Originalklang – Illusion und Realität

von 9. Februar 2017

Viele BesucherInnen eines Musikinstrumenten-Museums äußern die Erwartung, dass sich die meisten Instrumente in einem spielbaren Zustand befänden und man darauf den Originalklang hören könne. Abgesehen davon, dass wohl nur eine Minderzahl der erhaltenen Instrumente in Verwendung genommen werden kann, kommt dem jeweils subjektiv erlebbaren Klang nur dann eine gewisse Relevanz zu, wenn zuvor bestimmte objektive Kriterien erfüllt sind. Dies trifft jedoch nur für wenige historische Instrumente zu, die dann von Instrumentenbauern, Musikern, Restauratoren und Wissenschaftlern als Orientierungshilfe herangezogen werden können. Denn die Tatsache allein, dass ein Instrument irgendwelche Töne von sich gibt, sagt noch nichts über deren „Originalität“ aus. – Die eigentliche Aufgabe eines Instrumentenmuseums besteht in der Bewahrung, Erschließung und Deutung von authentischer Information. Die wissenschaftliche Aufbereitung dieser objektiven Daten und Fakten erlaubt Aussagen über Konstruktionsprinzipien, Bautechnologien und Spielpraxis der Entstehungszeit. Diese wiederum können als Grundlage für wohlverstandene Nachbauten herangezogen werden. Gespielt von Musikern, die mit der historischen Aufführungspraxis vertraut sind, dürfen wir von diesen Instrumenten „Originalklang“ erwarten.

Dr. Alfons Huber ist seit 1983 leitender Restaurator der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums in Wien. Seit 2005 hat er an der Akademie der bildenden Künste in Wien einen Lehrauftrag über Konservierung und Restaurierung von Musikinstrumenten.

Der Eintritt zum Vortrag ist frei.

Die Vorträge der Reihe „Musik hinterfragt“ werden vom Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e.V. freundlicherweise unterstützt.