagen. Doch es gibt keine Hürde, die Cindy Roleder nicht überwinden will und so blickt die Chemnitzer Frohnatur optimistisch in die Zukunft.
Frau Roleder, sind Sie eine Einzelkämpferin?
Cindy Roleder: Im Wettkampf bin ich Einzelkämpferin, aber ich hasse es, wenn ich alleine trainieren muss. Zum Glück habe ich eine super Trainingsgruppe. Wir spornen uns gegenseitig richtig gut an.
Wie sind Sie zur Leichtathletik gekommen? Was fasziniert Sie an Ihrer Sportart?
Ich bin damals über Jugend trainiert für Olympia zur Leichtathletik gekommen. Vor zwanzig Jahren habe ich dann beim Leichtathletik-Club Chemnitz angefangen. Der Sport ist sehr vielseitig. Es ist für jeden etwas dabei. Vor allem liebe ich das Adrenalin vor einem Wettkampf.
Welche ist Ihre Lieblingsdisziplin?
Hürdensprinten liebe ich natürlich am meisten, aber ich springe auch gern mal weit, stoße eine Kugel oder laufe die 200m.
Haben Sie ein Vorbild?
Ja, die ehemalige schwedische Leichtathletin Susanna Kallur. Sie ist eine der besten Hürdensprinterinnen der Welt gewesen und hatte, wie ich auch, einige Verletzungen, aber hat sich immer wieder zurückgekämpft.?Sie hält bis heute den Weltrekord im 60m Hürdensprint.
Sie haben sich mit Ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio einen Traum erfüllt. Welche Dinge haben Sie dort aus sportlicher und aus persönlicher Sicht am meisten beeindruckt??
Mein persönliches Highlight war es, im Olympiafinale zu stehen.
Können Sie Ihre Expertise im Hürdenlauf auch in Ihrem Arbeitsalltag als Bundespolizistin einsetzen? Man denkt natürlich sofort an eine Verbrecherjagd über Stock und Stein…
Richtig, mir rennt keiner so schnell weg!
Ob für Olympia nach Brasilien oder zum Trainingscamp nach Mauritius: Sie kommen durch den Sport viel herum in der Welt. Wo hat es Ihnen bisher am besten gefallen und warum?
Jeder Ort hat etwas Besonderes, woran ich mich immer wieder gern zurückerinnere. Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass ich durch den Sport die Chance habe, viele verschiedene Orte der Welt bereisen zu können.?Südafrika ist fantastisch, Florida ist traumhaft, Paris ist toll, aber auch London, Mailand, Doha… Ich könnte jetzt ewig weiter schwärmen.
Sie haben ja zehn Jahre lang in Leipzig trainiert. Was hat Sie Anfang 2017 bewogen, fortan für den SV Halle an den Start zu gehen?
Ich trainiere ja schon seit drei Jahren in Halle und wollte jetzt auch für den Verein starten. Das Vereinsklima hier ist super. Alle sind total herzlich und man kann sich zu Hundertprozent vertrauen. Wichtig ist aber in erster Linie, dass ich mich voll und ganz auf den Sport konzentrieren kann.
Sind Sie auch nach Halle gezogen oder pendeln Sie?
Ich wohne weder in Leipzig noch in Halle, sondern in einem kleinen Dörfchen, etwa auf halber Strecke, von dem aus ich immer zum Training pendele.
Wie gefällt Ihnen Halle, was unternehmen Sie hier gerne außerhalb Ihrer Trainingszeiten?
Ich liebe natürlich den Weihnachtsmarkt in Halle.
Für welche Sportarten können Sie sich neben dem Hürdenlauf begeistern?
Irgendwie bin ich in letzter Zeit zum Biathlon-Fan geworden. Und wenn Leichtathletik im Fernsehen läuft, schaue ich mir das natürlich auch an.
Wofür hätte eine der schnellsten Frauen Europas gerne mehr Zeit?
Für meinen Freund und meine Familie. Manchmal ist es wirklich schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Aber sie kennen mich nur mit dem Sport und wir schätzen die Tage, die wir zusammen verbringen können umso mehr.
Welche Träume möchten Sie sich in diesem Jahr erfüllen?
Ich möchte meinen Europameisterschafts-Titel in Berlin verteidigen.