Elternrat und Förderverein des Stadtsingechores zu Halle starten Spendenaktion zum 900. Chorjubiläum im Jahr 2016

von 29. September 2015

Gesucht werden 900 Notenpaten, die dem Stadtsingechor für den Preis von 50 Euro einen Takt Musik schenken. 900 Takte umfasst nämlich das Werk des renommierten Hallenser Komponisten Thomas Buchholz. Er hat es extra für das Jubiläumskonzert im Mai 2016 geschrieben. Thomas Buchholz ist Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen-Anhalt Deutscher Komponisten e.V.. Er hat das Werk bereits im Sommer komponiert. Es heißt „Nongenti“, die lateinische Übersetzung für neunhundert. Darin wird die Geschichte des Stadtsingechores bis in unsere Zeit erzählt – beginnend mit dem Bau des Klosters Neuwerk in Halle. Auf dessen Gründung im Jahre 1116 bezieht sich der Stadtsingechor mit seinem Jubiläum. Ein Teil des Werkes widmet sich auch den Franckeschen Stiftungen, die 2016 auf den Welterbetitel hoffen. Auf ihrem Gelände ist der Chor seit 200 Jahren beheimatet. So wird etwa das Gesangbuch Johann Anastasius Freylinghausens, des 2. Stiftungsdirektors, eine Rolle spielen.

Chordirektor Clemens Flämig:

„Das Besondere an dem Stück ist, dass aktives Handwerk dabei sein wird, so dass eine Geräuschkulisse mit Messerschleifern, Zimmerern und Maurern entsteht, die den Chor begleiten wird. Es gibt also kein Orchester, sondern aktives Handwerk als Begleitung.“

Die ersten drei Notenpaten lassen an Prominenz nichts zu wünschen übrig. Den ersten Namen nennt dieVorsitzende des Elternrats und Initiatorin des Spendenprojekts Stefanie Markert:

„Die Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, ist Notenpatin der ersten Stunde. Sie hat nicht lange überlegen müssen, um zuzustimmen. Sicher nicht nur weil der Stadtsingechor seine Motetten regelmäßig in der Marktkirche zu Halle singt, die Luthers Totenmaske aufbewahrt. Nein, Margot Käßmann ist Notenpatin geworden, Zitat aus ihrer e-mail: … weil die Reformation eine Singebewegung war und Luther sagte. Wer singt, betet doppelt.“

Zum Trio der ersten Notenpaten gehört derDirektor der Franckeschen Stiftungen Professor Thomas Müller-Bahlke:

„Seit 200 Jahren ist der Stadtsingechor eine Einrichtung auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen. Und die Franckeschen Stiftungen wiederum stehen ja für ein breites kulturelles Bildungskonzept. August Hermann Francke ist vor über 300 Jahren angetreten, um Kindern nicht nur breite Bildungsmöglichkeiten zu eröffnen, sondern um sie auch zu selbstverantwortlichen Menschen zu erziehen und das weit über den üblichen Fächerkanon hinaus. Deswegen spielte Musik in den Franckeschen Stiftungen immer schon eine große Rolle. Der Stadtsingechor ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie kulturelle Bildungskonzepte über die Jahrhunderte hinweg lebendig bleiben und weiter Früchte tragen, indem auch heute Jugendliche ausgebildet werden als Chorknaben und dabei natürlich eine glänzende musikalische Ausbildung kriegen, aber gleichzeitig eben auch noch viel mehr mitbekommen. Es wird nämlich soziale Verantwortung eingeübt, Gemeinschaftsgefühl, auch ein gewisses Maß an Disziplin, an Zeitmanagement, an alledem, was später im Leben in den unterschiedlichen Berufen so wichtig ist. Ich habe großen Respekt vor den Familien, die ihre Jungen durch die Chorarbeit hindurch begleiten. Es ist mir ganz besonders wichtig, dass der Stadtsingechor hier in den Franckeschen Stiftungen eine gute Heimstatt hat, um sich auch weiterzuentwickeln. Und deswegen war es mir eine Freude, ein Bedürfnis, aber auch eine Ehre angefragt zu werden, als einer der ersten Notenpaten für das anstehende 900-jährige Jubiläum des Stadtsingechores bereitzustehen. Der Stadtsingechor ist ein ganz großer kultureller Leuchtturm für die Stadt Halle und für die Franckeschen Stiftungen. Und deswegen sollte jeder seinen Beitrag dazu leisten, dass dieses Jubiläum des Stadtsingechores nächstes Jahr auch zu einem vollen Erfolg wird.“

Das prominente Trio der ersten Notenpaten komplettiert der Doppelolympiasieger im Marathon, Waldemar Cierpinski. Stolzer Vater dreier Söhne, die alle als Kinder Sänger im Stadtsingechor waren.

Marathonolympiasieger Waldemar Cierpinski:

„Meine Kinder waren in der Ausbildung im Stadtsingechor. Immerhin waren das über 10 Jahre, in denen sie im Chor tätig waren. Wenn man als Vater erlebt, dass sie es sogar geschafft haben, in Mozarts Zauberflöte mitzusingen, dann ist man natürlich ein bisschen stolz. Dann weiß man aber auch, dass da eine Menge Arbeit und viel Fleiß der Kinder dahinter steckt. Sie sind von der Schule gekommen, haben ihre Arbeit gemacht und zu Hause weiter üben müssen, weil sie auch noch ein Instrument gelernt haben. Wenn man das als Elternteil so beobachtete, dann ist man aus zwei Gründen stolz. Einmal, weil sie auch ein bisschen Erfolg bringen und weil Musik schön ist und man das dann gerne mit verfolgt, wenn man nach Berlin fuhr in die Komische Oper damals und eine Vorstellung miterlebte. Dann weiß man auch, dass die Kinder auf einem guten Weg sind und dass sie ihre Zeit sinnig verbringen. Als Hochleistungssportler weiß ich umso mehr, wie wichtig es ist, dass durch diese Dinge innere Werte für die Kinder entstehen. Aus dem Grunde war ich sofort mit dabei, als es hieß, wir sollten etwas für den Stadtsingechor tun. Ich hoffe, dass es viele Hallenser ergreift, dass sie sagen, sie möchten dabei sein, weil ich finde, der Stadtsingechor gehört ja in aller Ewigkeit schon zu Halle und es müsste eigentlich mehr gemacht werden für diesen schönen Chor, dass er auch zukünftig vielen Menschen Freude bringt. So habe ich es erlebt und deshalb möchte ich die Aktion auch gern unterstützen.“

Natürlich freuen sich auch die Sänger selbst auf ihr Jubiläum.

Yannis Gille, 8. Klasse singt im Alt:

„Auf der einen Seite ist man natürlich stolz, in so einem alten Chor singen zu dürfen, der schon so viele Traditionen feiert und auf der anderen Seite bedeutet das natürlich auch, dass man Respekt vor diesem Alter haben sollte und dass man diese Traditionen auch weiterführt. Da sehr viele Konzerte anstehen, wird es natürlich auch stressiger werden.“

Valentin Schneider, Bass, FSJ-ler:

„Abgesehen vom Stress ist das natürlich etwas ganz Besonderes. Ich meine, 900 Jahre Stadtsingechor – das Jubiläum feiert man jetzt nicht jedes Jahr. Dass ich meine Laufbahn im Stadtsingechor als FSJ-ler quasi damit beenden darf, ist für mich persönlich natürlich sehr schön. Da freue ich mich echt drüber. Na klar wird es nächstes Jahr stressig, auf jeden Fall. Aber ich denke, das kann man sehr gut in Kauf nehmen, wenn man dabei die positiven Seiten sieht, dass wir größere Stücke singen und auch, dass wir wieder mit anderen Knabenchören zusammen etwas machen. Das ist natürlich sehr schön.“

So singt der Stadtsingechor Ende Januar in Dresden gemeinsam mit den Kruzianern, die ihrerseits dann ihr 800. Jubiläum feiern. Nur ein Moment, der für die künstlerische Qualität des Hallenser Chores spricht. Der Stadtsingechor arbeitet mit namhaften Orchestern und internationalen Dirigenten zusammen, eröffnet jedes Jahr die Händel-Festspiele und er war Preisträger des Deutschen Chorwettbewerbs. Konzertreisen führten den Stadtsingechor bereits um die halbe Welt, zuletzt nach Finnland. Um den Chor stärker in Halle selbst zu verankern, hat der Förderverein im Jubiläumsjahr verschiedene Projekte.

Vorsitzende des Fördervereins Dr. Angela Genske

„Warum brauchen wir die Spendenaktion und das Geld? Weil unser großer Wunsch ist, dass der Chor weiterhin noch ganz lange Zeit besteht und sich weiterentwickeln kann. Es ist die ureigene Aufgabe des Fördervereins dafür zu sorgen, dass der Chor für sein Fortbestehen auch eine bestimmte Planungssicherheit hat. Gerade jetzt vor dem Jubiläumsjahr, wo sehr viele Sachen in Vorbereitung sind, ist es natürlich ganz wichtig, dass wir Sponsoren und Unterstützer bekommen. Wir haben seit Jahren die Saalesparkasse an unserer Seite. Aber wir haben die Festtage vom 5. bis 8. Mai 2015, dazu kommen Motetten, Begegnungen mit Kruzianern und Thomanern. Es wird eine Konzertreise durch Deutschland geben im Juni. Wovon wir uns als Förderverein viel versprechen: Wir wollen eine Hallesche Straßenbahn ganzjährig mit Werbung für den Stadtsingechor fahren lassen, weil wir uns davon erhoffen, dass die Bekanntheit unseres Chores noch wesentlich größer wird als sie es jetzt schon ist. Im Rahmen der Festtage wird eine Ausstellung im Stadtmuseum von Halle eröffnet, die die Zeit von der Entstehung bis zum heutigen Tag widerspiegeln wird. Dann wird es eine Publikation über den Stadtsingechor geben. Nicht zuletzt wird der Chor die Konzertreihe „Unerhörtes Mitteldeutschland“ eröffnen und das Abschlusskonzert der Händelfestspiele gestalten. Es ist eine Vielzahl an kleineren und größeren Vorhaben, die alle Geld kosten. Dafür brauchen wir diese Spendenaktion!“

DieNotenpatenschaft kann ab sofort für 50 Euro über die Internetseite des Stadtsingechores www.stadtsingechor-zu-halle.de abgeschlossen werden. Alle Notenpaten erhalten dann im Mai 2016 eine Urkunde mit genau dem Takt, den sie den Chorjungs gestiftet haben. Am Sonntag, den 8. Mai 2016 wird das Jubiläumswerk „Nongenti – 900“ in der Marktkirche zu Halle im Rahmen des Festkonzertes uraufgeführt. Dann wird auch die Mozartfassung von Händels Messias erklingen. Der Stadtsingechor zu Halle freut sich über jeden Notenpaten, der ihm ein takt-volles Jubiläum ermöglicht.

Elternrat des Stadtsingechores mit Unterstützung des Fördervereins des Chores