Gefährliche Krebse in Klepzig

von 13. Oktober 2010

Zurzeit tritt eine besondere Krebsart in Scharen im Dorfteich in Klepzig (Stadt Landsberg) auf – der Marmorkrebs. Dieses Phänomen hat keinen natürlichen Ursprung. Im Gegensatz zum Deutschen Edelkrebs ist er in Europa nicht heimisch, sondern wurde eingeschleppt. Marmorkrebse vermehren sich sprunghaft und bedrohen durch ihre Gefräßigkeit und die Verbreitung der Krebspest, deren Überträger sie sind, die heimischen Arten.

Eine Besonderheit dieser Krebsart ist ihre Fortpflanzungsweise. Die Weibchen können sich selbst befruchten und so ganzjährig alle acht Wochen bis zu 120 Jungtiere zeugen. Männchen dieser Art konnten noch nicht gefunden werden. Mit diesem Verhalten und ihrem großen Appetit auf hauptsächlich pflanzliche Kost, rauben sie anderen, einheimischen Arten – seien es der Deutsche Edelkrebs, Fische oder andere Wasserbewohner – ihre Lebensgrundlage und stören das ökologische Gleichgewicht.
Das größte Problem jedoch ist, dass der Marmorkrebs die Krebspest überträgt, er selbst gegen diese Krankheit aber resistent ist. Daher können auch gesund aussehende Krebse diese Krankheit übertragen. Die infizierten einheimischen Edelkrebse sterben hingegen sehr schnell. Eine Heilung ist nicht möglich.
Diese Krankheit hat, neben der Zerstörung geeigneter Gewässer und deren Verschmutzung, dazu geführt, dass der heimische Edelkrebs in Deutschland vom Aussterben bedroht ist. Schon einzelne ausgesetzte Krebse können ganze Gewässer mit dieser Tierseuche infizieren. Da der Erreger im Wasser auch ohne einen Wirt überleben kann, ist auch eine Verbreitung über Angel- und Wassersportgeräte, Gummistiefel oder entnommenes Wasser möglich.

Zum Schutz der heimischen Arten sollten die eingeschleppten Krebse daher auf keinen Fall ausgesetzt werden. Auch Gartenteiche sind ungeeignet, da die Krebse über Land wandern und sich neue Gewässer suchen. Haben die Marmorkrebse oder andere nichtheimische Arten ein neues Gebiet erst einmal besetzt, sind sie kaum wieder aus ihm zu entfernen. Der Deutsche Edelkrebs verschwindet dann meist so schnell, wie sich seine gebietsfremden Verwandten ausbreiten.
Aus diesem Grund dürfen auf keinen Fall Krebse aus dem Klepziger Dorfteich eingesammelt und umgesiedelt werden! Jedes Einbringen in andere Gewässer, auch in den heimischen Gartenteich, führt zur weiteren Verbreitung der Krebspest.

Neben dem Marmorkrebs stellen noch weitere in Deutschland ausgesetzte Arten ein Problem dar. So finden sich auch immer öfter der Amerikanische Signalkrebs und der Kamberkrebs in deutschen Bächen, Teichen und Seen. Auch sie sind Überträger der Krebspest.
Wird ein Gewässer von Krebsen besiedelt, sollte für eine sichere Unterscheidung der Arten immer ein Experte hinzugezogen werden. Im Fall des Klepziger Dorfteiches wird zusammen mit Zoologen, dem Ordnungsamt und Ehrenamtlichen nach einer Lösung gesucht.

Die Untere Naturschutzbehörde rät im Umgang mit Krebsen:

– Kein Aussetzen von Krebsen aus Aquarien in heimische Gewässer.

– Kein Umsiedeln von gefundenen Krebsen in andere Gewässer oder Gartenteiche.

– Auch durch das Einsetzen von Besatzfischen kann es über das Wasser zu einer Übertragung der Krebspest kommen. Daher sind auch Teichanlagen unbedingt frei von gebietsfremden Krebsarten zu halten.

– Angel- und Wassersportgeräte, Gummistiefel und ähnliche Utensilien, die mit dem Wasser in Berührung kommen, können den Erreger übertragen. Sie sind daher gründlich zu reinigen und sollten zwischen den einzelnen Einsätzen getrocknet werden.

Sollte die Besiedlung von Gewässern durch Krebse auffallen, bittet die Untere Naturschutz-behörde um Meldung, telefonisch unter der Nummer 03461/401427 oder schriftlich an: Landkreis Saalekreis, Untere Naturschutzbehörde, Domplatz 9, 06217 Merseburg bzw. per E-Mail an: katrin.overhoff@saalekreis.de.