Verlängerung der Brockenbahn

von 12. August 2009

Nach Ansicht von Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Dr. Karl-Heinz Daehre kann die rund sechs Kilometer lange Erweiterung des Streckennetzes der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) von Elend nach Braunlage der touristischen Entwicklung der Harzregion zusätzliche Impulse verleihen. „Gemeinsam mit dem Nachbarland Niedersachsen wollen wir jetzt zunächst die Machbarkeit eines solchen Projektes untersuchen“, sagte er heute nach der Kabinettssitzung in Magdeburg, in der Daehre die Mitglieder der Landesregierung über die Ergebnisse seines jüngsten Arbeitstreffens mit dem niedersächsischen Verkehrsminister Dr. Philipp Rösler unterrichtet hatte.

Voraussichtlich im November werde eine Studie vorliegen, in der die Rahmenbedingungen einer möglichen HSB-Streckenverlängerung ausführlich dargestellt und bewertet würden, kündigte Daehre an. Eine erste Schätzung beziffere den Investitionsaufwand für die Streckenerweiterung mit gut elf Millionen, die jährlichen Betriebskosten mit rund 600.000 Euro. „Allein schon wegen dieser beträchtlichen Kosten möchte ich sicher sein können, dass Aufwand und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis stehen“, betonte der Minister. Wenn diese Voraussetzung erfüllt sei, werde er das Vorhaben mit Nachdruck unterstützen.

Nach den Worten von Daehre beabsichtigt Niedersachsen, rund zehn Millionen Euro für die HSB-Verlängerung nach Braunlage bereit zu stellen, die nach bisherigen Überlegungen in etwa parallel zur B27 verlaufen würde. Täglich könnten in beiden Richtungen jeweils vier Dampfzüge verkehren. Auf der niedersächsischen Seite verspreche man sich davon eine bessere Verknüpfung der eigenen touristischen Angebote mit denen auf sachsen-anhaltischer Seite, sagte der Minister. Daehre will seine mögliche Befürwortung des Projekts mit der Forderung verknüpfen, eine Liftverbindung zwischen Schierke und dem Wurmberg zu schaffen. „Für die Urlauber in Schierke würden sich damit die Skilaufangebote erweitern, für die Touristen aus dem Westharz wäre der Brocken dann schneller erreichbar“, begründete Sachsen-Anhalts Verkehrsminister seine Überlegung.

Die Stadt Braunlage war bis 1945 über die Südharzeisenbahn mit dem heutigen Streckennetz der Harzer Schmalspurbahnen GmbH verbunden. Durch die Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Strecke unterbrochen. Die in Niedersachsen verbliebene Reststrecke der Südharzeisenbahn wurde bis 1963 stillgelegt.

Als 1991 die HSB gegründet wurden, war die Stadt Braunlage über ihre Kurbetriebsgesellschaft Gesellschafter des Unternehmens. Hintergrund dieser Beteiligung war bereits damals die Idee, Braunlage perspektivisch wieder an die Schmalspurbahnen im Harz anzuschließen. Hierzu wurde später auch ein entsprechender Gesellschafterbeschluss gefasst.

Weitere Gesprächsthemen: A39, Ortsumfahrung Brohme, B71
Neben der Verlängerung des HSB-Streckennetzes tauschten sich die Minister bei ihrer jüngsten Zusammenkunft am Montag (10.08.) in Hannover über den Umsetzungsstand beim Bau der A39, der A14 und der B190n aus. Der niedersächsische Verkehrsminister hob hervor, dass der Bau der A39 für sein Bundesland eine zentrale Bedeutung habe und gegenüber anderen Straßenbauvorhaben nicht zurückstehe. Derzeit laufe das Raumordnungsverfahren.

Ein weiterer Punkt der Beratung war die Ortsumgehung Brohme (B248). Von sachsen-anhaltischer Seite gibt es nach den Worten von Minister Dr. Daehre keine bevorzugte Trassenführung. Der Minister gab die Zusage, jede Trassenführung auf niedersächsischem Gebiet und deren Anbindung an das Straßennetz im Land Sachsen-Anhalt zu unterstützen.

Zu der Frage der so genannten Mautausweichverkehre auf der B71 und der Beschilderung auf dem niedersächsischen Straßenverlauf verständigten sich die Minister auf eine gemeinsame Auswertung der Ergebnisse der Zählstellen an der B71. Für 2009/2010 lägen die Ergebnisse der automatischen Zählstelle in Suhlendorf vor. Diese sollen mit den Ergebnissen der Zählstellen in Sachsen-Anhalt abgeglichen und ausgewertet werden.

Uwe Heft, verkehrspolitischer Sprecher der Links-Fraktion im Landtag sagte zu den Plänen, diese könnten kann bestenfalls ein erster Schritt zu einer umfassenden Erschließung des Harzes mit öffentlichen Verkehrsmitteln sein. "Die Erweiterung des Streckennetzes der HSB bis Braunlage ist nur bei Betrachtung des gesamten Harzes als Tourismusgebiet sinnvoll. Entsprechende Konzepte, insbesondere zur Erschließung und Vernetzung des Harzes mit öffentlichem Verkehr, liegen nicht vor. Ein Ansatz könnte aus Sicht der LINKEN ein länderübergreifender Verkehrsverbund sein, in den das Land Thüringen einbezogen werden muss. Die vom Netz des öffentlichen Verkehrs losgelöste und damit isolierte Erweiterung des HSB-Netzes ist verkehrsorganisatorisch und ökologisch ein unbrauchbares Prestigeobjekt.
Einer sanften touristischen Erschließung und Nutzung des Harzes ist damit jedenfalls nicht gedient."