Wo das Gesetz versagt …

von 22. Februar 2017

Hier die Meldung vomTierschutz Halle e.V. und die Bitte um Unterstützung.

Am vergangenen Donnerstag, den 16. Februar 2017, erhielten wir einen überraschenden Anruf: ein auswärtiges Veterinäramt suchte dringend einen Platz für zwei Hunde, die kein lokaler Verein und kein anderes Tierheim aufnehmen konnte bzw. wollte.

Während des Telefonates stockte uns mehrfach der Atem: zwei verwahrloste Schafpudel-Rüden, lebten über zehn Jahre lang in einem Verschlag, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt, ohne Kontakt zueinander.

Wir überlegten, ob wir uns dieser Aufgabe stellen konnten, doch letztlich blieb uns keine Wahl, wir wollten den beiden nicht noch mehr zumuten, sie sollten die Chance auf ein Leben bekommen. Trotz aller Bedenken entschieden wir uns noch am selben Tag die beiden Rüden aufzunehmen.

Am letzten Freitag (17. Februar 2017) kamen Rocky und Prinz bei uns an, wir waren auf alles gefasst. Dachten wir zumindest.

Als die Türen des Wagens geöffnet wurden, schlug uns ein bestialischer Gestank entgegen. Die beiden Schafpudel-Rüden saßen in Käfigen, schmutzig, ängstlich, mit so furchtbar verfilztem Fell, uns liefen nur noch die Tränen.

Man denkt, als erfahrener Tierschützer hat man bereits alles gesehen und käme damit zurecht, aber das Elend, das die beiden erlebt haben, die Angst, die sie so oft gespürt haben müssen, den Dreck und vor allem die fehlende Liebe eines anderes Lebewesens, die sie nie selber erleben durften, das war auch für uns zu viel. Es ist kaum nachzufühlen, wie es den beiden Rüden unter diesen abscheulichen und unwürdigen Bedingungen ergangen sein musste. Wie kann man einem Lebewesen nur so etwas antun?

Wenn wir darüber nachdenken, dann schießen uns auch jetzt, fünf Tage später noch sofort Tränen in die Augen und wir verspüren eine unfassbare Wut.

Für uns steht fest, wir werden alles tun, was wir können, um den beiden Hunden endlich ein richtiges Leben zu ermöglichen, wo sie doch bisher lediglich existieren durften.

Rocky und Prinz sind Brüder, doch sie hatten nie wirklich Kontakt zueinander. Ihr Gesundheitszustand ist eher mäßig, sie leiden unter Parasiten und offenen Hautstellen, sind aber gut genährt. Sie haben Angst, sind allem und jedem gegenüber skeptisch und misstrauisch.

Es wird unfassbar viel Zeit und Geduld brauchen, damit wir Rocky und Prinz an den Menschen und an Artgenossen gewöhnen. Aber nur so ist eine artgerechte Zukunft für die beiden möglich. Wir werden alles geben, alles tun, was nötig ist. Und dabei können wir Hilfe gebrauchen. Einen erfahrenen Hundetrainer haben wir bereits an unserer Seite. Für die Unterbringungskosten und für die Kosten der medizinischen Versorgung sind wir auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Wir freuen uns wahnsinnig über jede Spende und jeden Paten, der unsere Arbeit unterstützt. Wir berichten auf jeden Fall regelmäßig weiter über die Geschichte der beiden Schafpudel-Brüder.

Das schlimmste für uns ist aber, zu wissen, dass die beiden nicht die einzigen Tiere sind, die so ein Elend über sich ergehen lassen mussten bzw. noch immer müssen. In Sachsen-Anhalt, in Deutschland und natürlich weltweit gibt es unzählige arme Geschöpfe, die leiden, die Angst haben, die Schmerzen spüren, weil sie dem Menschen völlig egal sind. Und wie schützt das Gesetz die Tiere? Viel zu wenig! Die rechtlichen Grundlagen sind unzureichend, lassen zu viel Spielraum für schlechte Tierhaltung. Laut Tierschutzgesetz (TierSchG) ist es nicht verboten Kaninchen oder Meerschweinchen alleine in zu kleinen Käfigen oder Hunde alleine in einem Zwinger zu halten. Solange das Gesetz keine genauen Vorgaben zur artgerechten Haltung von Tieren gibt, können die Veterinärämter nicht eingreifen.

Das für den Fall von Rocky und Prinz zuständige Veterinäramt kann dem Halter der beiden Hunde nicht einmal ein Haltungsverbot aussprechen.

Die Behörden sind an den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz gebunden und müssen anfänglich mit den mildesten Maßnahmen gegen Tierhalter vorgehen. Bis die Tiere dem Halter tatsächlich fortgenommen werden können, vergehen manchmal Monate oder sogar Jahre. Zeigt sich der Halter einsichtig und es scheint unwahrscheinlich, dass sich der Tierhalter in Kürze wieder Tiere anschafft, bleibt ein Haltungsverbot oft aus. Gemäß dem Tierschutzgesetz darf das Veterinäramt ein Tierhalteverbot auch lediglich für die vorgefundene Tierart anwenden, nicht für Haus- oder Nutztiere im Allgemeinen.

Wenn die rechtlichen Grundlagen nicht verschärft werden, erleiden Jahr für Jahr weitere Tiere ein ähnliches oder schlimmeres Schicksal wie Rocky und Prinz, nur womöglich ohne ein Happy End …

Patenschaft für Rocky und Prinz:

http://tierschutz-halle.de/was-koennen-sie-tun/patenschaften/patenschaftsantrag.html