Wildkatzenwälder von morgen

Wildkatzenwälder von morgen
Wildkatze - Foto Gernot Pohl
von 8. März 2023 0 Kommentare
BUND startet Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ 

 

Zum Start des sechsjährigen Großprojektes „Wildkatzenwälder von morgen“ überreichen Bundesumweltministerin Steffi Lemke und die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz Sabine Riewenherm gestern den Förderbescheid an den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Der BUND-Bundesverband setzt das Projekt gemeinsam mit der BUNDjugend und zehn BUND-Landesverbänden um. Ziel ist es, die Wiederausbreitung der Wildkatze zu fördern und gleichzeitig Wälder als artenreiche und klimarobuste Lebensräume zu gestalten.

„Gesunde Wälder sind artenreiche Lebensräume und natürliche Klimaschützer – sie zu erhalten und zu entwickeln ist angesichts der akuten Doppelkrise von Artenaussterben und Klimakrise wichtiger denn je. Ich freue mich, dass im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ ganz unterschiedliche Akteur*innen bundesweit zusammenarbeiten, um klimarobustere Wälder von morgen entstehen zu lassen“, so Bundesumweltministerin Steffi Lemke

BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm betont: „Mit dem Projekt wird die Wildkatze geschützt und Wälder werden aufgewertet. Das ist ein großer Gewinn für die biologische Vielfalt. Es hat eine ganz besondere Wirkung, wenn in zehn Bundesländern zugleich Naturschutzmaßnahmen umgesetzt werden, an denen sich viele engagierte Freiwillige beteiligen. Das Projekt schafft Bewusstsein für den Wert naturnaher Wälder und zeigt Handlungsoptionen für eine klimaresiliente Waldbewirtschaftung auf.“

„Die vielfältigen Lebensräume der Europäischen Wildkatze sind Refugien der Artenvielfalt. Wo es der Katze gefällt, fühlen sich auch andere bedrohte Tiere wie Bechsteinfledermaus, Feuersalamander und Mittelspecht wohl. Zusammen mit Partner*innen vor Ort werten wir daher Wälder, Waldränder, Lichtungen und Wiesen am Wald auf“, sagt Christian Kunz, Projektleiter und Landesgeschäftsführer des BUND Sachsen-Anhalt. „Um unser Vorhaben umzusetzen, kooperieren unsere Landesverbände mit Waldnutzer*innen sowie Entscheidungsträger*innen aus Forst, Landwirtschaft, Jagd, Grundbesitz, Verwaltung, Kommunen und Kirche“.

Die Europäische Wildkatze ist in Deutschland im Aufwind. Sie konnte in den letzten Jahrzehnten vielerorts wieder nachgewiesen werden, wo sie lange als ausgestorben galt. Doch noch immer fehlt sie in weiten Regionen Deutschlands und Mitteleuropas. Die Wildkatze gilt als Art Nationaler Verantwortlichkeit und wird in der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft. Als sogenannte Verantwortungsarten gelten beispielsweise solche Arten, die wie die Wildkatze ihr europäisches Verbreitungszentrum in Deutschland haben und für deren Schutz Deutschland daher eine besondere Verantwortung trägt.

 

Junge Wildkatze – Foto Gernot Pohl

Die Tiere haben konkrete Anforderungen an ihren Lebensraum

Wildkatzen benötigen unaufgeräumte Wälder mit Totholz und Gebüsch, die ihnen als Versteckmöglichkeit und zur Jungenaufzucht dienen. Sie bevorzugen zudem strukturreiche Waldränder und angrenzende offene Flächen mit Deckung für die Mäusejagd. Zusätzlich müssen in wildkatzengerechten Wäldern Gefahrenquellen minimiert werden, um Unfälle der geschützten Art zu vermeiden.

Nicht nur Wildkatzen profitieren von strukturreichen, laubholzgeprägten Wäldern. Die Wildkatzenwälder von morgen sind besser vor Stürmen und Austrocknung geschützt, robuster gegenüber dem Klimawandel und widerstandsfähiger gegen das Artensterben.

Die beteiligten BUND-Landesverbände sind Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

WEITERE VORKOMMEN DER WILDKATZE IN DEUTSCHLAND

(Grafik: Bundesamt für Naturschutz (BfN) Stand 2019)

 

Der gesamte Bestand der Art in Deutschland wird heute auf 5.000 bis 7.000 Tiere geschätzt. In der Bundesrepublik sind Wildkatzen vor allem in der Mitte und im Südwesten zuhause. Dort haben sie zwei Hauptverbreitungsgebiete: Das sind zum einen die Vorkommen in der Eifel, im Hunsrück, im Pfälzerwald und im Taunus.

Auch in unserer Region wurden mehrfach Wildkatzen nachgewiesen und in weiteren Wäldern werden sie anhand der Spuren vermutet. Nicht jede vermutete ausgesetzte Hauskatze muss auch eine sein! Gerade bei Jungtieren sollte man da sehr vorsichtig sein. Ist man sich unschlüssig, dann lieber einen Experten hinzuziehen, bevor man sie aus ihrer Umgebung nimmt!  Wie man Wildkatzen erkennen kann, findet man im Link Wildkatzen in Sachsen-Anhalt.

 

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.bund.net/wildkatzenwaelder

https://www.bfn.de/projektsteckbriefe/wildkatzenwaelder-von-morgen

Bundesprogramm Biologische Vielfalt: https://www.bfn.de/thema/bundesprogramm-biologische-vielfalt

 

Wildkatze in Sachsen-Anhalt

https://lau.sachsen-anhalt.de/fileadmin/Bibliothek/Politik_und_Verwaltung/MLU/LAU/Naturschutz/Publikationen/

 

Hintergrund:

Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) lebt zurückgezogen in unseren Wäldern. Ursprünglich in ganz Deutschland heimisch, leben heute geschätzt 5.000 bis 7.000 Tiere bei uns und das überwiegend in Mittel- und Südwestdeutschland. Die Wildkatze ist wie kaum eine andere Art als Leitart des Naturschutzes für einen Verbund von Waldlebensräumen geeignet. Wildkatzen reagieren sehr sensibel auf die Zerschneidung ihrer Lebensräume durch Straßen, Siedlungen und ausgeräumte Agrarflächen. Dort, wo sich die Wildkatze wohlfühlt, sind die Bedingungen auch für andere bedrohte Arten wie den Luchs, für scheue Vögel wie den Schwarzstorch, seltene Käferarten und Pilze optimal. Der BUND engagiert sich bereits seit Jahrzehnten für den Schutz der Europäischen Wildkatze und ihrer Lebensräume.

         

Noch keine Kommentare

Beginne eine Unterhaltung

Noch keine Kommentare

Du kannst der erste sein der eine Unterhaltung startet.

Only registered users can comment.