Mensch, wie geht Gerechtigkeit?

von 12. August 2021

Der Fokus bildet sich in Talks zu brandaktuellen Themen wie Impf- und Klimagerechtigkeit, Diversität in den Wissenschaften und politischem Aktivismus mit bekannten Expert*innen wie Jutta Allmendinger, Maja Göpel, Emilia Roig oder Yanis Varoufakis ab.

Dazu spannen internationale Beiträge des Filmprogramms den Bogen von Schicksalen Geflüchteter über den Kampf um Bildungschancen hin zu neuen Perspektiven auf die Natur. Kunst-Installationen und Performances spüren kritisch, aber auch hoffnungsvoll Ungerechtigkeit und Diskriminierung nach. Jugendliche kommen mit eigenen Studien und Fragen an Wissenschaftler*innen zu Wort.

„Mit vielfältigen interaktiven Formaten möchten wir zeigen, in welchen Themenbereichen Ungleichheit weltweit verankert ist. Wir freuen uns, dass wir die kreativen und innovativen Lösungsmodelle, die in den verschiedenen Bereichen der Kunst, Wissenschaft und Politik erarbeitet werden, beim SILBERSALZ Festival für ein breites Publikum bei freiem Eintritt erfahrbar machen können“, sagt Donata von Perfall, Direktorin Documentary Campus und Leiterin SILBERSALZ.

„Wie geht Gerechtigkeit? – Eine scheinbar einfache Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. Ich freue mich, dass wir nun schon mit den spannenden Angeboten der vierten Ausgabe des SILBERSALZ Festivals wissenschaftliche Themen immer wieder aufs Neue in Halle (Saale) erlebbar und für alle zugänglich machen können“, erklärt Staats- und Kulturminister Robra.

„Halle (Saale) freut sich sehr, zum vierten Mal Gastgeberstadt des international beachteten und gewürdigten SILBERSALZ Festivals zu sein. Im Jahr 2018 als Experiment gestartet, ist SILBERSALZ inzwischen fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders. Das Format passt zu unserer Stadt: modern, jung, konfrontativ und vielfältig. SILBERSALZ greift aktuelle Themen auf, denen sich niemand entziehen kann und darf: Klimagerechtigkeit, Diversität, Konsum, Ressourcenknappheit und Zukunftsfähigkeit. Die Wissenschafts- und Kulturstadt Halle (Saale) wird einmal mehr ein wunderbarer Gastgeber sein. Ich danke allen Akteuren und Organisatoren – insbesondere der Robert Bosch Stiftung und Documentary Campus für die Vorbereitung und Durchführung.“, so Egbert Geier, Bürgermeister der Stadt Halle (Saale).

„Mit dem SILBERSALZ Festival wollen wir Menschen aus der Mitte der Gesellschaft für Wissenschaft und wissenschaftliche Debatten begeistern und neugierig machen“, sagt Henry Alt-Haaker, Leiter Strategische Partnerschaften und Robert Bosch Academy der Robert Bosch Stiftung.

AUSSTELLUNGEN [&] PERFORMANCES

Mit viel Verstand und allen Sinnen geht SILBERSALZ sein großes Thema an: Die optisch und akustisch spektakuläre Show „Le Concert de Feu“ der Streetart Company „Les Commandos Percu“ startet sinnlicherfahrbar mit Perkussion und Feuerwerk. Die Künstler*innen sind überzeugt davon, dass alle Menschen in einem gemeinsamen Rhythmus verbunden sind und spüren diesem in einer nächtlichen Open Air Performance nach.

Nachdenklich stimmt „Anthropocene in C Major“ von Jamie Perera. Die Live Performance lädt die Besucher*innen ein, in Klimadaten übersetze Klänge zu hören. Wie klingt sie, die sterbende Erde? Wie der Mensch in seinem „Yearing for the infinite“ erklingt, bildet Max Cooper in seiner Performance musikalisch und visuell ab.

Interaktive Installationen laden die Festivalbesucher*innen dazu ein, sich intuitiv den Themen Künstliche Intelligenz („Augenblick“), Überheblichkeit („Captured“), Lebenselixier Wasser („Clams“), Klimaerwärmung („Rhone“) und Soziale Kosten von Konsum („7 Grams“) zu nähern.

SILBERSALZ SPRICHT

SILBERSALZ setzt virulente Themen auf die Agenda: „Wie halten wir es mit der Impfgerechtigkeit?“, fragen Wissenschaftsjournalist Kai Kupferschmidt und Tahir Amin, CEO Initiative for Medicines, Access [&] Knowledge.

Damit Hand in Hand geht die Intersektionalität von Umweltfragen – wie werden Probleme wie Armut und Rassismus in deren Beantwortung berücksichtigt? Fritz Habekuß, die Zeit, moderiert die Diskussion zwischen Saleemul Huq, Leiter des Internationalen Zentrums für Klimawandel und Entwicklung (ICCCAD) an der Independent University Bangladesh (IUB) in Dhaka und Kira Vinke, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Astrophysikerin Suzanna Randall forscht im Weltall, Meeresforscherin Antje Boetius in den Tiefen der Ozeane. Beide treffen sich in Halle (Saale) und reflektieren über die Rolle von Gerechtigkeit in ihrer Forschungsarbeit. Spekulativ-ökonomisch geht es im ersten Science-Fiction Roman „In ein anderes Jetzt“ von Yanis Varoufakis zu – darüber spricht die Journalistin Angela Richter mit dem griechischen Politiker und Ökonom.

Weitere international renommierte Wissenschaftler*innen und Expert*innen wie die Juristin, Journalistin und Autorin Ece Temelkuran, Ökonom Niko Paech, Autor Marcus Gilroy-Ware, die panafrikanische Aktivistin und Diplomatin Aya Chebbi, Gründer und Autor Waldemar Zeller sowie die Autorin Kübra Gümüsay kommen zu Wort.

Die Fachkonferenz zum Thema „The Art of Science Communication“ ergänzt das wissenschaftliche Spektrum des Festivals.

FILMPROGRAMM

Das umfangreiche internationale Filmprogramm präsentiert 12 neue Beiträge aus den Jahren 2020/21, so zum Beispiel:

„Picture a Scientist“ (USA, 2020) thematisiert Arbeitsbedingungen und Diversität in der Wissenschaftsbranche – jüngst auch medial im Kontext von #IchBinHanna verhandelt. Im Gespräch zum Film spricht die Präsidentin des Wissenschafszentrums Berlin (WZB), Jutta Allmendinger, mit Emilia Roig, Gründerin des Center for Intersectional Justice.

Der Dokumentarfilm „The New Corporation“ (Kanada, 2020) zeigt, welche Abhängigkeiten entstehen, wenn global agierende Großkonzerne soziale Einrichtungen wie Schulen oder Krankenhäuser finanzieren.

Die Europapremiere des Dokumentarfilms „Solutions“ (Dänemark, 2021) zeigt, wie Wissenschaftler*innen händeringend nach Lösungen für die aktuellen großen Fragen suchen – begleitet von einem Nachgespräch zwischen Politökonomin und Autorin Maja Göpel und Regisseurin Pernille Rose GrØnkjær.

Auch fiktional übersetzen einige Beiträge gesellschaftliche Herausforderung in Bild und Sprache: Dem Generationenkonflikt der Umweltfrage nähert sich der Spielfilm „Red Soil“ (Frankreich, 2020, Deutschlandpremiere) als Thriller, in dem Vater und Tochter in derselben korrupten Chemiefabrik arbeiten.

Der Jugendfilm„Mission Ulja Funk“ (2021, Deutschland, Luxemburg, Polen, Vorpremiere) richtet sich direkt an die Fridays for Future Generation – die 12-jährige Ulja muss die Erde vor dem Aus durch einen Asteroiden retten – aber niemand will ihr glauben, dass es wirklich ernst ist.

Eine Auswahl von Filmen aus dem Festivalprogramm wird in Zusammenarbeit mit dem Human Rights Film Festival Berlin auch deutschlandweit online verfügbar sein.

SILBERSALZ for and made BY YOUTH

„Warum empfinden wir etwas als gerecht oder ungerecht?“ Darüber sprechen Jugendliche mit Karamba Diaby, MdB und Integrationsbeauftragter und Marie-Claire Foblets, Max-Planck-Institut.

Drei Schulen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen präsentieren auf dem Festival die Ergebnisse ihrer Studien „Pandemie und demokratische Rechte – Jugendliche Fragen“, die sie gemeinsam mit dem Zentrum für Sozialforschung Halle durchgeführt haben.

Auf der Youth Maker [&] Game Convention gibt es für junge Menschen in der Passage 13 Wissenschaft zum Anfassen, Ausprobieren, Experimentieren und Diskutieren.

Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos.

Festivalprogramm: www.silbersalz-festival.com/de/programme

AUF EINEN BLICK

Event SILBERSALZ Festival 2021
Termin Mittwoch, 15. – Sonntag, 19. September 2021
Thema Ungleichheit
Ort Halle (Saale), diverse Spielstätten
Eintritt frei
Programm www.silbersalz-festival.com/de/programme
Talks / Filme / Kunst-Installation / Performances Workshops für Jugendliche

Das SILBERSALZ Festival, 2018 initiiert von der Robert Bosch Stiftung und Documentary Campus, ist eine Plattform im Spannungsfeld von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Demokratie und Gesellschaft.

www.bosch-stiftung.de/wissenschaft

www.documentary-campus.com