Franckesche Stiftungen: Wie Preußen seine Prinzen erzieht – August Hermann Francke berät in Erziehungsfragen

Franckesche Stiftungen: Wie Preußen seine Prinzen erzieht – August Hermann Francke berät in Erziehungsfragen
von 30. Januar 2018

Mit dieser Frage sahen sich auch Kurfürst Friedrich III. und seine Gattin Sophie Charlotte konfrontiert. Während der Kurfürst seinen Sohn, Thronfolger Friedrich Wilhelm (1688-1740), den späteren „Soldatenkönig“, nach religiös-calvinistischem Vorbild ausbilden wollte, präferierte Sophie Charlotte eine mondäne Ausrichtung nach dem Vorbild Leibniz‘. Als Vermittler wurde schließlich der hallesche Pädagoge August Hermann Francke (1663–1727) zurate gezogen. Francke ließ dem Kurfürsten 1694 „Einige Gedancken von der Auferziehung eines zum Regiment destinirten Printzen“ zukommen, legte seinem eigenen Entziehungsentwurf aber zugleich auch einen Text von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) zugrunde. So wurde ein Erziehungsprogramm geschaffen, das die pietistische Pädagogik Franckes und die aufgeklärten Ansätze zur Prinzenerziehung Leibniz‘ vereinigt, wobei deutlich wird, „dass Franckes ‚Gottes=Furcht‘ sehr viel mehr Einfluss auf die Erziehung Friedrich Wilhelms erlangt hat als Leibniz‘ Ideal des ‚honnestte homme‘“ (Schmitt-Maaß: 34). Francke beeinflusste dadurch nicht nur die Erziehung Friedrich Wilhelms, sondern auch die dessen Sohnes, Kronprinz Friedrich (1712-1786), den späteren Friedrich den Großen.

Dr. Christoph Schmitt-Maaß wertete in seinem 2016 in der renommierten Reihe „Hallesche Quellenpublikationen und Repertorien“ des Verlages der Franckeschen Stiftungen erschienenen Buch Archivalien der Franckeschen Stiftungen und des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz (Berlin) aus. Im Gespräch mit Prof. Dr. Holger Zaunstöck wird er zeigen, wie die pietistischen und aufklärerischen Ansätze die Erziehung der preußischen Eliten beeinflussten und sich schließlich Franckes Ideen beim brandenburgischen Herrscherhaus durchsetzten. Die Erziehungsinstruktionen Franckes werden als Archivalien zu sehen sein.

Publikation: „Gottes furcht“ und „honnêteté“. Die Erziehungsinstruktionen für Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg-Preußen durch August Hermann Francke und Gottfried Wilhelm Leibniz. Hg. v. Christoph Schmitt-Maaß. Halle: Verlag der Franckeschen Stiftungen, 2016. 101 Seiten, ISBN 978-3-447-10602-3.

Erster Veranstaltungsabend der Reihe Adelserziehung in Preußen: Kronprinz, Katte, Zinzendorf zum Thema: „Pietistische Pädagogik und aufgeklärte Prinzenerziehung. Die Erziehungsinstruktionen von Francke und Leibniz für das preußische Herrscherhaus“

Mit:

Prof. Dr. Holger Zaunstöck, Stabsstelle Forschung der Franckeschen Stiftungen

Dr. Christoph Schmitt-Maaß, Literaturwissenschaftler

Mittwoch | 31. Januar 2018 | 18.00 Uhr

Historisches Waisenhaus | Amerika-Zimmer

DIE WEITEREN VORTRAGSABENDE IM ÜBERBLICK

Neu entdeckt und neu erschienen

Adelserziehung in Preußen: Kronprinz, Katte, Zinzendorf

moderiert von Prof. Dr. Holger Zaunstöck, Stabsstelle Forschung der Franckeschen Stiftungen

Mittwoch | 21. Februar | 18.00 Uhr

Katte und Kronprinz Friedrich – Ein Ausbruch aus den Zwängen ihrer Zeit?

Autorenlesung mit anschließender Diskussion mit Michael Roes, Autor des Buches „Zeithain“ und Prof. Dr. Andreas Pecar, Historiker

Mittwoch | 7. März | 18.00 Uhr

Nikolaus Graf von Zinzendorf als Schüler des Königlichen Pädagogiums

Buchvorstellung und Gespräch mit Dr. Otto Teigeler (Abendveranstaltung im Rahmen der Tagung zur „Bestimmung des Verhältnisses von Herrnhuter und Hallischem Pietismus“)