Spielzeitpause in Eisleben

von 10. Juli 2020

Die Coronapandemie war eine unvergleichliche Zäsur in die Saison. Drei Monate musste der Spiel- und Probenbetrieb eingestellt werden. Zwei Inszenierungen und Zugaben wurden aufgrund der Situation nicht zur Premiere gebracht, 13 Gastspiele mussten entfallen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses befinden sich seit April 2020 in Kurzarbeit.

Einen derartigen Einschnitt hat das Eisleber Theater laut Intendant Ulrich Fischer noch nie erleben müssen. „Mit den Folgen werden wir noch lange zu kämpfen haben. Wir sind all den vielen Zuschauerinnen und Zuschauern dankbar, die sich in den letzten Monaten uns gegenüber so verständnisvoll zeigten, indem sie bereitwillig zu Gutscheinen griffen oder uns sogar das Geld spendeten.“

Trotz allem kann das Theater Eisleben insgesamt auf eine erfolgreiche Spielzeit – bis zur Einstellung des Spielbetriebs – zurückblicken. Für Besucherrekorde sorgte erneut „Die Olsenbande dreht durch“ und auch „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“. Auch für die Komödie „Brischitt“ riss das große Interesse nicht ab. Mit „Schlafende Hunde“, einer bitterbösen Gesellschaftssatire, kam das anspruchsvollere Publikum auf seine Kosten. Sie alle werden auch in der kommenden Spielzeit wieder zu erleben sein. So auch die letzte Premiere vor dem Lockdown „Biedermann und die Brandstifter“. Erst wenige Besucherinnen und Besucher hatten bisher die Gelegenheit das Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch zu erleben. Am 26. September 2020 wird die zweite Vorstellung auf der Großen Bühne stattfinden.

Mit zwei von vier geplanten Zugaben wurde auch in dieser Spielzeit der Spielplan um szenische Lesungen, wie beispielsweise aus den Tagebuchaufzeichnungen Einar Schleefs in „Ich habe kein Deutschland gefunden“ oder mit „Beziehungskisten und Bettgeflüster“ mit Gedichten von Erich Kästner und Heinrich Heine, erweitert.

Dass das Kinder- und Jugendtheater eine der starken Seiten des Theaters Eisleben ist, zeigen nicht nur die sehr gut besuchten Kindervorstellungen von „Turbulenzen bei Pettersson und Findus“ und „Schneeweißchen und Rosenrot“ sowie die Jugendstücke „Wir alle für immer zusammen“ und zuletzt „Nolife“, sondern auch das erfolgreich durchgeführte Klassenzimmerstück. „Pfefferminztee auf dem Dach“ wurde mehr als 130 Mal in den Klassenzimmern von Förder-, Sekundar-, Berufsschulen und Gymnasien in Eisleben und über die Region hinaus gespielt und regte zu sensiblen Diskussionen zum Thema Familie an.

Das Theater Eisleben lud neben hauseigenen Inszenierungen auch wieder mit knapp 30 hochkarätigen Gastspielen von Musiktheater und Ballett über Kabarett, Lesungen und klassischen sowie populären Konzerten ein. Zu den Highlights gehörte u.a. das Irish Heartbeat Festival, das im März des Jahres im Theater Eisleben gastierte. Für beinahe alle coronabedingt entfallenen Gastspiele konnten Ersatztermine gefunden werden, ausgefallene Premieren werden in der folgenden Spielzeit nachgeholt und ein alternatives Programm mit szenischen Lesungen und einem Gastspielkonzert lud ab Mitte Juni 2020 unter Einhaltung der Sicherheits- und Hygienevorschriften wieder in das Theater Eisleben ein, so dass die Spielzeit „geordnet“ beendet werden konnte.

„Frei sein, sich befreien, sich von Vorurteilen frei zu machen: Freiheit war eines der großen Themen der vergangenen Spielzeit und das wurde vom Publikum auch so verstanden. Die Realität war kontraproduktiv. Der coronabedingte Lockdown verhinderte, den Spielplan in seiner Gesamtheit auf die Bühnen zu bringen. Die letzten geplanten Inszenierungen konnten nicht stattfinden. Allerdings haben wir uns die Freiheit genommen, vor der Spielzeitpause noch drei kleinere Premieren anzubieten, die von unseren theaterhungrigenZuschauern begeistert aufgenommen worden sind.“, so Ann-Kathrin Hanss, Chefdramaturgin des Hauses.

Mit zwei geplante Bauvorhaben am Theatergebäude konnte in dieser Spielzeit begonnen werden. Zum 7. Mai 2020 startet zunächst die Baumaßnahme für einen Aufzug sowie daran anschließend der Einbau behindertengerechter Sanitäranlagen, um für mehr Barrierefreiheit im Theaterhaus der Lutherstadt zu sorgen. Finanziert wird dieses Projekt mit sogenannten PMO-Mitteln (Vermögen der Parteien und der Massenorganisationen der DDR). Des Weiteren wurde mit der Realisierung des lang geplanten Anbaus für die Werkstatt und den Malsaal begonnen. Für diesen sind Gelder im Rahmen des Leader-Programms der Europäischen Union bewilligt worden.

Am 21. August 2020, ab 19.00 Uhr wird die 68. Spielzeit des Hauses mit dem Theaterfest eingeläutet. Mit Livemusik von der Jasmin-Graf-Band, der traditionellen Versteigerung und einigen Überraschungen des Ensembles wird dieser Tag zum Vorboten für eine weitere Spielzeit, in der das Theater zum Staunen, Lachen und Genießen aber auch Nachdenken einlädt.

„Der Wahrheit und der Menschlichkeit“ widmet sich die kommende Spielzeit. Die Saison beginnt mit einem Stück für die kleinen Besucherinnen und Besucher. „Ginpuin – Auf der Suche nach dem großen Glück“ (Premiere: 28. August 2020) ist eine Geschichte, die ganz spielerisch dafür sensibilisiert, Anderssein zu akzeptieren und zu schätzen. In den Klassenzimmern der Region bietet „Goldzombies“ (Premiere: 24. September 2020) einen erschreckend realistischen Einblick in ein Teenagerleben in einer Bürgerkriegsregion. Wozu Wut einen treiben kann, zeigen wir mit „Furor“ (Premiere: 2. Oktober 2020), bevor mit „Iphigenie auf Tauris“ (Premiere: 10. Oktober 2020) ein weiterer Klassiker auf die Großen Bühne kommt. In der Vorweihnachtszeit steht in diesem Jahr das von der Sparkasse Mansfeld-Südharz geförderte Märchen „Die Schneekönigin“ (Premiere: 19. November 2020) auf dem Programm. Die Komödie „Ziemlich beste Freunde“ (Premiere: 28. November 2020) nach dem bekannten gleichnamigen Film erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft. Mit „Hilfe, die Mauer fällt!“ (Premiere: 6. März 2021) wird erneut ein humoristischer Blick in die Zeitgeschichte der deutsch-deutschen Teilung geworfen. „Freie Wahl“ (Premiere: 21. April 2021) macht einen Exkurs in die politische Welt junger Menschen. „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ (Premiere: 6. Mai 2021) wird gen Ende der Spielzeit noch einmal die Kinder begeistern, bevor zum Abschluss eine „Extrawurst“ (Premiere: 19. Juni 2021) gebraten wird.

In den ZUGABEN der Spielzeit wird zum einen dem 4. November 1989 (5. November 2020) und zum anderen dem Todestag des Theologen Dietrich Bonhoeffer (9. April 2021) gedacht. Für Kinder wird aus den Kinderbuchklassikern „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ (18. Februar 2021) und „Emil und die Detektive“ (1. Juli 2021) gelesen.

Die Theaterkasse ist vom 13. Juli bis 30. August 2020 geschlossen. Reservierungen für die kommende Spielzeit können während der Sommerpause postalisch an den Besucherservice in der Bucherstraße 14, 06295 Lutherstadt Eisleben oder per Mail an kartenservice@theater-eisleben.de gesendet werden und persönlich ab 31. August 2020 zu den bekannten Öffnungszeiten abgegeben werden. Mit diesem Tag beginnt der reguläre Verkauf von Theaterkarten.