“Wandertag” im Volkspark

von 20. Januar 2011

Vom 27. Januar bis 20. Februar 2011 zeigt die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Saale) in ihrer Galerie im Volkspark eine Personalausstellung des Bildhauers und Hochschullehrers Bruno Raetsch. Als Professor für Plastik/Bildhauerei leitet er an der Kunsthochschule Halle seit Anfang 2009 eine der beiden Bildhauerklassen und ist seit 2010 Dekan des Fachbereichs Kunst.

Der 1962 in Neuss geborene Künstler, der von 1988 bis 1995 an der Burg Bildhauerei studiert hat, zeigt unter dem Titel „Wandertag“ mit großen und kleinen Skulpturen aus Holz sowie großformatigen Zeichnungen eine Auswahl seiner in den letzten fünf Jahren entstandenen Arbeiten.

„Wenn man sich der Gegenwart bewusst bleibt“, so Susanne Altmann, „ist die Sehnsucht nach Mythen einer der effektivsten Motoren für Kultur überhaupt.“ Bruno Raetsch gibt, so die Dresdener Kunsthistorikerin weiter, „seiner Faszination für Archetypen und Anachronismen nach. Die einsamen Jäger, Hundeführer, Forscher oder Wanderer, die er aus Holzblöcken haut, künden von dieser speziellen Romantik. Wildnis, dräuende Naturgewalten und Versorgungsnot scheinen die Rahmenbedingungen für ihr Tun zu sein. Manchmal sind diese mächtigen, aggressiven Szenarien kaum noch auszuhalten – dann verkleinert sie Bruno Raetsch auf ein beherrschbares Maß. Die Eroberer, allesamt männlich, domestizieren nun einen Mikrokosmos. Doch ihre Anstrengungen wirken keineswegs niedlich, höchstens etwas vergeblich. Insofern spiegelt Raetsch die nicht enden wollende menschliche Unterwerfung von Natur. Mit parallel entstehenden schwarzweißen Zeichnungen entwirft er zusätzliche Landschaftsvisionen. Hier ergänzen Wasserstrudel oder Dickichte jene Szenarien, die die Holzskulpturen zunächst nur anreißen. Er distanziert sich nicht von seinen Helden, sondern nimmt vielmehr die Rolle des Erzählers ein. Bisweilen gerät so manche Figur zum Alter Ego des Künstlers, der unter anderen Umständen wahrscheinlich Polarforscher oder Jägersmann geworden wäre.“