Himmlische Fügung bescherte den Vereinigten Winzern einen lupenreinen Eiswein

Himmlische Fügung bescherte den Vereinigten Winzern einen lupenreinen Eiswein
von 21. Januar 2019

Da herrscht noch nächtliche Dunkelheit, allerdings wacht ein blutroter voller Mond über der ungewöhnlichen Lese. Traktorenscheinwerfer leuchten in die vier Reihen Riesling, die vorsorglich in blaue Netze verhüllt waren. „Sonst hätten uns die Vögel die Arbeit abgenommen“, ist sich Olaf Jäger sicher.

So aber füllen die Lesehelfer mit klammen Fingern Eimer für Eimer mit durchgefrorenen runden Beeren. Anderthalb Stunden später kommen so 400 Kilogramm zusammen, die dann schleunigst zur Verarbeitung in die Keller der Winzervereinigung transportiert werden. „Das Lesegut darf nicht auftauen“, beschreibt Geschäftsführer Hans Albrecht Zieger das wichtigste Prinzip bei diesem frostigen Akt. „Denn wir wollen ja nur den ungefrorenen Extrakt aus den Beeren, das gefrorene Wasser soll gefälligst draußen bleiben!“

Entsprechend schnell und behutsam muss die Presse arbeiten, bis der sirupartige und hochsüße Most endlich in die Auffangwanne getropft ist. Bis gegen 11 Uhr fließen so 120 Liter zusammen. Das sei ordentlich, meint der Chef der Genossenschaft, sie seien von dieser Einzellage auch schon mal mit Beeren für magere 40 Liter zurückgekehrt. Aber diesmal stimme die Statistik, zu der auch die stolzen 172 Grad Oechsle gehörten, die der Most auf die Zuckerwaage brachte. „Das verspricht ein toller Eiswein zu werden, der jetzt aber erst einmal gären muss, bevor wir ihn im Frühjahr auf die Flaschen ziehen.“ Gerade rechtzeitig, freut sich Zieger, denn diese Rarität aus früheren Jahrgängen sei ausverkauft. Kein Wunder, denn nicht jedes Jahr belohnt die Natur das Warten auf den Frost. 2017 blieben beispielsweise die tiefen Temperaturen aus und die kleinen 0,375-Liter-Eisweinflaschen ungefüllt.