SV Halle bringt Sport und Spiel ins Kinderheim

von 3. März 2021

Was sich ganz normal anhört, ist alles andere als gewöhnlich. Grit Michalak, Leiterin des Kinder- und Gesundheitssports beim SV Halle, arbeitet seit vielen Jahren beruflich mit Kindern und Jugendlichen. Und sie ist sichtlich von ihren „neuen“ Schützlingen gerührt. „Eine dermaßen hohe Dankbarkeit habe ich noch nie erlebt“, sagt die Initiatorin des Projektes.

Viermal pro Woche machen sich jetzt vier Trainer vom SV Halle auf den Weg zu den Kindern. Matthias Dix und Frank Renner besuchen die Kinderwohngruppen im St. Nikolaus Haus (Merseburger Straße) und die Tagesgruppe (Ottostraße), Grit und Till Michalak kommen in die Mattisburg Halle, einem Schutzraum für gewaltgeschädigte Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren. Auf die Idee, mit diesen Kindern Sport zu treiben, sei man durch den Corona bedingten Stillstand gekommen. Jedwede Vereins- und Breitensportaktivität muss bis heute ruhen. „Wir wollen aber nicht tatenlos rumsitzen, sondern unsere Kapazitäten und unser Knowhow für einen guten Zweck einsetzen“, betont Grit Michalak. Also sei man auf den Caritas-Regionalverband Halle e.V. zugegangen und habe das Projekt im Januar dieses Jahres angeschoben.

Jetzt kommt Bewegung in die Sache: Die Gesundheitstrainer Matthias Dix, Grit und Till Michalak sowie Frank Renner (von links) bringen seit kurzem Sport und Spiel in den Kinderheim-Alltag. Foto: SV Halle/TRENDBLENDE

„Das Angebot ist unersetzlich, es könnte keinen besseren Zeitpunkt geben“, sagt Susanne Willers, Vorstand des Caritas Regionalverbandes Halle e.V.. „Die Schule findet nicht statt, die Kitas sind geschlossen. Unsere Kinder sind durch Corona in den Wohnungen regelrecht eingesperrt, bewegen sich zu wenig“, beklagt die 47-Jährige. Dass man hier – dank des SV Halle – ein angeleitetes Sportangebot schaffen konnte, sorge für echte Erleichterung. „Für uns ist das Projekt ein Riesengeschenk“, betont Susanne Willers, die sich vor allem bei den SV-Halle-Trainern bedankt, die sich durchaus auf Neuland in punkto Kindersport eingelassen haben.

„Natürlich“, sagt Grit Michalak, „mussten wir uns ganz anders als sonst vorbereiten. Wie geht man mit Kindern um, die traumatische Erlebnisse hatten, Gewalt erfahren haben? Was machst Du sportlich mit ihnen?“ Die Antwort sei dann aber doch viel einfacher gewesen. „Alles ist erlaubt, was spielerisch Spaß macht. Das bewährt sich jedes Mal aufs Neue“, bringt es die Sportlehrerin auf den Punkt. „Die Kinder wollen uns gar nicht mehr gehen lassen, wünschen sich, dass wir täglich kommen.“ Umgekehrt sei es auch eine tolle Erfahrung, wenn man Kindern mit diesen oft traurigen Leidensgeschichten eine schöne Zeit bereiten könne. Sport stärke, das wisse jeder, nicht nur Muskeln, sondern auch den Geist. Kinder könnten lernen, nach all den Schicksalsschlägen an sich zu glauben und besser mit Rückschlägen umzugehen. „Aber momentan“, sagt die 50-Jährige, sei es dann eher doch der Bewegungsmangel, den man kompensieren wolle. „Die Kleinen haben Energie. Viel Energie. Aber die reicht eben nicht lange. Es fehlt an Ausdauer“, berichtet die Gesundheitstrainerin mit zwinkerndem Auge.

Die gute Nachricht zum Schluss: Ist das Gesundheitsport-Projekt im Januar 2021 ehrenamtlich gestartet, sitzt seit kurzem die Betriebskrankenkasse BKK VBU mit im Boot – zur Freude des SV Halle und des Caritas Regionalverbandes Halle e.V.. Die BKK VBU hat bereits grünes Licht gegeben, das Projekt zu fördern, zunächst auf ein Jahr. Weitere Unterstützung erfährt das Projekt zudem durch Sponsoren. So wird das für die Sporteinheiten erforderliche Equipment freundlicherweise von der Saalessparkasse Halle und den Stadtwerken Halle bereitgestellt.

Auch nach der Corona-Pandemie soll das Projekt fortgesetzt und in den Tagesablauf der Caritas-Kinder eingebunden werden. Vorrangig wird es dann nachmittags stattfinden, wenn Schulen und Kitas wieder geöffnet sind.