Raucherkollegium in Oranienbaum – viel Rauch um Geschichte

von 10. Juli 2014

Die holländische Prinzessin Henriette Catharina ließ das Schloss ab dem Jahre 1683 errichten, um in der Nähe des Dorfes Nischwitz ein kleines Stück Heimat zu haben. Baumeister Cornelis Ryckwaert schuf in Ihrem Auftrag das Schloss und die darum entstandeneStadt Oranienbaum. Hier wurde vor kurzem der nördliche Pavillon restauriert und ineine Dauerausstellungverwandelt. Das sogenannte „Haus des Sammlers” trägt jetzt den zusätzlichen Titel „TabakCollegium” und beherbergt rund 1.000 Exponate, die sich allesamt mit dem Thema Genuss beschäftigen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Thema Tabak, der eine enge Verknüpfung mit dem Ort und seinen Bewohnern aufweist. Sogenannte “Tabakskollegien” waren im 17. Jahrhundert sehr populäre und gesellige Gesprächsrunden, bei denen gemeinsam Tabak genossen wurde.

Wie der Tabak nach Oranienbaum kam

Der Tabak hielt im Jahre 1693 in Oranienbaum Einzug. Prinzessin Catharina entschied sich nach dem Tod ihres Mannes, dauerhaft in das Schloss zu ziehen, das ihr seit 1683 als Sommersitz gedient hatte. Doch wie das Leben dort finanzieren? Angeregt vom Erfolg Ihrer Landsleute beim Tabakanbau, verlieh sie noch im Jahr des Einzugs dem ersten Bauern das Privileg des Anbaus. Weitere Bauern folgten, und es begann eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, von der viele Oranienbaumer Familien noch lange profitierten. Die ersten Pflanzen wurden aus den Niederlanden importiert und schon bald selber kultiviert. Das lange sehr rentable Geschäft ebbte erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ab, da es sich aufgrund von Zöllen, Steuerabkommen und konkurrierenden Importgütern nicht mehr lohnte.

Privates Ambiente in sieben Räumen

Die Ausstellungsstücke werden in einem fiktiven privaten Ambiente präsentiert. Der Besucher kann durch sieben Räume wandeln, die einer Sammlerwohnung sehr nahe kommen. Chesterfield Sofas laden zum Niederlassen und Verweilen ein, während man ein Album zur Geschichte des Hauses studieren kann. Ausgestellt sind Pfeifen, Tabakpressen, Pfeifenköpfe aus verschiedenen Materialien, Kontorbücher, Kisten, Dosen, Fotos, Briefe und andere Schriftstücke. Interessant ist ferner, dass auf Vitrinen vollständig verzichtet wird. Dies lässt den Besucher nahezu vergessen, dass er sich in einem Museum befindet. Beim Tabak und seiner Geschichte handelt es sich um ein äußerst umfangreiches und interessantes Thema, und besonders der Anbau gestaltet sich komplex. Wie man hier lesen kann, eignen sich für den Anbau eher wärmere Regionen. Die ersten niederländischen Bauern wirkten den kalten Böden entgegen, indem sie warmen Kuhmist an den Wurzeln der Pflanzen verteilten – einer von vielen Fakten, die einem auch in der Ausstellung begegnen. Zuletzt sollte erwähnt werden, dass Rauchen in den Ausstellungsräumen, so sehr die Gemütlichkeit dazu animiert, nicht gestattet ist.