Waschbären machen Jägern das Leben schwer

von 14. Dezember 2021

Rasante Ausbreitung in Deutschland

“Diese Kleinbären kommen ursprünglich eigentlich nicht aus unseren Breitengraden. Normalerweise sind sie in den Misch- und Laubwäldern Nordamerikas beheimatet, wo sie auch natürliche Feinde haben, die ihre Population auf natürliche Weise in Grenzen halten. Hierzulande hat der Waschbär allerdings kaum Fressfeinde, sodass er sich ungehindert vermehren kann und zu einer immer größeren Bedrohung für unser Ökosystem wird. Aber nicht nur das: Er bevölkert aufgrund des großen Nahrungsangebots inzwischen auch die Städte und klettert in Gärten und Höfen in Mülltonnen und legt sich sogar mit Hunden und Katzen an. Nicht selten werden die Haustiere zum Tierarzt gebracht, weil sie über Nacht von einem Waschbären angegriffen wurden” erklärt der ausgebildete Tierpfleger Stephan Fried von petmeister.de.

Da Waschbären nicht nur Raubtiere, sondern auch Allesfresser sind, verdrängen sie immer mehr einheimische Tierarten aus unseren Wäldern. So konnte bereits beobachtet werden, dass Greifvögel zunehmend an Nestlingsverlusten durch die räuberischen Bären leiden. Somit nimmt der Brutbestand der Greifvögel in Gebieten mit einer hohen Waschbärpopulation stetig ab. Doch auch Reptilien- und Amphibienarten werden durch die Allesfresser bedroht. Aus diesem Grund setzen sich viele Jäger für eine vermehrte Jagd auf Waschbären ein, die den Bestand reduzieren soll.

Gegenstimmen behaupten jedoch, dass bisher nicht genügend wissenschaftliche Beweise dafür vorliegen, die den negativen Einfluss der Waschbären auf das Ökosystem bestätigen würden. Aus diesem Grund könne der Rückgang der Brutbestände bestimmter Vogelarten nicht ausschließlich auf den Waschbären zurückzuführen sein und müsse noch eindringlicher untersucht werden, bevor die Säugetiere möglicherweise grundlos gejagt werden.

Sachsen-Anhalt besonders betroffen

Vor allem im Bundesland Sachsen-Anhalt breitet sich die Kleinbär-Art in letzter Zeit mit einer enormen Geschwindigkeit aus. Hier konnten bereits bedrohliche Rückgänge der Brutbestände von Greifvögeln wie dem Rotmilan, dem Mauersegler und dem Trauerschnäpper festgestellt werden, die den Bestand der Vögel erheblich beeinflussen. Doch auch Höhlen- und Nestbrüter verzeichnen einen Rückgang ihrer Population, da der Waschbär unter anderem ihre Baumhöhlen und Horste als Rückzugsort belegt und sie somit verdrängt.

Doch auch die Städte Halle, Magdeburg und Dessau-Roßlau haben mit der Bevölkerung durch die Waschbären zu tun. Da es vor allem im Winter in den Städten wärmer ist, bieten sich hier optimale Möglichkeiten für die Tiere, um zu überwintern. Außerdem erfreuen sie sich an dem überaus großen Nahrungsangebot in Mülltonnen, Komposthaufen und dem Vorkommen von Kleintieren wie Mäuse und Ratten. Inzwischen sind sie bereits so gut an ihren neuen Lebensraum angepasst, dass viele Waschbären sogar ihre Scheu vor Menschen oder Haustieren wie Hunden verloren haben.