Festival-Premiere erfolgreich abgeschlossen

Festival-Premiere erfolgreich abgeschlossen
von 20. Juli 2022 0 Kommentare

Mit dem Film-Highlight „Sehnsucht nach Bitterfeld“ und einem gemeinsamen Brunch mit Verlosungsaktion hat der Kulturpark e.V. die Premiere des Festivals OSTEN am 17. Juli feierlich beendet und eine positive Bilanz gezogen. Rund 5.000 Besucher:innen haben die Chance genutzt, das Gebäude und die Stadt Bitterfeld-Wolfen während des Festivals aus künstlerischer Perspektive (neu) zu entdecken.

 

Vom 1. bis 17. Juli haben sich Künstler:innen und die Stadtgesellschaft am Kulturpalast Bitterfeld-Wolfen zusammengefunden, um sich in mehr als 70 künstlerischen Produktionen und Projekten mit den Veränderungen in der Region auseinanderzusetzen und über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ins Gespräch zu kommen. Am vergangenen, dritten und letzten Festival-Wochenende erwartete die Besucher:innen wieder ein vielseitiges Programm aus Theater, Musik, Workshops, Ausflügen, Gesprächen und vielem mehr. Zu den Highlights zählte das Theaterstück MINING STORIES (15. und 16. Juli), ein Gastspiel der belgischen Theatermacher:innen Silke Huysmans und Hannes Dereere über eine Bergbau-Tragödie in Brasilien und die Frage nach der Ausbeutung der Natur. Am 15. Juli rückte der poetische Spielfilm NEUBAU (15. Juli) über eine queere Liebe in der Provinz die existenziellen Fragen ‘Wo will ich leben und wie?’ in den Mittelpunkt. Auf große Resonanz ist die Bitterfelder Premiere des Dokumentarfilms SEHNSUCHT NACH BITTERFELD (16. Juli) gestoßen: 1990 gedreht, gibt der Film Stimmen und Stimmungen der letzten Monate der DDR und des ersten Jahres der Deutschen Einheit wider. Auf viele Besucher:innen wirkte die Vorführung wie eine Zeitkapsel, die geöffnet wurde, und hat große Emotionen freigesetzt. Besonders deutlich und sichtbar wurde dies auch im Anschlussgespräch: Die Filmemacher Ralf Höpfner und Thomas Freundner sowie Kathrin Freundner haben die Ereignisse im Film und die Entwicklungen in der Region seither, gemeinsam mit zwei ihrer Protagonist:innen von damals, dem Bitterfelder André Scheinhardt und seiner Tochter Nadja Riedel, Revue passieren lassen. Hier hat das Festival besonders eindrücklich das erreicht, was sich die Macher:innen gewünscht haben: einen Ort schaffen, an dem Erinnern möglich ist, genauso wie der Blick in die Zukunft. Mit einem gemeinsamen Brunch für alle Beteiligten und Besucher:innen hat sich das Festival am Sonntag, 17. Juli, für dieses Jahr aus Bitterfeld-Wolfen verabschiedet. Eine große Verlosung der Schubkarren und anderer Festival-Gegenstände hat dazu eingeladen, sich einen Teil des Festivals mit nach Hause zu nehmen und somit nachhaltig etwas vom Festival und seiner Idee zu bewahren. Die Wimpelketten, die die Besucher:innen gebastelt haben, werden dem Stadtteil Reuden für ein Fest im kommenden Jahr zur Verfügung gestellt, die Wimpel-Anlage wird an die Kindertagesstätte „Pusteblume” in Wolfen übergeben. Kürzlich hat der Oberbürgermeister von Bitterfeld-Wolfen, Armin Schenk, bestätigt, dass die 18 Hörstationen zum Audiowalk SCHICHTEN / SHIFTS an ihrem Platz bleiben dürfen und Interessierte langfristig eingeladen sind, mehr über die Arbeitserfahrungen der Menschen in Braunkohlebergbau und Chemieindustrie zu erfahren.

 

Rund 5.000 Besucher:innen von nah und fern

An den drei Juli-Wochenenden haben rund 5.000 Menschen das Festival besucht, mit Schubkarren die Ausstellung im Kulturpalast erkundet und an den zahlreichen Veranstaltungen und Ausflügen teilgenommen. Dass dabei so viele unterschiedliche Menschen zusammen gekommen sind, freut die Festivalmacher:innen besonders. Ludwig Haugk, Teil der Künstlerischen Leitung: „Wir sind sehr glücklich mit diesem Festival. Und das liegt nicht nur daran, dass ganz viele von den Kunstprojekten so gut gelungen sind und organisatorisch alles so gut geklappt hat, sondern vor allem daran, dass sich das Publikum so gut gemischt hat. Aus Bitterfelder:innen und Wolfener:innen auf der einen Seite und Menschen, die von außerhalb hierher gekommen sind auf der anderen Seite. Manche sind spontan einfach noch geblieben, weil sie gemerkt haben, sie können hier ganz viel entdecken. Und das war für uns die größte Freude.“ Etwa 60 Prozent der Besucher:innen stammten aus der Region, 40 sind aus Metropolen wie Berlin, Leipzig oder Halle angereist.

 

Highlights und Premieren an den ersten beiden Festival-Wochenenden

Am ersten Juli-Wochenende ist das Festival mit einem Willkommensprogramm gestartet: Bei einer feierlichen Eröffnung haben sich einige der künstlerischen Festivalprojekte vorgestellt und die Besucher:innen in Gruppen Fragen zu ihrem Bild vom Osten beantwortet, die anschließend, während eines Konzerts des Künstlers Robert Lippok, live abgetippt und auf einen Bildschirm projiziert wurden. Zu den Highlights zählte außerdem die Premiere der politischen Recherche-Revue BITTER FIELDS des performance-Kollektivs les dramaturx zum Zusammenhang von Klimawandel und dem Erstarken der politischen Rechten. Ab Herbst ist das Stück im Theater Magdeburg zu sehen. Am zweiten Wochenende durften sich die Besucher:innen gleich auf zwei Premieren freuen: Mit BACH IN BITTERFELD (7., 8. und 9. Juli), einer Kooperation der Köthener Bachfesttage, des Köthener Schlossbund und von Studierenden der Staatlichen Musikhochschule Trossingen, fand ein spektakuläres Klangereignis im Wasserzentrum Bitterfeld statt. Bei der Performance WERKSORCHESTER (8. und 10. Juli) von Ari Benjamin Meyers haben Musikschüler:innen und Laien aus Bitterfeld-Wolfen erstmals auf die Bühne des Kulturpalastes gebracht, was sie ein Jahr lang gemeinsam gelernt haben. Auf große Begeisterung ist auch die Öffnung des alten Kinos in Wolfen gestoßen: eine Gruppe von Studierenden der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle hat aus noch vorhandenem Material Installationen, Projektionen und Klangprojekte in dem ehemaligen Lichtspielhaus entstehen lassen. Seit 2009 ist das Kino in der Freiherr-von-Stein-Straße geschlossen.

 

Festival für alle und den ganzen Tag

Die ganze Festivalzeit über hatten Besucher:innen die Möglichkeit, Kunstwerke über Bitterfeld und Wolfen im Kulturpalast zu besichtigen, mit Schubkarren, die an den Aufbau des Gebäudes erinnern. Die Idee und das Konzept für den Parcours und das Atelier für gegenseitiges Interesse, das zum Zusammenkommen und Verweilen im Festivalzentrum einlud, stammen von dem Architektenkollektiv raumlaborberlin und wurde gemeinsam mit Partnern aus der Region umgesetzt. Dazu Aljoscha Begrich, Teil der Künstlerischen Leitung: „Wir freuen uns, dass wir mithilfe von raumlaborberlin, lfm2 und la relève den Platz um den Kulturpalast neu beleben und zu einem Ereignisort machen konnten. Das war ganz entscheidend dafür, den Zugang zum Gebäude und seiner Geschichte spielerisch für Menschen unterschiedlicher Herkunft, Alter und Bildungsgrad zu öffnen.“

Verschiedene Formate vom täglichen Morning Club an der Goitzsche bis zur abendlichen Frage des Tages brachten viele unterschiedliche Menschen zusammen und setzten die Gedanken des Festivals für gegenseitiges Interesse in die Tat um. Egal ob beim Synchronschwimmen, Sandburg bauen oder Diskussionen über Sprache, ländlichen Raum oder die internationalen Perspektiven auf den Osten: immer ging es um die Begegnung mit neuen Perspektiven und neuen Menschen. Auch bei den Ausflügen gemeinsam mit Künstler:innen und lokalen Expert:innen hatten Zuschauer:innen die Gelegenheit, die Besonderheiten der Gegend und ihrer Menschen kennen zu lernen.

 

Großer Dank an mehr als beteiligte 60 Künstler:innen, 150 Studierende und fast 30 Kulturinstitutionen sowie Förderer

Das Festival-Team dankt allen Kreativen und Künstler:innen, Partnern und Förderern, allen technischen und sonstigen Dienstleistern und all den ehrenamtlich helfenden Köpfen und Händen sehr herzlich. „OSTEN ist ein Netzwerk-Festival. Es lebt davon, dass wir mit anderen Akteuren hier in der Region, in Bitterfeld-Wolfen, zusammenarbeiten“, so Christine Leyerle, Teil der Künstlerischen Leitung. „Wir wünschen uns, dass diese vielen Kontakte bleiben und in Zukunft weiter ausgebaut werden.“

An der Erstauflage haben sich mehr als 60 Künstler:innen und 150 Studierende sowie ein breites Netzwerk aus fast 30 Kulturinstitutionen beteiligt. Dazu gehörten: Akademie der Künste, Anhaltisches Theater Dessau, Bauhaus-Universität Weimar, Bernhard-Franke-Förderverein e. V., Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Ferropolis, Galerie am Ratswall, Goethe-Institut Ukraine, GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Hochschule Anhalt, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Industrie- und Filmmuseum Wolfen, Kreismuseum Bitterfeld, Kulturbahnhof Tannepöls, Kulturpalast Bitterfeld, Kulturpark e.V., Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Köthener Bachfesttage, Köthener Schlossbund, Mehr­Generationen­Haus Bitterfeld-Wolfen, Musikschule „Gottfried Kirchhoff“ Bitterfeld-Wolfen, Schauspiel Leipzig, Staatliche Hochschule für Musik Trossingen, Stiftung Bauhaus Dessau, Theater Magdeburg, Umwelt­bundesamt, Werkleitz Gesellschaft e.V., Umwelt­bundesamt, Werkleitz Gesellschaft e.V.

Gefördert wird OSTEN von der Kulturstiftung des Bundes (gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien), dem Land Sachsen-Anhalt, der Bundeszentrale für politische Bildung, LOTTO Sachsen-Anhalt, der Kunststiftung Sachsen-Anhalt und der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Bitterfeld-Wolfen „Stadt mit Courage leben!“ aus Mitteln des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Zu den Sponsoren zählen der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH, die Kulturpalast GmbH, das Autohaus Grimm, der Baumarkt Thomas Philipps in Bitterfeld und der Rotary Club Bitterfeld-Wolfen. Unterstützt wird das Festival von der Stadt Bitterfeld-Wolfen sowie dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Die Website www.osten-festival.de wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Neustart Kultur, die Kulturstiftung der Länder und die Kultur.Gemeinschaften.

 

Ausblick auf das kommende Jahr

Die erfolgreiche Premiere ist eine gute Grundlage für eine Fortsetzung in den kommenden Jahren: „Nach dem großen Zuspruch für das Festival und auch den vielen Fragen, die angerissen und aufgerissen wurden, wollen wir unbedingt weitermachen“, so Ludwig Haugk, Teil der Künstlerischen Leitung. Der Kulturpalast Bitterfeld-Wolfen werde dabei immer ein wichtiger Bezugspunkt sein, das Festival könne aber auch an anderen Orten in Bitterfeld-Wolfen stattfinden: „Wir denken das Festival als Ort der Kunst, der beweglich sein kann. Wir sind nicht gebunden an einen Ort, sondern können ihn immer wieder neu erfinden.“

Die Förderanträge für eine Fortsetzung sind gestellt. Wenn die Förderentscheidungen eine Veranstaltung im nächsten Jahr möglich machen, wird diese jedoch aufgrund des kürzeren Planungsvorlaufs kleiner werden als das Festival in diesem Jahr.

Über das Festival

Vom 1. bis 17. Juli hat das Festival OSTEN den vielschichtigen, gesellschaftlichen und ökologischen Wandel seit der Wiedervereinigung am Beispiel der Stadt Bitterfeld-Wolfen erforscht. Die Organisator:innen haben sich zum Ziel gemacht, mithilfe der Kunst den Austausch über Geschichte und Gegenwart der Region zu ermöglichen, Begegnungen zu schaffen und etwas aufzubauen, wo die Grunderfahrung seit der Wiedervereinigung die des Rückbaus und der Schließung von Kultur ist.

Das Festival sollte dazu anregen, Bitterfeld und „den Osten“ mit anderen Augen zu sehen. Es richtete sich an die Menschen aus Bitterfeld-Wolfen, indem es den geliebten Kulturpalast reaktiviert hat und ungewöhnliche Zugänge zur Stadt geschaffen hat. Die Macher:innen wollten aber auch Menschen von außerhalb mit Kunst in die Region locken und auf das Besondere dieser Landschaft und ihrer Geschichte aufmerksam machen.

OSTEN versteht sich als Textmarker und Verstärker der Bewegungsenergie einer Region im Umbruch. Das Festival ist eine Idee des Kulturpark e.V., der Träger und Veranstalter ist. Der Verein engagiert sich für den Aufbau und die Vernetzung kultureller Strukturen im Osten Deutschlands. Die Vorstandsmitglieder Aljoscha Begrich, Christine Leyerle und Ludwig Haugk sind die Künstlerische Leitung des Festivals.

Die Organisator:innen haben das Festival in diesem Jahr dem Kulturpalast-Eigentümer Matthias Goßler gewidmet, einem Wegbereiter, Unterstützer und Freund, der im Juni bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist. Er hatte den Kulturpalast in einer spektakulären Initiative vor dem Abriss bewahrt.

         

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