EuroNatur-Preis für Umweltschützer aus Sachsen-Anhalt

von 28. September 2010

Am 5. Oktober 2010 verleiht EuroNatur dem ostdeutschen Umweltschützer, Naturwissenschaftler und Buchautor Dr. Ernst Paul Dörfler auf der Bodenseeinsel Mainau den diesjährigen EuroNatur-Preis. Zum 20-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung würdigt die europaweit tätige Naturschutzstiftung das jahrzehntelange Wirken Dörflers für einen grundlegend neuen Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen. „Dr. Ernst Paul Dörfler hat sein Leben auch unter widrigen Umständen in den Dienst der Natur gestellt. Er beförderte die Stilllegung der ostdeutschen Atomkraftwerke ebenso wie die Ausweisung von Nationalparken und Biosphärenreservaten. Er stärkte die Umweltbewegung, die als eine der wichtigen Säulen der DDR-Opposition entscheidend zur politischen Wende beitrug. Und nicht zuletzt hat Dr. Ernst Paul Dörfler mit seinem außergewöhnlichen und langjährigen Engagement für die Elbe einen zentralen Beitrag zum Schutz einer der wichtigsten Flusslandschaften Europas geleistet,“ begründet EuroNatur-Präsident Prof. Dr. Hartmut Vogtmann die Wahl des EuroNatur-Preisträgers.

Schon vor über 25 Jahren informierte Dörfler in der DDR über Probleme, die es im sozialistischen Realismus gar nicht geben durfte: Über Luft- und Wasserverschmutzung, über Wald- und Artensterben, über Energieverschwendung und Klimawandel. Ende der siebziger Jahre verfasste er mehrere Umweltstudien über die Schadstoffbelastungen in der DDR, die als geheime Verschlusssache regelmäßig im Panzerschrank der DDR-Regierung landeten. Mit seinen Vorträgen und Büchern prägte Dörfler eine Generation von umweltbewussten Menschen in Ostdeutschland und stärkte damit die Umweltbewegung.

Aus der Überzeugung heraus, dass Umwelt- und Naturschutz dringend eine politische Lobby brauchen, widmete sich der EuroNatur-Preisträger in den Jahren 1989 und 1990 ausschließlich der Politik. Er gehört zu den Mitbegründern der Ost-Grünen, war danach Abgeordneter der Volkskammer und Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

Seit 20 Jahren engagiert sich Dörfler unter anderem im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland für den Schutz der Elbe und ihrer Auenwälder. Er schafft Netzwerke und organisiert den Widerstand gegen den geplanten Elbe-Saale-Kanal. Nach aktuellen Umfragen wird dieser inzwischen von über 95 Prozent der Bevölkerung abgelehnt. Doch radikal ist Dörfler nicht: Mit Aktivitäten wie der BUND-Initiative „Dialog im Boot“ sucht er immer wieder den konstruktiven Austausch mit Politikern und Entscheidungsträgern. „Den EuroNatur-Preis nehme ich mit großer Freude und Dankbarkeit an. Der Preis ist für mich, aber auch für meine Wegbegleiter und Mitstreiter an Elbe und Saale eine Bestätigung dafür, dass unser Engagement für lebendige Flüsse europaweit wahrgenommen wird und Anerkennung findet“, so der Preisträger.